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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Rechnung gezahlt hatten und aufstanden.
„Wen meinst du?“
„Der Nächste. Der gestern dran war. Turner?“
Troller dachte an Turner, diesen sympathischen Spinner mit dem Strohhut, und schüttelte voller Abscheu den Kopf. Welches kranke Hirn war nur auf die Idee gekommen, sich Gehirne von Wissenschaftlern zu besorgen, um damit Experimente anzustellen! Lebende Gehirne! Nicht tote, wie Freund Harvey mit Einsteins Gehirn.
„Vielleicht auch Marconi“, sagte Jane.
„Hör auf“, sagte Troller. „Ich mag jetzt nicht daran denken.“
„Es ist nur so“, sagte Jane. „Wenn die Sache mit dem Dreitagesabstand stimmt, dann wäre der Nächste übermorgen dran. Und dein Freund Rubinowitz gehört doch auch zu den Kandidaten, oder?“
    Troller wachte auf. Der Waggon schlingerte, als wäre er ein Schiff im Orkan. Die Beleuchtung war erloschen. Es war dunkel im Abteil.
Dann gab es einen mächtigen Ruck. Troller wurde aus dem Bett geschleudert, fiel zu Boden und rollte gegen die Wand. Instinktiv hielt er beide Hände schützend vor den Kopf und zog die Beine vor den Bauch. Etwas Hartes knallte auf seinen Kopf. Seine Reisetasche musste aus der Ablage gefallen sein. Trollers Körper verkrampfte sich immer mehr. Was war los? Würde der Zug gleich gegen ein Hindernis knallen? Oder in eine Schlucht stürzen? Offensichtlich hatte er das Gleisbett verlassen. Das Schlingern ging jetzt in ein leichtes Schwanken über. Das Fahrtempo verringerte sich. Troller wurde von einer merkwürdigen Kraft angehoben und rutschte über den Boden. Dann war es auf einmal ruhig.
Er versuchte, sich im Dunkeln zu orientieren. Mit den Händen tastete er den Boden ab. Er war kalt. Glatt. Wie Glas. Glas! Er lag auf dem Fenster. Der Waggon musste also auf der Seite liegen. Ein merkwürdig beißender Geruch breitete sich aus. Rauch. Feuer! Er musste so schnell wie möglich hier raus.
Vorsichtig versuchte er, seine Arme und Beine zu strecken. Alles tat weh, aber allem Anschein nach war nichts gebrochen. Er musste jetzt nur zur Kabinentür hoch kommen. Aber wie?
Die Gepäckablage. Richtig. Er tastete die Wände ab und fand die Querstreben. Mit schmerzenden Gliedern versuchte er, sich nach oben zu hangeln. Schon nach wenigen Sprossen rutschten seine Hände ab, und er fiel zurück auf das Fenster.
Der Brandgeruch wurde stärker. Im Hintergrund waren Schreie zu vernehmen. War da nicht auch ein Klopfen? Ja, kein Zweifel, jemand klopfte an die Kabinentür.
„Hallo?“
„Troller? Bist du verletzt?“
„Nein. Und du?“
„Mir geht’s blendend. Warum kommst du nicht raus?“
Troller hörte, wie sie an der Kabinentür rüttelte. Offenbar hatte sich die Tür verkantet. Oder nein. Er hatte sie abgeschlossen. Er musste sich nach oben hangeln, um sie zu entriegeln.
Nerven behalten, alter Junge, du schaffst es! Er versuchte, seine Kräfte zu bündeln. Im zweiten Anlauf schaffte er es. Er hing mit der rechten Hand am oberen Ende der Gepäckablage und versuchte mit der linken, die Türverriegelung zu offnen. Ein vertrackter Mechanismus. Für so etwas hatte er noch nie Geduld gehabt. Verdammt. Voller Wut schlug er mit der Faust gegen die Tür. Die Knöchel schmerzten wie wahnsinnig.
„Mach die verdammte Scheißtür auf, Troller!“
„Ich kann nicht.“
Er konnte sich nicht mehr halten. Er rutschte ab und ließ sich erschöpft auf das Fenster zurückfallen. Er wunderte sich, dass es nicht zerbrach.
Erst mal Kraft schöpfen, dachte er. Der ölige Brandgeruch breitete sich weiter aus. Was, wenn der Zug in Flammen aufging und er hier in der Box festsaß? Der Gedanke daran ließ seinen Adrenalinspiegel ansteigen. Nerven behalten, Junge! Jetzt bloß nicht durchdrehen!
Er versuchte, sich den Türmechanismus vorzustellen. Mit der linken Hand probte er das Entriegeln. Luftübung. Erst als er sicher war, dass er genau wusste, wie es ging, startete er den nächsten Versuch.
Sein rechter Arm schmerzte wie wild. Troller biss die Zähne zusammen und zog sich langsam hoch. Ganz ruhig, ganz ruhig. Nur keine Panik. Er schaffte es. Er war oben. Er bekam den Riegel zwischen die Finger und ruckelte vorsichtig hin und her. Endlich hörte er das befreiende Klicken.
„Jane?“
„Hast du’s?“
Er hielt sich jetzt mit beiden Händen an der Gepäckablage fest. „Versuch noch mal, die Tür zu öffnen!“, schrie er.
Die Tür ging nach außen auf. Nach oben. Janes Gesicht erschien in der Türfüllung, beleuchtet vom schwachen Licht des Mondes, das durch das Fenster über ihr fiel.
„Bist du

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