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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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Rabbi dankte dem Papst mit niedergeschlagenen Augen für
seine gütigen Worte, zog sich zurück und bekam eine Tracht Prügel.
    Weiter ging die Prozession,
über das Forum. Rom, wie Innozenz es erbte, war nichts als ein weites,
unbebautes Feld, umgeben von der lückenhaften, moosbewachsenen Aurelianischen
Mauer.
    Der Oberhirte beschloß, hier
aufzuräumen und seiner Familie einen Turm zu bauen, den Torre de’ Conti, der
die ganze Stadt überragen sollte. Vorbei an Haufen aus Steinen von Tempeln,
Bädern und zerbrochenen Aquädukten und dem Kolosseum zog Innozenz zum Lateran.
    Dort nahm er den Treueeid des
römischen Senats entgegen, ließ sich von Prälaten und Fürsten den Fuß küssen,
und nachdem er den Armen und weniger Armen reichlich Almosen gegeben hatte, lud
er die Adligen zu einem Festmahl ein.
    Der Oberhirte saß allein, wie
es einer Gottheit ansteht. Die Gefäße waren vom Kostbarsten. Der älteste
anwesende Fürst servierte ihm den ersten Gang, bevor er seinen Platz am Tisch
bei den Kardinalen einnahm. Innozenz aß nicht viel; seine Gesundheit war nie
besonders gut. Seinen schwächlichen Körper kompensierte er mit dem ehernsten
Willen, den ein Papst je hatte. Er plante schon, seinen Lieblingstitel
»Beherrscher der Welt« zu einer Realität zu machen.
     
    Bei seinem Amtsantritt war das
Papsttum in Rom praktisch machtlos. Sein erstes Ziel war, wie das vieler Päpste
vor und nach ihm, die Wiederherstellung seines weltlichen Besitzstandes. Wenig
später hatte er aus Rom einen Klerikerstaat gemacht. Ein Kritiker im Senat
klagte: »Er hat Rom gerupft, wie der Falke eine Henne rupft.« Innerhalb von
zwei Jahren war er — nicht der Kaiser — Herr über Rom und Italien. Allerdings
ging nicht alles nach Wunsch.
    Anfang Mai 1203 war er durch
einen kurzen Aufstand der römischen Bürger gezwungen, nach Palestrina zu
fliehen. Im folgenden Jahr war er zu krank, um die Berichte über die Ritter des
vierten Kreuzzugs zu hören, die das barbarischste aller mittelalterlichen
Verbrechen begangen hatten: Sie hatten Konstantinopel geplündert. In der
großartigen alten Hagia Sophia waren die Kaisergräber geschändet, Reliquien
waren gestohlen, Frauen, sogar Nonnen, waren vergewaltigt und ermordet worden.
Die berühmteste Stadt der Welt war dem Erdboden gleichgemacht — von
christlichen Soldaten, die anscheinend dachten, Schismatiker hätten keine
Rechte in dieser oder der nächsten Welt.
    Dieses erste Beispiel des
Vandalismus unter Christen ist von den Griechen nie vergessen worden. Innozenz
war nicht gerade hilfreich, als er einen Venezianer zum lateinischen
Patriarchen von Byzanz ernannte.
    Nach zwei Jahren machte
Innozenz seinen Frieden mit der Stadt Rom und kehrte zurück, um die
Amtsgeschäfte wieder aufzunehmen. Das Exil hatte seinen Machthunger nur
gesteigert. Frühere Päpste waren nicht unglücklich gewesen, »Stellvertreter
Petri« tituliert zu werden. Er lehnte den Titel ab. »Wir sind Nachfolger Petri,
aber nicht sein oder irgendeines Menschen oder Apostels Stellvertreter. Wir
sind der Stellvertreter Jesu Christi, vor dem jedes Knie sich beugen wird.«
Selbst — nein, besonders die Knie von Königen und Kaisern.
    Die Kirche, sagte er, ist die
Seele, das Kaiserreich nur der Leib der Welt. Die Kirche ist die Sonne, das
Reich ein toter Mond, der das Licht des großen Gestirns, der Kirche Christi,
reflektiert.
    Innozenz’ Gesellschaftslehre
widersprach der Bibel. Für ihn war fürstliche Macht eine Art Usurpation; nur
priesterliche Herrschaft war von Gott. Dies war Manichäismus, angewandt auf die
Beziehungen zwischen Kirche und Staat. Die Kirche, geistig, war gut; der Staat,
materiell, war im wesentlichen das Werk des Teufels. Dieser nackte politische
Absolutismus untergrub die Autorität der Könige. Wären sie ernst genommen
worden, so hätten seine Theorien zur Anarchie geführt.
    Innozenz dachte natürlich nicht
so, denn er fühlte sich imstande, Kirche und Staat gleichzeitig zu beherrschen.
Dies war sein erklärtes Ziel. Doch unter welchem Vorwand konnte er die weltliche
Gesellschaft beherrschen? Die Antwort lautete: Sünde. Wo immer es Sünde gab,
war der Papst allmächtig. Und wo in Kirche und Staat gab es keine Sünde? Es
zahlte sich für ihn aus, Landesherren in den düstersten Farben zu malen. Es gab
ihm in seinen eigenen Augen das Recht, für die ganze Welt die Gesetze zu
machen.
    Er brauchte gefügige Werkzeuge.
Er wählte Otto IV. als Kaiser, weil er versprach, alles zu tun, was der Papst
ihm

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