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Gottes erste Diener

Gottes erste Diener

Titel: Gottes erste Diener Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter de Rosa
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arbeitslos geworden. Rom scheint es zufrieden, ihm
einen Maulkorb verpaßt und andere potentielle Abweichler in Europa und
Nordamerika gewarnt zu haben.
    Der holländische Theologe
Edward Schillebeeckx hat oft Ärger mit dem Heiligen Offizium bekommen; Pater
Leonardo Boff aus Brasilien, ein Experte für die Harmonisierung marxistischen
und katholischen Denkens, wurde ebenfalls gemaßregelt. Beide sind auf Bewährung
und haben Wohlverhalten versprochen. Johannes Paul hat deutlich gemacht, was er
will: Wie Gregor VII. und Pius IX. begnügt er sich mit nichts weniger als
totaler Unterordnung, selbst in heiß umstrittenen Angelegenheiten.
     
     
    Zielscheibe: die Jesuiten
     
    Eine größere Zielscheibe als
einzelne Theologen ist der Jesuitenorden gewesen.
Johannes Paul zeigte bald, daß er mit den traditionellen Vorkämpfern des
Papsttums nicht zufrieden war. Der damalige Ordensgeneral Pedro Aruppe stand im
Ruf, ein Liberaler zu sein. Er versuchte lediglich, die zukunftweisenden
Beschlüsse des Vaticanum II bei seinen Mitbrüdern umzusetzen. Als er krank
wurde, wurde P. Vincent O’Keefe zum geschäftsführenden Generalvikar ernannt.
O’Keefe, ein Amerikaner, war Rektor von Fordham gewesen, der
Jesuitenuniversität im Staat New York. Johannes Paul fand ihn unannehmbar. 1981
setzte er dem Orden den neunundsiebzigjährigen und fast blinden Paolo Dezza als
seinen persönlichen Delegaten vor die Nase. Kein Papst hatte je so etwas getan.
    Karl Rahner, der angesehenste
Theologe der Zeit, tat sich mit siebzehn weiteren führenden Jesuiten in
Deutschland zusammen, um den Papst zu bitten: »Heiliger Vater, erlauben Sie
uns, unseren künftigen Generaloberen in der Freiheit zu wählen, die seit
Anbeginn der Kirche immer eine Grundregel aller Orden dargestellt hat.«
    Der Papst war verärgert. Wenn
er von Jesuiten keinen blinden Gehorsam verlangen konnte, von wem dann? Hatte
der Ordensgründer Ignatius von Loyola nicht in den Exerzitien zu seinen
Anhängern gesagt: »Um zu der Wahrheit in allen Dingen zu gelangen, sollten wir
immer bereit sein zu glauben, das, was uns weiß scheint, sei schwarz, wenn die
hierarchische Kirche es so definiert?« Nein, bevor sie einen neuen General
haben durften, mußten die Jesuiten aufhören, von päpstlichen Äußerungen
abzuweichen. Erst, als er sicher war, daß sie ihr Verhalten ändern und einen
General wählen würden, der für ihn akzeptabel war, ließ er sie gewähren. Selbst
dann überließ er nichts dem Zufall. Er eröffnete persönlich die
dreiunddreißigste Vollversammlung im Jesuitenhaus im Borgo Santo Spirito in der
Nähe des Heiligen Offiziums. Er war der erste Papst, der dergleichen tat. Seine
Anwesenheit war nicht so sehr eine Ehrung als vielmehr eine Drohung. Beim
ersten Wahlgang wählten sie einen Gemäßigten, den Holländer P. Piet Hans
Kolvenbach.
    Nachdem er die Jesuiten auf die
Reihe gebracht hatte, wandte der Heilige Vater seine Aufmerksamkeit der größten
aller Zielscheiben zu.
     
     
    Zielscheibe: die Kirche in den
USA
     
    Außer in Holland, wo esfast totale Opposition zur katholischen Morallehre gibt
und wo Priesterweihen praktisch versiegt sind, ist die Krise nirgends spürbarer
als in den USA. Die Krise betrifft wohlgemerkt Strukturen, nicht den Geist der
Gemeinschaft, der weiterhin voller Leben und Hoffnung ist.
    1974, sechs Jahre nachdem Paul
VI. empfängnisverhütende Mittel verboten hatte, waren nur 13% der
amerikanischen Katholiken mit ihm einverstanden. Alles, was Erzbischof
Bernardin, der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, sagen konnte, war:
»Ethische Werte lassen sich nicht durch Nasenzählen erreichen.« Doch es gab
Anzeichen dafür, daß Bernardin nicht ganz glücklich über die Aussicht einer
Armee aus lauter Generälen war.
    1986 räumte Bischof James
Malone von Youngstown, Ohio, scheidender Vorsitzender der Bischofskonferenz,
ein, es gebe »eine wachsende und gefährliche Entfremdung zwischen dem Vatikan
und der Kirche der USA«.
    Als der Heilige Vater Ende 1987
zum zweitenmal Amerika besuchte, sagte ihm Erzbischof Weakland von Milwaukee,
daß von 1958 bis 1987 der Anteil der Kirchgänger in den USA von 75 auf 53%
gesunken war.
    Jüngste Umfragen zeigen, daß
massive Mehrheiten amerikanischer Katholiken für Empfängnisverhütung und
Wiederverheiratung von Geschiedenen sind. Nur 14% glauben, Abtreibung sollte in
allen Fällen illegal sein, und 93% glauben, sie können gute Katholiken sein,
auch wenn sie in moralischen Grundfragen nicht mit dem

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