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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sich Lauri und Khadidja auf einer hohen Hügelkette. Khadidja machte halt, um sich umzusehen. Lauri reichte ihr sein Nachtfernglas.
    »Sind wir noch in Ägypten?«, fragte er. »Oder sind wir schon auf der libyschen Seite?«
    »Wir sind schon ziemlich lange in Libyen.«
    »Die Grenzformalitäten waren nicht sehr anstrengend.«
    »Wenn du die Grenze an dieser Stelle überschreitest, sind sie ziemlich einfach«, bestätigte Khadidja.
    Sie setzte das Fernglas ab. Lauri fiel es schwer, ihren Gesichtsausdruck zu deuten.
    »Was ist dort?«, fragte er.
    »Die Straße von Kufra nach Tobruk«, antwortete Khadidja.
    »Wir sind also schon in der Nähe von Kufra? Sehr gut. Das Wasser geht auch allmählich zur Neige.«
    Wortlos reichte Khadidja Lauri das Fernglas. Lauri schaute damit in die von Khadidja angegebene Richtung. Das, was er sah, war ihm unangenehm bekannt. Nicht schon wieder, dachte Lauri in tiefer Verzweiflung, nicht schon wieder. Nicht auch noch hier.
    Auf der Landstraße befanden sich Dutzende von Lastautos und Jeeps, die im Wüstensand hellgrünen Staub aufwirbelten, einzeln und in kleinen Gruppen, mit ausgeschalteten Scheinwerfern. Es waren noch mehr Fahrzeuge, als sie auf der ägyptischen Seite zwischen den Oasen Farafirah und Dakhila gesehen hatten. Auch nach Westen war ihnen der Weg versperrt.
    Wir sind eingekesselt, dachte Lauri. Plötzlich presste ihm das würgende Gefühl, in eine Falle geraten zu sein, die Brust zusammen. Wir sitzen in der Schlinge. Es hatte keinen Sinn, aber die Schlussfolgerung war unstreitig. Die Anordnung der auf dem Weg haltenden Fahrzeuge war systematisch und zweckdienlich. Die Scheinwerfer aller Autos waren ausgeschaltet. Sie befanden sich nicht auf einem Sonntagsausflug.
    »Das sind Fahrzeuge der libyschen Armee«, sagte Khadidja.
    »Du machst Witze!«
    Khadidja drehte sich um und suchte mit dem Fernglas die Gegend ab, aus der sie gekommen waren.
    »Auch hinter uns sind Leute. Viele Kolonnen.«
    »Haben sie die Grenze hinter uns überschritten?«, fragte Lauri verwundert. »Sind sie uns aus Ägypten gefolgt? Bis nach Libyen?«
    Khadidja richtete das Nachtfernglas nach Süden, und Lauri sah, wie sie erstarrte. Khadidja reichte ihm das Fernglas. Lauri setzte es an die Augen. Die Straße war voller Lastwagen. Die Schlange zog sich bis zum Horizont. Es mussten mehrere Hundert sein.
    »Das da ist die Straße von Darfur nach Kufra«, sagte Khadidja.
    Khadidja sah Lauri an, und plötzlich funkelten ihre Augen vor Wut.
    »Wer bist du eigentlich?«, fragte sie Lauri scharf. »Jemand, der viele Beziehungen und wirklich viel Geld hat, will unbedingt, dass du stirbst. Ich möchte wenigstens wissen, warum wir jetzt sterben.«
    Lauri antwortete nicht, sondern suchte weiterhin mit dem Fernglas die Wüste ab und hielt Ausschau nach Lücken in den Reihen der sie belagernden Fahrzeuge. Das Netz begann sich ernstlich um sie zusammenzuziehen.
    »Ich breche dort hinten durch und ziehe sie hinter mir her«, schlug Lauri vor und deutete auf einen Sektor, wo sich die wenigsten Autos befanden. »Ich glaube nicht, dass sie an dir in demselben Maß interessiert sind. Wenn sie mich geschnappt haben, kannst du dich bestimmt zu irgendeiner Wasserstelle durchschlagen.«
    Aber Khadidjas Miene war streng und unnachgiebig.
    »Das ist die einzige Möglichkeit!«, schnauzte Lauri. »Wir sind umzingelt. Ohne Wasser sterben wir morgen. Ich will dich nicht mitnehmen!«
    Khadidja schüttelte den Kopf.
    »Wir schlüpfen dort in der Nacht durch und nehmen ihnen etwas Wasser ab«, sagte sie. »Dann versuchen wir, möglichst weit nach Südwesten zu gelangen, bevor die Sonne aufgeht und sie uns verfolgen.«
    »Warum nach Südwesten?«, fragte Lauri.
    »Das ist eine gute Richtung«, sagte Khadidja. »Ich will mal so sagen: In der Richtung kenne ich das Gelände besser als anderswo.«
    Als es dunkel geworden war, schlichen sie in die Richtung des Objekts, das sie ausgewählt hatten. Es war ein einzelner Lkw, in dessen Nähe es anscheinend keine weiteren Fahrzeuge gab. Sie rückten mit den Kamelen so weit vor, wie sie es wagten, und banden sie dann in einer kleinen Schlucht an, einen Kilometer von ihrem Zielobjekt entfernt.
    Lauri berührte vorsichtig seine Wunde. Sie war jetzt deutlich empfindlicher. Ein schlechtes Zeichen, aber das musste noch nichts Ernsteres bedeuten. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn die Wunde sich nicht wenigstens ein bisschen entzündet hätte. Das würde nur dann zu einem Problem werden, wenn sein

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