Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
Vom Netzwerk:
vorstellte, kam ein Hotelangestellter auf sie zu und fragte, ob sie Mr. Troller und Ms. Anderson wären und ob es ihnen wohl etwas ausmachen würde, ihr Auto vom Hotelparkplatz wegzufahren?
„Nein“, sagte Troller. „Wir frühstücken nur eben zu Ende und dann checken wir sowieso aus.“
„Würde es Ihnen etwas ausmachen, das Auto sofort wegzufahren?“
„Ja“, sagte Jane ärgerlich,“ würde es. In einer Viertelstunde sind Sie uns sowieso los. Warum warten Sie nicht einfach die paar Minuten ab?“
„Wir bekommen eine Lieferung“, sagte der Angestellte. „Es ist ein ziemlich großer Tankwagen.“
„Ich weiß genau, dass ich vorschriftsmäßig geparkt habe“, sagte Troller.
„Sie haben vorschriftsmäßig geparkt“, sagte der Angestellte, „aber der Tankwagen kommt trotzdem nicht durch. Wir haben gestern Abend vergessen, ein paar Plätze zu sperren. Das liegt daran, dass die Lieferung ursprünglich für morgen vorgesehen war. Aber wenn Sie noch eine Weile hier sitzen wollen, vielleicht kann ich Ihren Wagen wegfahren. Ich kann ihn dann ja gleich zum Eingang bringen.“
Troller kramte in den Taschen seines Jacketts herum. „Okay“, sagte er schließlich.
„Gib her.“ Jane schnappte sich den Schlüssel, bevor der Angestellte ihn nehmen konnte. „Ich fahr ihn weg.“
„Sehr liebenswürdig, Madam“, sagte der Angestellte. Jane folgte ihm in Richtung Lobby, von der man durch eine Glastür zum Parkplatz kam. Troller vertiefte sich in die Zeitung. Der Aufmacher war heute das überraschende Umdenken des amerikanischen Präsidenten in Bezug auf die Umweltpolitik. „Wir sind die führende Industrienation“, wurde er zitiert, „und wir müssen daher auch die Führung beim Umweltschutz übernehmen. Die USA sind zu fünfundzwanzig Prozent für die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Wir werden diesen Anteil binnen fünf Jahren auf zehn Prozent reduzieren.“ Die neue Position des Präsidenten wurde in einem Hintergrundartikel mit den Verwüstungen in Zusammenhang gebracht, die Hurrikan Kevin in New York und vor allem in New Jersey angerichtet hatte. Außerdem las Troller eine Glosse über die merkwürdigen Lichterscheinungen, die neuerdings über der Bay von San Francisco zu sehen waren, und einen Artikel darüber, dass Scharen von Ratten dabei waren, die Kanalisation von San Francisco und sogar die Stadt zu verlassen. Komisch, dachte Troller, man gewöhnt sich allmählich daran.
In diesem Moment zerriss der Knall einer gewaltigen Explosion die Frühstücksruhe. Das Hotel bebte, die Leute schrien und liefen durcheinander. Fenster splitterten, und eine Welle heißer Luft jagte durch die Lobby. Troller wurde von der Wucht der Explosion zu Boden geworfen. Mühsam rappelte er sich wieder auf und sah durch die zerborstenen Scheiben einen lodernden Feuerschein. Wo einmal ihr Wagen gestanden hatte, gab es nichts als eine Flammenwand. Es roch nach Öl und verbranntem Gummi.
„Jane“, murmelte er leise vor sich hin. „Jane!“
Ringsum um ihn herum hörte er Schreie. Leute rannten in die Lobby, um das Hotel durch den Vordereingang zu verlassen. Doch obwohl die Hitze unerträglich wurde, zog es Troller magisch zum Feuer. Vergeblich versuchte er etwas zu erkennen. Die Explosion hatte offenbar den Tankwagen zerfetzt und den Parkplatz in ein flammendes Inferno verwandelt. Sein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Was war mit Jane? Sie war zum Auto gegangen, sie hatte die Tür geöffnet, sie hatte den Zündschlüssel ins Schloss gesteckt, ihn umgedreht – nein, es konnte nicht sein. Sie war nicht tot. Vielleicht war sie ja noch gar nicht da gewesen, vielleicht war ein anderes Auto in die Luft geflogen! Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf, aber dann sagte eine andere Stimme, dass das unmöglich war. Die Organisation wusste, wo sie waren. Sie hatten das Auto präpariert. Und Jane hatte keine Chance gehabt. Oder doch? In Sekundenbruchteilen schossen solche Überlegungen durch sein Hirn.
    Da riss ihn eine weitere Detonation in die Wirklichkeit zurück. Jetzt erst bemerkte er das Brennen auf seiner Haut. Gleich würde das Feuer auf den Frühstücksraum übergreifen, dessen grau getönte Scheiben schon bei der ersten Explosion zerborsten waren. Er nahm jetzt das Chaos um sich herum wahr. Das Hotelpersonal war geflohen. Nur ein einsamer Türsteher bemühte sich noch, Ordnung in das heillose Durcheinander zu bringen, indem er die Hotelgäste, die sich in Panik vor dem Ausgang drängelten, aufforderte, Ruhe zu

Weitere Kostenlose Bücher