Gottes Gehirn
Syntopie-Projekt und sein Programm ließen sich verbinden. Er behauptete, wir stünden kurz vor dem Durchbruch zur Entwicklung eines digitalen Superhirns. Wenn wir es nicht entwickeln, sagte er, dann werden die Deutschen uns zuvorkommen oder die Japaner, und was das bedeutet, das haben wir ja im Zweiten Weltkrieg gesehen. Er appellierte mit bewegenden Worten an unsere Verantwortung als Amerikaner und Weltbürger und schloss mit den Worten: >Rosemary, obwohl sie nur eine einfache Frau aus dem Volk war, hatte eine Sehnsucht, die wir alle spüren: Sie wollte teilhaben am Besten, das die Menschheit geschaffen hat. Ihre Mittel waren unvollkommen, aber sie schenkte uns eine Vision. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass Rosemarys und unser aller Traum Wirklichkeit wird.< “
„Und?“, sagte Jane lakonisch. „Was hat er Ihnen dafür geboten? Doch nicht nur die Ehre, oder?“
„Nein“, sagte Behrman. „Jeder von uns sollte eine Million bekommen, wenn er sich dazu verpflichtete, sieben Jahre mit auf die Insel zu kommen und dort unter der Leitung Blakes zu arbeiten. Voraussetzung war allerdings, dass sich mindestens sechzehn Teilnehmer dazu bereit fänden.“
„Das war doch ein verlockendes Angebot“, sagte Troller. „Warum haben Sie nicht mitgemacht?“
„Verlockendes Angebot?“, sagte Jane, die mit Trollers Bemerkung durchaus nicht einverstanden war. „Ist eine Million so viel für einen Spitzenwissenschaftler?“
„Eine Million Dollar pro Jahr“, sagte Behrman. „Das ist viel. Das reichte auf alle Fälle dafür, eine Menge Unfrieden zu säen. Schließlich waren Leute wie Kranich oder Turner, die unbedingt mit auf die Insel wollten, darauf angewiesen, dass sich genug andere bereit fanden, damit sechzehn zusammenkamen. Entsprechend groß war der Hass gegen alle, die das Projekt ablehnten.“
„Also gegen Sie“, sagte Jane.
„Gegen mich auch, klar. Ich habe Adams ins Gesicht gesagt, dass es ihm nur darum gehe, seine Macht ins Unermessliche auszudehnen.“
„Wie hat Blake auf Adams’ Auftritt reagiert?“
„Der war maßlos enttäuscht, als er sah, wie Adams ihm sein Projekt aus den Händen nehmen wollte. Er war eben ein unverbesserlicher Idealist.“
„Und warum haben Sie nicht öffentlich Alarm geschlagen? Sie sind doch sonst nicht so zurückhaltend?“
Behrman schaute Jane irritiert an und ließ sich mit seiner Antwort Zeit. „Erstens“, sagte er zögernd, „glaubte ich, dass Adams’ Idee nicht funktionieren wurde, und zweitens hat er uns auch noch das Nichtmitmachen versüßt.“
„Schweigegeld?“
„Hunderttausend Dollar für jeden. Pro Jahr. Einzige Gegenleistung ist ein jährlicher Forschungsbericht. Und absolute Diskretion.“
„Und dafür haben alle geschwiegen?“, sagte Troller ungläubig. „Ja, abgesehen davon, dass Adams durchblicken ließ, dass uns sein Sicherheitsdienst jederzeit zur Verfügung stünde.“
„Er hat ihnen gedroht?“
„Nicht so direkt. Aber Sie brauchen ihn ja nur anzuschauen, dieses jungenhafte Gesicht mit dem ewigen Lächeln. >Dass einer lächeln kann und immer lächeln und doch ein Schurke sein<, heißt es bei Shakespeare.“
„Hat er seine indirekte Drohung irgendwann wahr gemacht?“, fragte Jane.
Behrman lachte bitter. „Ich fand jedenfalls die 1998er-Unfallserie ziemlich beunruhigend.“
„Sie haben das mitbekommen?“
„Ich bin ja nicht blind“, sagte Behrman und blickte plötzlich gebannt auf den Frequenzanzeiger eines der Apparate, die fast eine ganze Wand einnahmen. „Hören Sie diesen Ton?“, sagte er. „Seit zwei Tagen hat sich die Frequenz verändert. Es scheint da ein Muster zu geben.“
„Und Sie?“, fragte Troller, dem es nicht recht war, dass Behrman das Thema wechselte. „Bekommen Sie seitdem auch hunderttausend pro Jahr?“
„Sicher“, sagte Behrman grimmig. „Adams hat mir dadurch – ohne es zu wissen – dieses Studio finanziert. Und einen großen Teil der Forschungen der letzten Jahre.“
„Und die militanten Tierschützergruppen, die Sie initiiert haben“, sagte Jane.
„Ja“, sagte Behrman. „Auch die. Aber ich bekomme wirklich nur die Mindestsumme.“
„Sie meinen, die anderen bekommen mehr?“
„Worauf Sie Gift nehmen können. Wer hat denn zum Beispiel Lansky den Gehirnscanner bezahlt? Oder Jackson seine teuren Roboter? Ich bin mir sicher, dass Adams alles – aber auch alles – unterstützt, was ihn der Verwirklichung des Genieparks näher bringt. Aber ich glaube trotzdem, dass das Projekt zum Scheitern
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