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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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konnten es noch mehr Verwundete werden, aber darauf konnte er sich nicht verlassen. Außerdem waren auch die Terroristen, die mit ihrem Lkw vom Weg abgerutscht waren, vermutlich nicht mehr auf der Rechnung. Als der Wagen den Abhang hinunterrollte, mussten die Männer zerquetscht worden sein.
    Der Arm tat ihm weh, aber das war nichts Ernstes. Mehr Sorge machte ihm, dass sein Mund schon jetzt ausgetrocknet war und seine Zunge sich schwer und steif anfühlte, obwohl er höchstens zwanzig Minuten unter freiem Himmel gewesen war. Fliegen summten um ihn herum als ein ständig anwachsender, laut surrender Schwarm. Sie setzten sich auf seinen blutigen Verband, auf die nackte Haut der Hände, auf den Kopf, auf Nase, Lippen und Stirn, und wenn er sie verscheuchte, hatte das nur für einen Augenblick Erfolg.
    Ich hätte mehr Wasser mitnehmen müssen, dann könnte ich das Flussbett entlang flüchten. Es wäre jedoch Selbstmord, mit einer einzigen, halb leeren Feldflasche in die Wüste zu gehen.
    Aber das Bedauern half nichts. Lieber sollte er darauf setzen, dass er Wasser aus dem Auto holen würde, sobald die Terroristen abgezogen waren. Sie müssen sich zurückziehen!, dachte Lauri. Er würde nicht zum Auto zurückkehren können, bevor sie fort waren. Andererseits würden auch die Angreifer über den ungeschützten und stellenweise gefährlich steilen Hang nicht zu Lauri gelangen können. Wenn also die Terroristen auch beschließen sollten, noch eine Weile zu bleiben, würde die Pattsituation bis zum Sonnenuntergang andauern. Es sei denn, seine Gegner machten eine lange und langsame Umgehungsbewegung und fielen ihm in den Rücken. Wahrscheinlicher war jedoch, dass sie sich noch vor Einbruch der Dunkelheit entfernten, jetzt, wo der Angriff fehlgeschlagen war.
    Lauri holte die Feldflasche aus dem Rucksack und nahm ein paar Schluck Wasser. Im Rucksack befand sich auch ein weißer Sonnenhut, den er aufsetzte. Das half nur wenig. Die Sonne stand sehr hoch, und es gab nirgendwo Schatten. Die Fliegen wurden immer zahlreicher. Der Tag drohte sehr lang zu werden, bis Sonnenuntergang waren noch sechs und eine halbe Stunde.
    Lauri nahm sein Mobiltelefon und probierte aus, ob es hier Empfang gab. In der Wüste standen im Umkreis von zwei- oder dreihundert Kilometern keine Antennen, aber der Sonnenturm war sehr hoch. Es gab eine winzige Chance, dass dessen Antennen das Gebiet, in dem er sich jetzt befand, noch abdeckte. Vielleicht konnte er Hilfe herbeirufen.
    Im Display zeigte sich kein einziger Balken. Er befand sich in einem zu tiefen Tal, dessen Berge verhinderten, dass die Signale zum Sonnenturm und zurück gelangen konnten.
    Vorsichtig spähte Lauri zwischen den Steinen hindurch. Lastwagen und Männer hatten sich noch nicht von der Stelle gerührt. Offenbar hatte jemand ihn entdeckt und gab mit der Maschinenpistole eine lange Garbe in seine Richtung ab. Felsen und Steinblöcke schützten ihn vor den Kugeln, aber Staub und Sand regneten auf ihn herab.
    Lauri versuchte abzuschätzen, wie groß der Bogen war, den die Männer schlagen müssten, ohne zu lebenden Zielscheiben zu werden, während sie den Talgrund durchschritten, um zu dem hinter ihm aufragenden Abhang zu gelangen. Er hatte ein freies, etwa zwei Kilometer langes Schussfeld nach beiden Seiten, aber dann verschwand das Flussbett hinter einer Kurve. Wenn also die Terroristen drei Kilometer weiter vom Weg herabstiegen, könnten sie den hinter ihm liegenden Hang hinaufklettern und aus einigen Hundert Metern Höhe auf ihn schießen, ohne dass er noch irgendeine Chance hätte, sich zu verteidigen.
    Konnte er wirklich darauf vertrauen, dass die Angreifer bald gezwungen sein würden, sich davonzumachen? Sie hingen mit verblüffender Ausdauer herum, als hätten sie es überhaupt nicht eilig. Merkwürdig, sehr merkwürdig. Ob er selbst sich durch das Flussbett absetzen sollte, bevor die Terroristen ihm in den Rücken fallen konnten? Obwohl er kein Wasser hatte?
    Nein, das hatte keinen Sinn. Ohne das Wasser, das im Lkw geblieben war, würde er spätestens am nächsten Tag verdursten, falls keine Hilfe kam.
    Lauri wechselte die Stellung, und seine Hand traf auf ein Nest von kleinen, aber unangenehmen Ameisen. Er hatte mehrere schmerzhafte Bisse in die Finger bekommen, bevor er die Hand hatte zurückziehen können. Er hatte Durst, und die Fliegen wurden immer lästiger. Wieder nahm Lauri einen kleinen Schluck aus der Feldflasche, aber die war nur noch halb voll, und sein Durst ließ nicht

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