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Gottes Gehirn

Gottes Gehirn

Titel: Gottes Gehirn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Johler , Olaf-Axel Burow
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bewahren. Im Hintergrund heulten Polizei- und Feuerwehrsirenen. Troller rannte auf die Eingangstür zu. In der Drehtür steckten ein paar Leute fest und brüllten. Er fand eine Seitentür, drängelte sich hindurch und rannte auf die dem Hotel gegenüberliegende Seite der Straße. Erste Feuerwehr und Krankenwagen waren schon eingetroffen. Feuerwehrmänner, Polizisten und Sanitäter rannten zwischen schaulustigen Passanten herum. Es war ein gespenstisches Bild.
    In höchster Anspannung beobachtete Troller die Leute, die noch immer das Hotel verließen. In jedem Gesicht hoffte er Jane zu erkennen. Vielleicht war sie ja doch noch am Leben! Vielleicht war irgendetwas dazwischen gekommen. Verzweifelt klammerte er sich an diese Hoffnung. Warum nur hatte sie nicht das Angebot des Angestellten angenommen, den Wagen wegzufahren? Warum hatte er nicht darauf bestanden, es selbst zu tun? Wie hatte er nur zulassen können, dass sie den Schlüssel an sich nahm. Wieder und wieder rekapitulierte er den Hergang und versuchte, ihn in seiner Fantasie anders zu gestalten. Er hatte ihr den Schlüssel nicht gegeben! Der Angestellte hatte den Wagen weggefahren.
    Doch die Stimme, die ihm das einreden wollte, wurde nach und nach von kalter Vernunft verdrängt. Es gab keinen Zweifel, Jane hatte sich ins Auto gesetzt, den Zündschlüssel herumgedreht, und . . . Troller konnte den Gedanken nicht weiterdenken. Obwohl er sich dagegen wehrte, begann er zu schluchzen. Jane war tot. Es half nichts, sich etwas vorzumachen. Er war Schuld. Warum hatte er sich nicht durchgesetzt, nachdem sie von Behrman fort gegangen waren. Hatte er nicht von Anfang an ein unbehagliches Gefühl bei der Sache gehabt? Warum hatten sie die Sache nicht der Polizei übergeben? Gut, er wusste den Grund. Die Geschichte klang einfach zu fantastisch. Niemand hätte ihnen geglaubt. Aber später, spätestens nach dem Anschlag in New Orleans hätten sie aussteigen müssen. Und allerspätestens nach der Geschichte mit Behrmans Bruder.
    Und warum hatte er es nicht getan? Ja, das war es. Er hatte Jane imponieren wollen. Sie hätte ihn sonst für einen Feigling gehalten. Dabei wäre es nicht Feigheit gewesen, sondern Klugheit. Er hatte Jane kritiklos bewundert und sich von ihr mitreißen lassen. Und sie, sie hatte sich überschätzt. Ihre Erfolge hatten sie leichtsinnig werden lassen. Dass sie den Mordanschlag überlebt hatte und sogar über die Generalität triumphiert hatte, hatte sie zu der irrigen Annahme verführt, sie sei unverletzlich. Und diese Aura der Unverletzlichkeit hatte auch ihn unvorsichtig werden lassen. Aber was hätte er denn machen sollen? Wenn sie die Sache abgebrochen hätten, dann hätten sie sich getrennt. Davor hatte er die größte Angst gehabt. Und nun waren sie endgültig getrennt. Er würde sie nie wieder sehen.
    Die Polizei begann damit, die Umgebung abzusperren. Leitern wurden ausgefahren, und Feuerwehrleute suchten nach Hotelgästen, die in den oberen Etagen eingeschlossen waren. Offenbar war das Feuer nicht bis zur Vorderfront durchgedrungen.
    Was sollte er jetzt tun? Troller war ratlos. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Unwillkürlich sah er sich um. Stand da irgendwo ein Killer, der auf eine Gelegenheit wartete, auch ihn aus dem Wege zu räumen? Was sollte er jetzt tun? Allein weitermachen? Unmöglich, ohne Jane wäre er dazu nicht in der Lage. Die Polizei einschalten? Aber wie sollte er sich der örtlichen Polizei verständlich machen? Sie würden ihn endlos verhören, vielleicht sogar verdächtigen. Eigentlich war es ein Fall für das FBI. Aber hatte Behrman nicht gesagt, die Organisation hätte ihre Finger überall drin? Und wie sollte er ihnen die Geschichte glaubhaft machen. Jeff Adams, würde der Agent sagen, natürlich, aber wieso nicht gleich der Präsident? Oder wenigstens die CIA?
    Nein, er musste einen anderen Weg finden. Er brauchte jemanden, dem er vertrauen konnte. Angestrengt dachte er nach. Schließlich durchzuckte ihn die Idee. Nervös fingerte er nach seiner Brieftasche. Hoffentlich hatte er die Karte noch. Zwischen Kreditkartenabzügen fand er sie schließlich. Automatisch griff er zum Handy. Doch sofort warnte ihn eine Stimme. Kein Handy! Das war zu unsicher. Er brauchte eine Telefonbox. Suchend sah er sich um. Dort hinten war eine. Hoffentlich war das Telefon nicht kaputt. Er lief zu der Box und hob den Hörer ab. Das Tuten erleichterte ihn. Er kramte ein paar Münzen hervor, warf sie in den Schlitz und wählte die Nummer.

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