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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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unmögliche Gesetze
wurden verabschiedet, so daß die Kurie am Verkauf von Dispensen reich werden
konnte. Bezahlung wurde verlangt für die Dispensierung vom Fasten in der
Fastenzeit. Auch für die Erlaubnis, daß kranke oder alte Mönche im Bett
blieben, statt in der Nacht zum Offizium aufzustehen. Vor allem die Ehe war
eine reiche Einkommensquelle. Es wurden Blutsbande zwischen Paaren
festgestellt, die nie geträumt hatten, sie wären verwandt. Dispense für
Blutsverwandtschaft bei Heiraten brachten jährlich eine Million Goldflorin ein.
    In der Renaissance nahm man als
selbstverständlich an, daß die höchsten Kleriker die schönsten Frauen hatten,
und ganze Diözesen hatten offen klerikales Konkubinat. Der römische Klerus
trieb es unter den Augen der Kurie am ärgsten. Nichts von alledem ist
überraschend. Ämter und Pfründen wurden gekauft und verkauft wie jede andere
Ware. Der Klerus hatte keine Übung in Selbstdisziplin. Sie wollten einfach eine
Pfründe und ein faules Leben. Viele konnten nicht lesen und schreiben; sie
standen am Altar und murmelten unverständlichen Unsinn, weil sie Latein noch
nicht einmal nachsprechen konnten. Die schlimmste Beleidigung für einen Laien
war es damals, ihn einen Priester zu nennen.
    Nach Konstanz erhob sich auf
allen Seiten Protest. Martin V. selbst räumte ein, daß viele Klöster
Lasterhöhlen waren. Bischöfe, Universitäten, Klöster riefen nach einem Konzil,
um die Mißbräuche abzuschaffen. Die in Konstanz überlistete und überstimmte
Kurie überzeugte den Papst, daß ein Konzil nicht in seinem Interesse wäre.
    In Konstanz hatte es aber einen
feierlichen Vorsatz gegeben, daß innerhalb von zehn Jahren und danach in
regelmäßigen Abständen ein Konzil gehalten werden sollte. Trotz der kurialen
Bemühungen, es zu hintertreiben, trat 1432 in Basel ein Konzil zusammen. Die
Bischöfe zeigten, daß sie es ernst meinten.
     
    Von
nun an sollen alle kirchlichen Ernennungen in Übereinstimmung mit den Kanones
der Kirche geschehen; alle Simonie soll auf hören. Von nun an sollen alle
Priester, ob höchsten oder niedrigsten Ranges, ihre Konkubinen fortschaffen,
und jeder, der die Forderungen dieses Beschlusses innerhalb von zwei Monaten
mißachtet, soll sein Amt verlieren, selbst wenn er der Bischof von Rom wäre.
Von nun an soll die kirchliche Verwaltung jedes Landes nicht länger von
päpstlichen Launenabhängen.... Der Mißbrauch des Banns und des Anathemas durch
die Päpste soll auf hören... . Von nun an soll die römische Kurie, d. h. die Päpste, keine Gebühren für
kirchliche Ämter fordern oder annehmen. Von nun an sollte ein Papst nicht an
die Schätze dieser Welt denken, sondern nur an die der künftigen.
     
    Dies war starker Tobak. Zu
stark. Der herrschende Papst, Eugen IV., berief sein eigenes Konzil in Florenz
ein. Basel nannte er ein »Bettlerpack, vulgäre Kerle vom niedrigsten Bodensatz
des Klerus, Abtrünnige, lästernde Rebellen, Gotteslästerer, Galgenvögel, die
ohne Ausnahme nur verdienen, zum Teufel zurückgescheucht zu werden, von dem sie
gekommen sind«. Das Papsttum hatte seine Chance verscherzt; weitere sollte es
nicht geben. Dasselbe Jahrhundert, in dem Eugen IV. die besten Reformbestrebungen
von Basel brandmarkte, sollte mit dem Papst enden, der vor allen anderen vom
Teufel gekommen war: Alexander Borgia.
     
     
    Der Sturm braut sich zusammen
     
    Im fünfzehnten Jahrhundert erhob sich nicht eine Stimme zur Verteidigung des Papsttums.
Bei Männern wie Francesco delle Rovere auf dem Thron war das nicht schwer zu
begreifen.
    Francesco wurde 1471 Sixtus IV.
Er hatte etliche Söhne, die nach zeitgenössischer Sitte »Neffen des Papstes«
genannt wurden. Sixtus verlieh drei Neffen und sechs anderen Verwandten den
roten Hut. Unter den so Bedachten war Giuliano delle Rovere, der künftige
Julius II.
    Sixtus’ Favorit war Pietro
Riario, den der Historiker Theodor Griesinger für seinen Sohn von seiner
eigenen Schwester hielt. Gewiß hatte der neue Papst eine alarmierende Vorliebe
für den Jungen. Er machte ihn zum Bischof von Treviso, Kardinal-Erzbischof von
Sevilla, Patriarch von Konstantinopel, Erzbischof von Valencia und Erzbischof
von Florenz. Bis dahin war Pietro Franziskaner gewesen. Jedes Jahr hatte er
seinen Habit gebacken, um die Parasiten abzutöten. Als er Kardinal wurde,
änderte er sich. Er wurde zum Geldausgeber in großem Stil, hielt sich Hofdamen
und versorgte sie mit Nachttöpfen aus Gold. Die Chronisten der Zeit beklagen
die

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