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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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war Rubinowitz. Aber wo war der andere geblieben? Der Bärtige? Der orthodoxe Jude?
„Nicht schlecht“, sagte Jane. „Aber ein bisschen auffällig war Ihre Verkleidung schon, finden Sie nicht?“
     

RUBINOWITZ
     
    "Ihrer Schilderung entnehme ich“, sagte Rubinowitz, nachdem Jane ihm eine kurze Zusammenfassung der Erkenntnisse gegeben hatte, zu denen Troller und sie auf ihrer Reise gekommen waren, „dass Sie die neuesten Ereignisse noch nicht kennen.“
    „Was ist denn passiert?“, fragte Jane. „Wir haben auf der Zugfahrt tatsächlich nichts mitbekommen.“
„Es gibt noch einen weiteren Mord.“
„An wem?“
„Morris Jackson. Er ist vor ein paar Tagen ohne Kopf aufgefunden worden, ähnlich wie Lansky, nur ohne Roboterkopf. Und dann ist noch Marconi entführt worden.“
„Wann“, fragte Jane tonlos.
„Gestern. Zwei Männer haben ihn offenbar gezwungen, in ihr Auto einzusteigen.“
„Woher wissen Sie das?“
„Laura hat mich gestern angerufen. Sie war vollkommen aufgelöst. Sie hat die beiden vom Fenster aus beobachtet.“
„Hat sie erkennen können, wie sie aussahen?“
„Es war ziemlich weit weg, aber der eine könnte ein Japaner gewesen sein, sagte sie.“
Oder ein Koreaner, dachte Troller. Er schaute aus dem Fenster über die Bay. Das Licht hatte sich wieder sonderbar verändert. Looking at the world through rose coloured glasses. Vielleicht brannte irgendwo ein gigantisches Buschfeuer, oder ein Vulkan war ausgebrochen. Oder hatte sich die Sonne bereits zu einem roten Riesen aufgebläht? „Sehen Sie nur“, sagte er. Rubinowitz folgte seinem Blick und nickte. „Ich wundere mich schon eine Weile über die Veränderung des Lichts. Sind Ihnen in letzter Zeit nicht auch die Meldungen über sonderbare Ereignisse in der Tier und Pflanzenwelt aufgefallen?“
    „Nicht nur die Meldungen“, sagte Jane. „Wir haben es ja selbst erfahren. Die Baumwurzeln, die unseren Zug zum Entgleisen brachten, die Tiere, die aus San Francisco fliehen, der Hund auf dem Bahnhof von Osceola . . .“
    „Behrman sagt, es hängt mit der Veränderung der Resonanz zusammen“, sagte Troller. „Ich kenne seine Theorie“, sagte Rubinowitz. „Und jetzt, wo wir die starke Vermutung haben, dass jemand menschliche Gehirne zusammenbaut, glaube ich auch zu wissen, wie es dazu kommt.“
    „Sie meinen“, sagte Jane aufgeregt, „all diese merkwürdigen Phänomene, die Lichtveränderungen, die Klangveränderungen, das seltsame Verhalten der Tiere – all das hat etwas mit dem Gehirn zu tun?“
    Rubinowitz nickte.
„Aber wie?“, sagte Troller. „Wie kann ein Gehirn, das irgendwo in einer Schüssel von einer Nährlösung am Leben gehalten wird, so etwas bewirken?“
„Wir sind vom Stoff, aus dem die Träume sind“, sagte Rubinowitz. „Shakespeare. Der Sturm. Und es ist Prospero, der das sagt. Prospero, der große Zauberer. Für mich war dieser Satz immer der Schnittpunkt, in dem sich die uralten Mythen der Völker mit den modernsten Erkenntnissen der Quantenphysik treffen.“
„Aha“, machte Jane.
„Ja“, sagte Rubinowitz, ohne ihren ironischen Ton zu beachten. „Die Aborigines in Australien haben mich gelehrt, dass wir alle Geschöpfe im Traum des Großen Träumers sind.“
Troller bemerkte Janes Ratlosigkeit, und er glaubte zu wissen, was sie dachte: Man begibt sich auf eine Reise durch die Wissenschaft und denkt, man hat es mit vernünftigen, rational denkenden Menschen zu tun, und heraus kommt, dass es sich um eine Gemeinschaft von Spinnern handelt. Besessene. Blake wollte die Leute auf seine Syntopie-Insel locken, Lansky das gnostische Projekt des körperlosen Geistes wiederauferstehen lassen, Jackson bastelte am biologischen Übermenschen, Turner plante, die ganze Menschheit zu evakuieren, Behrman lauschte auf die Sphärenklänge, Marconi baute Affenhirne zusammen, und Rubinowitz stand da und fabulierte von den australischen Aborigines und ihrem Großen Träumer.
„Und nun glauben Sie nur nicht, dass ich Mythologe bin“, sagte Rubinowitz, dem Janes Verwirrung auch nicht entgangen war. „Ich bin Physiker.“
„Es ist mir egal, was Sie sind“, sagte Jane ungeduldig, „ich will nur endlich wissen, was gespielt wird. Ich will wissen, ob wirklich jemand Gehirne zusammenbaut, und wenn ja, wer es ist. Ich will wissen, was das bedeutet. Und ich will wissen, wieso Sie glauben, dass dieses Gehirn einen solchen Einfluss auf die Welt haben kann, dass die Tiere, die Pflanzen und die Menschen verrückt spielen.“
„Ich

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