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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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ich selbst beim FBI nicht sicher. Die Organisation hat überall ihre Fäden gesponnen. Nein, meine einzige Chance ist jetzt, unterzutauchen. Denn jetzt bin ich ja tot.“ Er sah Troller und Jane eindringlich an. „Wenn Sie ein Interview mit mir bringen, dann haben Sie es vor meinem Tod geführt, verstanden?“
„Was für eine Organisation?“, fragte Jane. „Und wer steckt dahinter?“
„Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Aber es ist eine längere Geschichte.“ Er stand auf. „Wollen Sie Kaffee? Tee?“
Er ging zu einer Kochnische, um Tee zu bereiten. Troller und Jane nutzten die Gelegenheit, um sich im Studio umzuschauen.
Der riesige Raum wirkte wie der Ausstellungsraum einer Galerie. An den weiß gekalkten Wänden hingen großformatige abstrakte Gemälde, Plakate und Fotografien von Bluesmusikern. Überall standen technische Geräte herum, Verstärker, Tuner, elektronische Messgeräte und sogar Sender und Empfangsanlagen. Ein riesiger Schreibtisch, auf dem sich Bücher und Manuskripte türmten, stand auf der einen Seite der Halle. Auf der anderen Seite eine Ledergarnitur im Bauhausstil und – auf einem leicht erhöhten Podest, das wie eine Bühne wirkte – die komplette Ausrüstung für eine Bluesband: Gitarren, Keyboards, ein Schlagzeug, ein Flügel und verschiedene Percussion-Instrumente. Die Fenster des Studios hatten gusseiserne Verstrebungen und reichten bis zum Boden. Auf halber Höhe lief eine Galerie um den Raum, vollgestellt mit Bücherregalen, gegen die gelegentlich auch noch Bilder gelehnt waren. Am anderen Ende des Raumes, in einer mit Stellwänden abgetrennten Nische war ein Meditationsplatz mit indischem Mobiliar und einer Art Altar, auf dem einige Blumen, ein abgebranntes Räucherstäbchen und eine alabasterne Nachbildung des Taj Mahal standen.
Behrman kam mit einem Tablett zurück, mit einer Teekanne, drei dünnen Porzellanschälchen und einer Schale mit Gebäck. „Hier habe ich mein neues Leben begonnen“, sagte er, während er den Tee in die Porzellanschalen goss, „als ich damals erkannte, in was für ein Fahrwasser wir mit der Genforschung geraten würden. Und nicht nur mit der Genforschung. Mit dem gesamten Projekt Wissenschaft, das zur gottlosen Religion des Abendlandes geworden ist. Ich wollte noch mal ganz von vorn beginnen. Ich habe die Vergangenheit hinter mir gelassen, habe mir ein Pseudonym zugelegt und bin unter meinem anderen Namen sogar als Bluesmusiker aufgetreten.“
„Warum sind Sie nach Memphis gezogen?“
„Vielleicht kennen Sie die Vorstellungen der australischen Aborigines, dass sich nicht nur die Landschaft, sondern auch das Verhalten der Tiere und das Denken der Menschen aus gesungenen Liedern der Vorfahren strukturiert, den so genannten Songlines. Ich wusste, dass Memphis ein Ort ist, der durch die Songlines der Blues-Familie geprägt ist. Dieser Ort hatte für mich schon immer eine unerklärliche Anziehungskraft und eine inspirierende Atmosphäre. Wo sonst hätte ich eine grundlegende Neuorientierung beginnen können, nachdem ich mich aus der Scientific Community zurückgezogen hatte?“
    „Sie wollten uns von der Organisation erzählen“, sagte Jane, die offenbar schneller zur Sache kommen wollte.
Behrman schaute sie prüfend an. „Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen kann“, sagte er leise. Die Porzellanschale in seiner Hand zitterte leicht.
„Whiskey?“, fragte Jane und zog einen silbernen Flachmann aus ihrer schwarzen Stofftasche. Behrman schaute sie erstaunt an, griff dann aber dankbar zu. Er goss sich einen ordentlichen Schluck in sein Schälchen und leerte es in einem Zug. „Dieses Ungeheuer hat meinen Bruder umgebracht“, sagte er dann.
„Wer?“
„Ich brauch noch einen“, sagte er und goss sich erneut Whiskey ein.
„Wer?“, sagte Jane noch einmal. „Wer hat Ihren Bruder umgebracht?“
„Jeff Adams.“
Die Worte fielen in den Raum wie Steine. Da lagen sie nun. Behrman atmete tief durch. Er schien erleichtert, seinen Verdacht ausgesprochen zu haben. Troller und Jane mussten die Worte erst einmal verdauen.
„Das ist eine schwere Anklage“, sagte Jane schließlich. „Haben Sie einen Beweis dafür?“
„Nein. Aber mein Gefühl sagt mir, dass es so ist. Und nicht nur mein Gefühl, auch die Erfahrungen auf der Konferenz.“
„Sie meinen die Blake-Konferenz?“
„Natürlich die Blake-Konferenz. Damit fing doch alles an.“
„Ihre Kollegen haben uns gewisse Details von dieser Konferenz erzählt“, sagte Jane, „aber es kam uns

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