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Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition)

Titel: Gottes geheime Schöpfung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Kosmatka
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herrschte Schweigen. »Das ist konkret genug. Kommen Sie hoch. Zweiter Stock.«
    Der Türsummer brummte.
    Paul nahm zwei Stufen auf einmal.
    Am Ende der Treppe, um die Ecke, streckte ein Mann sein junges Gesicht durch die Tür.
    »Hierher«, sagte das Gesicht und verschwand im Inneren der Wohnung.
    Paul folgte ihm.
    »Machen Sie die Tür hinter sich zu.« Die Stimme kam irgendwo aus dem Wohnzimmer.
    Paul tat wie ihm befohlen und ging weiter in die Wohnung.
    Der Mann war blass, hatte mattes schwarzes Haar und dunkle Augen. Er war so dünn, dass er fast unterernährt wirkte, war etwa Mitte dreißig und recht gut aussehend. Scharfes Profil und ein schmales, jungenhaftes Gesicht. Er trug eine schwarze Lederjacke, obwohl es an die dreißig Grad in dem Raum sein mussten.
    »Ach so, haben Sie die Tür verriegelt?«
    »Ich … nein.«
    »Dann gehen Sie zurück und machen Sie es.«
    Paul ging zurück zur Wohnungstür und schob den Riegel vor.
    »In dieser Gegend kann man nie wissen. Wollen Sie ein Stück Pizza? Ist von Giordono’s.«
    »Nein danke.«
    »Also gut, setzen Sie sich.« Er deutete mit einem Pizzastück auf einen Sessel neben dem Fernseher.
    Paul versank darin.
    »Ich will nicht unhöflich sein«, erklärte der Mann, »aber ich habe Hunger. Ich bin fast am Verhungern. Das ist das Erste, was ich heute zu essen kriege. Es macht Ihnen doch nichts aus, oder? Giordono’s hat die beste Peperoni-Pizza in der ganzen Stadt.« Er sprach schnell, die Worte kamen wie Maschinengewehrfeuer aus seinem Mund. Er sprach mindestens doppelt so schnell wie ein normaler Mensch.
    »Nein, kein Problem«, erwiderte Paul. »Essen Sie nur.«
    »Ich war heute beim Arzt, mindestens drei Stunden. Schuppenflechte, meine Nemesis. Ich musste jede Menge Formulare ausfüllen, weil ich zum ersten Mal dort war.« Er biss ein Stück von der Pizza ab und nahm sich dabei kaum Zeit, Luft zu holen. »Sie kennen diese Kästchen mit den Fragen, die man ankreuzen muss und die wissen wollen, ob man diese oder jene Krankheit gehabt hat?«
    »Eigentlich nicht, nein, nicht so richtig.«
    »Das sind die Formulare, die man ausfüllen muss, wenn man zum ersten Mal zu einem neuen Arzt geht. Man bekommt ein Klemmbrett und ein Blatt Papier, auf dem alle Krankheiten dieser Welt aufgelistet sind.«
    »Ach ja, alles klar.«
    »Na ja, es gibt dieses Kästchen, wo man die Todesur sache für nahe Verwandte eintragen muss. Sie wissen schon , nach all den anderen Kästchen, die man abhaken muss. Ihr Großvater ist an Soundso gestorben, steht da. Ich konnte nur schreiben, dass er an den ›Deutschen‹ gestorben ist. Aber dafür hatten sie kein Kästchen.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Ich meine, meine Eltern leben noch, und während ich das ausfülle, denke ich an meine Tanten und Onkel und Großeltern, an all die, die wirklich gestorben sind, und ich merke, dass ich wirklich nichts über sie weiß, verstehen Sie?«
    Paul nickte.
    »Ich meine, genau dafür ist Familiengeschichte doch. Wenn Ihr Großvater mit sechzig an einer Herzkranzverfettung stirbt, dann sollten Sie besser keinen Käse essen, stimmt’s?«
    »Klingt logisch.«
    »Aber ich habe nichts dergleichen. Ich meine, soweit ich weiß, könnte ich aus einer Familie von Unsterblichen stammen. Und unsere einzige Achillesverse sind die Scheißdeutschen.«
    »Das ist sehr plausibel.«
    »Wenn ich von einem Auto auf der Straße angefahren und tödlich verletzt werde, dann ist es mit Sicherheit ein deutsches Fabrikat, das sage ich Ihnen. Ich bin übrigens Alan.«
    »Alan«, sagte Paul, »was diese Analyse angeht …«
    »Ah ja, richtig.« Der Computerfreak hob einen Finger, während er sich ein riesiges Stück Pizza in den Mund stopfte. »Die Analyse«, nuschelte er.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das hinkriegen?«
    »Es ist diese Wohnung, stimmt’s? Ein Drecksloch, ich weiß. Und sie hat nicht gerade das Flair, das Kerle wie Sie anspricht. Das verstehe ich. Leute haben Erwartungen. Aber vertrauen Sie mir, ich bin der Richtige. Ich bin gerade nur ein bisschen knapp, was Geldmittel für Wohnungen angeht. Außerdem schmeißt man sein Geld sowieso nur zum Fenster raus, wenn man mietet. Deshalb sind solche Dreckslöcher eine kluge Wahl, bis man es sich leisten kann, eine Wohnung zu kaufen.« Er dachte kurz darüber nach. »Es sei denn natürlich, man wird ausgeraubt oder erschossen oder so etwas. Das verändert die Kosten-Nutzen-Analyse natürlich ein wenig.«
    Er machte ein wenig Platz auf dem Couchtisch und stellte einen

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