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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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das Sagen hatten. Doch Borgia
versuchte, Laura als eine Orsini auszugeben, als sei Giulias Ehemann der Vater
von Giulias Kind. Dies war schwer zu glauben. Hinzu kam, wie Lorenzo Pucci, ein
Botschafter im Vatikan, seinem Herrn in Florenz schrieb: »Die Ähnlichkeit des
Kindes mit dem Papst ist derart, daß sie einfach von ihm sein muß.«
    Giulias Sohn Juan, bekannt als Infans
Romanus, das mysteriöse Römische Kind, war ebenfalls von ihm. Alexander muß
bis zum Ende Augustins Gebet wiederholt haben: »Herr, mach mich keusch, aber
noch nicht jetzt«, denn La bella Giulia schenkte ihm ein letztes Kind, nach ihm
Rodrigo genannt, zum Abschied, als er starb.
    Das Leben im Vatikan jener Tage
war nie langweilig oder ganz dem Evangelium gemäß. Es gab glaubhafte
Erzählungen von Sauf- und Sexorgien. Alexander wurde eine blutschänderische
Beziehung zu seiner Tochter, der bildschönen Lucrezia, nachgesagt. Wenn dies
zutraf, was nicht sicher ist, war es selbst für einen Renaissancepapst ein
Rekord, mit drei Generationen von Frauen geschlafen zu haben: seiner Tochter,
ihrer Mutter und ihrer Großmutter.
    Cesare, sein Sohn, war
Machiavellis Vorbild für den völlig skrupellosen Fürsten. Selbst sein Vater
fürchtete ihn. Lord Acton schrieb über ihn: »Da er weder für Gut noch Böse eine
Vorliebe hatte, wog er mit ruhigem und kühlem Geist ab, ob es besser war, einen
Mann zu verschonen oder ihm den Hals abzuschneiden.« Der florentinische
Staatsmann Francesco Guiccardini, der Condottiere der päpstlichen Armeen wurde,
vertraute seinem geheimen Notizbuch, den Ricordi, an, Cesare sei geboren
worden, »damit es in der Welt einen Mann gibt, der niedrig genug ist, die Pläne
seines Vaters Alexander VI. auszuführen«. In eindrucksvollem spanischem Stil
erstach Cesare einmal fünf Stiere mit einer Lanze auf dem Petersplatz und
köpfte dann einen sechsten mit einem einzigen Schwertstreich. Er fand nichts
dabei, einem Mann die Frau zu rauben, sie zu vergewaltigen und dann in den
Tiber zu werfen.
    Früh in seiner Regierungszeit
gab der Papst in nostalgischer Erinnerung Cesare seinen alten Bischofssitz
Valencia. Sein Sohn war damals ein hübscher Siebzehnjähriger mit hohem Nasenrücken,
düsteren schwarzen Augen und leicht rötlichem, dunklem Haar. Ein Jahr später,
in dem Konsistorium, bei dem Alexander den Bruder seiner Mätresse und den
fünfzehnjährigen Ippolito d’Este beförderte, wurde Cesare Kardinal.
    Dies war eine heikle Angelegenheit,
denn Kardinale sollen eigentlich ehelich geboren sein. Alexander löste das
Problem auf brillante Weise. Am 20. September 1493 Unterzeichnete er zwei
Bullen, beide bezeugt von den verläßlichsten Zeugen seines Hofes. Die erste
bewies zwingend, daß Cesare der Sohn von Vannozza und ihrem Mann war. In der
zweiten, die geheim veröffentlicht wurde, anerkannte der Papst Cesare als
seinen Sohn. In jenen Tagen gab es in Rom durchschnittlich vierzehn Morde pro
Tag. Wenn der Schuldige gefangen wurde, hatte Alexander keine Skrupel, ihn für
eine kleine Spende laufenzulassen. Wie er mit seinem gewinnenden Lächeln
bemerkte: »Der Herr will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er zahlt und
lebt.«
    Eine seiner weniger beliebten
Gewohnheiten war es, Kardinäle für eine fette Gebühr zu ernennen und sie dann
vergiften zu lassen, um den Umsatz zu steigern. Er bevorzugte Cantarella, ein
Gebräu, das vor allem aus weißem Arsen besteht. Die Kirche, bestimmte er,
konnte alle Besitztümer des Kardinals erben. Er als Stellvertreter Christi war
natürlich die Kirche. Einer der wenigen, die offen gegen den Skandal der
päpstlichen Kurie protestierten, war der dominikanische Prior von San Marco in
Florenz. Savonarola war der größte Prediger seiner Zeit, und ein späterer
Papst, Benedikt XIV., erklärte ihn für würdig, kanonisiert zu werden. Alexander
sah das anders. Er versuchte, den Dominikaner zum Schweigen zu bringen, indem
er ihm einen kostenlosen Kardinalshut versprach. Als das zu seiner Verblüffung
nicht verfing, gab es keine andere Wahl, als ihn statt dessen vor Gericht, an
den Galgen und auf den Scheiterhaufen zu bringen — obwohl der Papst, wie es
hieß, nicht nachtragend war.
     
    Drei turbulente Jahre
vergingen, bevor am letzten Abend des Oktobers 1501 eines der groteskesten
Ereignisse in der Geschichte des Vatikans eintrat. Es wurde in seinem üblichen,
pedantischen Stil von Burchard aufgeschrieben, dem persönlichen Berater von
vier aufeinanderfolgenden Päpsten, in Tagebüchern, die nur

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