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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schlaffen und kraftlosen Finger empfand Lauri die Sicherung als extrem schwergängig. Er sah, dass der Mann stehen blieb und mit seiner Pistole jetzt viel sorgfältiger auf ihn zielte. Na ja, jetzt wird er wohl treffen, dachte Lauri. Wieder betätigte der Mann den Abzug, aber nichts geschah. Das Magazin war leer.
    Unter Anspannung aller Kräfte gelang es Lauri, die Sicherung der Styx in die richtige Position umzulegen. Er sah, wie der Gegner in seiner Hosentasche nach einem Reservemagazin suchte.
    Lauri stützte die Hand, die die Styx hielt, und schaffte es, den Lauf anzuheben. Aber sie schwankte dabei haltlos hin und her. Scheiße, jetzt werd ich hier wohl Schiffbruch erleiden, dachte er. Er sah, wie der Terrorist das alte Magazin aus der Waffe klickte und das neue einschob.
    Es gelang Lauri nicht, den Lauf der Styx ruhig zu halten. Wieder schoss der Mann, und jetzt traf er. Lauri spürte, wie sein linker Arm heftig zuckte, als die Kugel ihn streifte. Der Schmerz brannte in seinen Schultermuskeln, aber zugleich klärte er seinen Kopf.
    Lauri hob die Styx mit der rechten Hand, riss den Lauf hoch und drückte ab. Er sah, wie eine Serie von Staubwirbeln den Hang hinaufkroch, aber sie gingen in die falsche Richtung, zu weit nach links. Der Terrorist schoss wieder zweimal, die Kugeln pfiffen an seinem Kopf vorbei. Lauri schwenkte die Styx straff nach rechts, und diesmal wanderte die Reihe der Staubwirbel quer über die Beine des Mannes. Er bekam zwei oder drei Treffer an Beinen und Schenkeln, stolperte und stürzte zu Boden.
    Na, das war ja ein schwieriger Fall, seufzte Lauri in Gedanken. Und die Gefahr war noch nicht vorbei, denn oben gab es mindestens drei Lkw-Ladungen von Leuten desselben Typs.
    Lauri berührte seinen linken Unterarm, er blutete anscheinend nicht sehr stark, offenbar handelte es sich um eine oberflächliche Wunde. Die würde er später verbinden können.
    Der verletzte Mann rollte in dem staubigen Sand den Hang hinunter und blieb nur zehn Meter von Lauri entfernt liegen. Er hielt sich den Schenkel und stöhnte vor Schmerzen. Lauri sah sein Gesicht, und plötzlich hatte er das Gefühl von etwas Unwirklichem. Das Gesicht des Mannes kam ihm irgendwie bekannt vor, er hatte es schon einmal gesehen.
    Plötzlich wusste Lauri, dass er den Mann kannte. Vor ihm am Boden lag Michael Cheney, sein früherer Arbeitskollege aus der Einheit gegen Atomterrorismus bei der Regierung der Vereinigten Staaten.
    »Michael!«, murmelte Lauri heiser. »Das ist aber eine Überraschung!«
    »Der Mensch muss irgendwie ... sein Brot verdienen«, brachte Cheney zwischen den zusammengepressten Zähnen heraus. Er hatte offensichtlich schlimme Schmerzen, und Lauri sah, dass er bei dem Sturz seine Pistole verloren hatte.
    »Arbeitest du jetzt ... im Energiesektor?«
    Cheney ächzte vor Schmerz und antwortete nicht.
    »Hast du vor, mich umzulegen?«, fragte er dennoch.
    »Ich hätte nicht übel Lust dazu«, knurrte Lauri.
    Niemand mehr durch meine Hand, erinnerte sich Lauri an das Versprechen, dass er sich selbst gegeben hatte.
    »Aber ich werde es wohl nicht tun«, sagte Lauri. »Verfaule doch da, wo du bist.«
    Cheney nickte matt.
    »Schönen Dank. Ich weiß das zu schätzen.«
    Lauri machte sich nicht die Mühe, ihm zu antworten. Sein Kopf schmerzte gnadenlos, aber der schlimmste Schwindel ließ allmählich nach. Würde er schon gehen können? Würde er sich aufrecht halten?
    Cheneys Blick wandte sich dem Abhang zu.
    »Du hast wohl leider keine Chance, dies zu überleben.«
    »Das werden wir sehr bald sehen«, versetzte Lauri.
    Er schaute nach oben. Über den Abhang kam immer noch kein größerer Sturmangriff. Der Schwindel hatte jetzt schon stark nachgelassen. Lauri sah Cheney an, der vor Schmerzen das Gesicht verzog.
    »Heutzutage ist es schwer, ordentliche Mitarbeiter zu finden«, klagte Cheney. »Offenbar sind sie oben geblieben, um in aller Ruhe ihre verwundeten Kameraden zu versorgen. Aber mach dir keine Sorgen, sie werden kommen. Sobald sie Zeit haben.«
    »Vielleicht kann ich mich noch einen Moment gedulden.«
    Lauri stand auf. Sofort begann sich vor seinen Augen alles zu drehen, aber trotzdem, wenn auch mit großer Mühe, gelang es ihm, sich aufrecht zu halten. Als er sich aber bückte, um seinen Rucksack und das Gewehr mit dem Zielfernrohr aufzuheben, glitt ein schwarzer Schatten über sein Gesichtsfeld, und er fiel wieder auf die Knie.
    Ich habe schon Schlimmeres erlebt, dachte Lauri.
    Der von seinem Knie ausstrahlende

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