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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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Reporter, der aus Cupertino berichtete, sagte mit hörbar erregter Stimme: „Wenn ich nicht wüsste, dass es unmöglich ist, dann würde ich sagen, dass man hier das Gras wachsen sehen kann.“ Mehrere Straßen waren unbefahrbar geworden. Zugleich seien über diesen Wachstumszonen auffällige Massierungen von Vogelschwärmen gesichtet worden. Und nicht nur das: Irgendetwas hatte sich in der Tierwelt insgesamt verändert. So seien in San Francisco in der Nacht riesige Rattenkolonnen beobachtet worden, die dabei waren, die Stadt zu verlassen. Förster berichteten von Anzeichen dafür, dass auch andere Tierarten ihre angestammten Reviere verließen. Erste Befürchtungen gingen in die Richtung, dass dies ein Vorzeichen für das lang erwartete Erdbeben im Gebiet des San-Andreas-Grabens wäre. Es folgte eine Ansprache des Gouverneurs von Kalifornien, der die Bevölkerung aufforderte, Ruhe zu bewahren. Es gäbe keinen Grund zur Besorgnis. Die Regierung untersuche die Vorfälle und habe alles im Griff. Vorsorgemaßnahmen für alle Eventualitäten seien getroffen worden.
„Na, toll“, sagte Jane und wies auf die verstopfte Gegenfahrbahn, „sieht fast so aus, als ob die Leute auf die Worte ihres Gouverneurs pfeifen. Meinst du wirklich, dass der Big Bang bevorsteht?“
Wie zur Beruhigung spielten sie im Radio die Songliners. Nangnang-nang-wong-nang-nang-nang . . .
„Unerträglich, dieses Gejaule.“
    „Durchbricht aber den bachschen Ordnungswahn.“
„Wie auch immer“, sagte Jane und stellte das Radio aus. „Ich werd mich nie daran gewöhnen.“
Kurz vor San Francisco hielten sie an einer Tankstelle, füllten Benzin und Öl nach, und Troller nutzte die Gelegenheit, um mit Rubinowitz zu telefonieren.
    „San Francisco ist ein Hexenkessel“, sagte Rubinowitz. „Hier wollen alle raus. Ich weiß gar nicht, ob Sie noch reinkommen.“ Er schlug ein Treffen in der Stinking Rose vor, einem Pizza- und Pasta-Lokal im italienischen Viertel in North Beach. „Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich Sie noch erkenne.“
    „Meine Partnerin trägt eine Lederjacke und hat ein Notebook umgehängt.“
„Gut“, sagte Rubinowitz, „Und wann?“
Troller schaute auf die Uhr. „Ab jetzt zu jeder vollen Stunde“, sagte er. „Wir wissen ja nicht, wie wir durchkommen.“
Unmittelbar vor der Bay Bridge wurden sie von einem Polizisten angehalten. Auf der Gegenfahrbahn stauten sich kilometerlang die Autos.
„Wollen Sie wirklich da rein?“, fragte der Polizist und musterte Troller und Jane misstrauisch.
„Wir wollen.“
„Okay, Madam. Wir sind ein freies Land. Es ist Ihre Entscheidung. Aber geben Sie nicht mir die Schuld, wenn Sie nicht wieder herauskommen.“
Auf den Straßen herrschte das reine Chaos. Alle wollten raus aus San Francisco, waren sich aber offenbar nicht einig, wo der Ausgang war. Nur mühsam kamen Troller und Jane voran.
„Wir lassen die Karre hier stehen“, sagte Jane schließlich, „sonst kommen wir erst übermorgen an.“
Sie parkten in der Nähe des Russian Hill und liefen zur Columbus Avenue. Man sah kaum Fußgänger, aber das Lokal war geöffnet.
Knoblauchschwaden schwängerten schon draußen die Luft. Im Stinking Rose selbst war eine bunte Mischung von schrägen Typen unterschiedlichen Alters versammelt, die eine Art ausgelassener Weltuntergangsparty zu feiern schienen. Troller und Jane wurden mit großem Hallo wie Bundesgenossen begrüßt und aufgefordert, an einer langen Tafel Platz zu nehmen.
„Wir verteidigen hier San Fran gegen die Aliens“, sagte ein junger Kerl grinsend und bot Troller und Jane ein Glas Wein an.
Sie lehnten dankend ab setzten sich an einen kleinen Tisch, der gerade frei wurde. War Rubinowitz schon da? Jane kannte ihn nur von dem Gruppenfoto der Blake-Konferenz, aber auch Troller war nicht sicher, ob er ihn wiedererkennen würde.
Abgesehen von der lärmenden Festgesellschaft saßen nur noch ein paar Pärchen an kleineren Tischen und hinten in der Ecke ein orthodoxer Jude mit einem imposanten Bart und einer schwarzen Kappe. Von Rubinowitz war weit und breit keine Spur.
„Hoffentlich hat er uns nicht versetzt“, sagte Troller und bestellte eine Pizza Rucola sowie ein Viertel Chianti.
„Hoffentlich lebt er noch“, sagte Jane, die ihre Lederjacke anbehalten und das Notebook neben sich auf den Stuhl gelegt hatte. „Wenn meine Theorie stimmt, dann wird schon in wenigen Stunden der Nächste seinen Kopf verlieren.“
Die Festgesellschaft war in ausgelassener Stimmung und begann gerade, ein

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