Gottes erste Diener
Augenblick
betrat Heinrich von Deutschland die Bühne. Er war für zwei Dinge bekannt: Er
haßte Simonie, und er wollte mehr als alles auf der Welt Kaiser werden. Durchgreifen
half, wo moralische Ermahnungen versagt hatten.
In Sutria auf dem Weg nach Rom
berief er eine Synode ein. Seiner Anweisung entsprechend wurde Sylvester als
Schwindler verurteilt; er wurde laisiert und dazu verdammt, den Rest seiner
Tage in einem sehr strengen Kloster zu verbringen, falls ein solches sich denn
finden ließe. Benedikt war zurückgetreten, und nach Heinrichs Meinung hatte er
seine päpstlichen Brücken hinter sich verbrannt. Was Gregor VI. betraf, so
dankte ihm Heinrich dafür, daß er die Kirche von einer Plage befreit habe, doch
er hätte es nicht mit dem Mittel der Simonie tun sollen. Dies war ein Grund zum
Rücktritt.
Im wahrsten Sinne des Wortes
mit dem weltlichen Schwert konfrontiert, erklärte Gregor: »Ich, Gregor,
Bischof, Diener der Diener Gottes, beschließe wegen der Simonie, die sich durch
die List des Teufels in meine Wahl eingeschlichen hat, daß ich vom Amt des
Bischofs von Rom abgesetzt werden muß.«
Anwesend bei seinem Sturz war
sein junger Kaplan, der Mönch Hildebrand, später Gregor VII. Er sah, wie der
Schlechte den Guten schlug, und er sollte nie vergessen oder vergeben.
Als neuen Papst wählte Heinrich
Clemens II. Am Tag seiner Ernennung krönte er Heinrich zum Kaiser, und danach
setzte sich Heinrich wie später Napoleon den Reif auf, den die Römer seit
alters benutzten, um ihre Patrizier zu krönen. Mit dieser Geste zeigte
Heinrich, daß er das Haupt der Christenheit war; der Bischof von Rom war nichts
als sein Privatkaplan. Den alten Papst nahm er mit nach Deutschland, um
sicherzustellen, daß er keinen Ärger machte. Gregor starb bald im Exil, und als
auch Clemens zu seinem Schöpfer heimging, sprang Benedikt noch einmal für acht
Monate auf den Papstthron.
Heinrich hatte zuviel zu tun,
um sich mit ihm zu befassen, doch er befahl Graf Bonifaz von Tusculum,
Theophylactus ein für allemal zur Räson zu bringen. Der neue Papst, Damasus
II., gab seinen Geist bald auf—vergiftet, wie man munkelte, von Benedikt. Es
war wahrscheinlich nichts weiter als das Klima.
Mit seinem Tod war die Bahn
wieder frei für Benedikt, doch er beschloß, es sei nun genug. Er zog sich in
das Kloster von Grottaferrata zurück, wo er, wie man mit einer gewissen
Zweideutigkeit sagte, dem Rest der Gemeinschaft mit seinem Leben ein Beispiel
war.
In diesem düsteren Moment für
das Papsttum schien es, als hätte sich Gott der Kirche erbarmt. Er schickte
zwei Päpste, die für viele katholische Historiker die größten der ganzen
Kirchengeschichte waren: Gregor VII. und Innozenz III.
4. Kapitel
Das Papsttum in seiner Blütezeit
Er war der einzige Papst,der sich selbst kanonisiert hat, aber er blieb vor allem
in der Erinnerung als ein Mann, den eine einzige Erinnerung umtrieb. Sie
verfolgte ihn fast vierzig Jahre lang, bis er starb — wahrscheinlich der am
meisten verehrte und der machtgierigste Oberhirte der Geschichte.
Die Erinnerung, die das Hirn
von Hildebrand (der den Namen Gregor VII. annahm) praktisch erweichte, war die
Absetzung und Demütigung seines Namenspatrons Gregor VI. 1046. Der Sünder, der
das getan hatte, war Kaiser Heinrich III., der an seiner Stelle eine Marionette
auf den Papstthron gesetzt hatte.
Es schmerzte den jungen
Hildebrand in der Seele, als er Gregor VI. ins deutsche Exil begleitete und
auch, als er in die Benediktinerabtei von Cluny eingetreten war und dort mit
der Zeit zum Prior aufstieg. Es schmerzte ihn immer noch, als er nach Rom
berufen wurde und achtzehn Jahre lang vier Päpsten als Berater und schließlich
Kanzler diente. Die bittere Erinnerung kam vor allem 1073 an die Oberfläche,
als in der berstend vollen Lateranbasilika das Begräbnis Alexanders II.
begangen wurde und die Gemeinde spontan ausrief: »Hildebrand ist Papst. Petrus
hat ihn erwählt.« Normalerweise hätte Hildebrand eine so primitive Art der
Papstwahl mit Verachtung gestraft. Er hatte einen früheren Papst überredet, die
Wahl ausschließlich dem Kardinalskollegium zu überlassen. Doch nun akzeptierte
er »den Willen Petri«.
Unverzüglich sandte der
designierte Papst, ein Zwerg, homuncio, eine Nachricht an den jungen
Kaiser Heinrich IV. und bat um Anerkennung. In seinem ganzen Leben widerstrebte
ihm nichts mehr, als einen gottlosen, unter ihm stehenden Mann um etwas zu
bitten — er,
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