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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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niedrigen Zwecke, für die die Schätze der Kirche eingesetzt wurden. Riario
sollte jung sterben, völlig ausgebrannt.
    Sixtus IV. baute die nach ihm
benannte Kapelle, in der alle Päpste jetzt gewählt werden. Sie hat Glanz und
Elend gesehen. Kardinäle haben dort Picknicks und Biwaks, Nachtlager und oft
Schlägereien gehabt. Unter ihren Gewölben stellte Napoleon seine Pferde ein.
Die Sixtinische Kapelle ist nur ein Schmuckstück in einem Vatikan, der an Kunst
und Architektur rasch immer glänzender wurde, während im Inneren Korruption
herrschte. Sixtus war der erste Papst, der an die Bordelle Roms Lizenzen
vergab; sie brachten ihm dreißigtausend Dukaten pro Jahr. Auch verdiente er
erheblich an einer Steuer für Priester, die sich Mätressen hielten. Eine
weitere Einkommensquelle waren die Privilegien, die er reichen Männern
gewährte, »damit sie gewisse Matronen in Abwesenheit ihrer Ehemänner trösten
können«.
    Im Bereich der Ablässe zeigte
Sixtus einen Anflug von Genie. Er war der erste Papst, der beschloß, sie
könnten auf Tote angewendet werden. Selbst er war überwältigt von ihrer
Beliebtheit. Sie waren eine unerschöpfliche Einkommensquelle, die selbst seine
habgierigsten Vorgänger sich nicht erträumt hatten. Die Implikationen waren
atemberaubend: Der Papst, ein Geschöpf aus Fleisch und Blut, hatte Macht über
das Reich der Toten. Seelen, die für ihre Missetaten in der Pein waren, konnten
durch sein Wort befreit werden, vorausgesetzt, ihre frommen Verwandten ließen
etwas springen. Und wer hätte das nicht getan, wenn er einen Funken christlichen
Anstand hatte? Witwen und Witwer, Eltern toter Kinder gaben alles, was sie
hatten, um ihre Lieben aus dem Fegefeuer zu befreien, das in immer schaurigeren
Farben ausgemalt wurde.
    Für die Toten beten war eine
Sache — für sie zahlen eine andere. Man ließ die einfachen Leute glauben, der
Papst oder die, die in ihr Dorf kamen und den Ablaß des Papstes verkauften,
garantierten ihren Toten den Aufstieg zum Himmel auf den Schwingen des
Ablasses. Das Potential zu Mißbräuchen war erheblich. Der Reliquienverkauf seit
dem zehnten Jahrhundert war schlimm genug gewesen. Tatsächlich waren lange Zeit
Roms wichtigste Exportartikel Leichen gewesen, am Stück oder in Teilen. Sie
wurden für große Summen an Pilger verkauft. T. H. Dyer hat geschrieben: »Der
Zeh oder Finger eines Märtyrers konnte vielleicht ein Stück für einen Mann von
bescheidenen Mitteln sein, doch Fürsten und Bischöfe konnten sich ein ganzes
Skelett leisten.« Mit den Katakomben als einer Art päpstliches Eldorado zur
Verfügung, verschenkten viele Päpste Märtyrerknochen an Städte, in denen sie
sich beliebt machen wollten. Sixtus’ Talent bestand in folgendem: Er
verschenkte nichts, außer Ungreifbarem. Märtyrerknochen waren wie öl keine
erneuerbare Ressource, doch Ablässe waren unbegrenzt und konnten jedem Geldbeutel
in der Preisgestaltung entsprechen. Von dem Geber oder Empfänger wurde nichts
verlangt, kein Mitleid oder Gebet und keine Reue — nur Geld. Keine Praxis war
je unfrommer als diese. Der Papst bereicherte sich an der Übervorteilung der
Armen.
    Das Fegefeuer hatte keine
Berechtigung, weder in der Schrift noch in der Logik. Seine wirkliche Basis war
päpstliche Habgier. Ein Engländer, Simon Fish, legte das 1529 in A
Supplicacyion for the Beggars zwingend dar.
     
    Es
wird kein Wort von alledem in der Heiligen Schrift gesprochen, und außerdem,
wenn der Papst mit seinen Ablässen für Geld eine Seele von dort befreien kann,
so kann er sie auch ohne Geld befreien: wenn er eine befreien kann, so kann er
auch tausend befreien: Wenn er tausend befreien kann, so kann er sie alle
befreien; und so das Fegefeuer zerstören: und dann ist er ein grausamer Tyrann,
ohne alles Erbarmen, wenn er sie dort im Gefängnis und in Pein läßt, bis die
Menschen ihm Geld geben.
     
    1478 veröffentlichte Sixtus
eine Bulle, die der Kirche sogar noch mehr schadete. Er sanktionierte die
Inquisition in Kastilien. Sie breitete sich buchstäblich wie Feuer aus. 1482
wurden allein in Andalusien zweitausend Ketzer verbrannt.
    Von Sixtus ist gesagt worden:
»Er watete mitratief in Verbrechen und Blutvergießen«, und dabei stürzte er
Italien in endlose Kriege. Als er in einer für das Papsttum relativ friedlichen
Zeit starb, meinte ein Witzbold, dieser Kriegsherr sei »vom Frieden erschlagen«
worden. Es hieß, er habe »die größtmögliche Konzentration menschlicher Bosheit
verkörpert«. Mit

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