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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Organismus mit der Infektion nicht fertig werden und sie sich verschlimmern sollte, sodass das Fieber gefährlich anstieg. Hätte er doch nur aus dem Lkw Antibiotika mitgenommen!
    Sie beobachteten den Lkw und die Männer, die sich um ihn herum zu schaffen machten. Lauri zählte drei Männer, die auf einem Gaskocher Kaffee oder etwas anderes kochten und in die kleine blaue Flamme starrten. Außerdem stand etwas weiter entfernt ein Mann Wache, die Maschinenpistole im Anschlag, und einer saß in der Fahrerkabine und hörte anscheinend Radio. Als der im Lkw sitzende Mann die Autotür für einen Augenblick öffnete, sodass die Kabinenbeleuchtung anging, schnauzten die anderen ihn sofort an. Der Mann zog die Tür zu, und das Licht erlosch.
    Lauri wartete still an seinem Platz. Eine Minute später bemerkte er, dass zu dem Trupp noch ein Mann gehörte. Er hatte etwas weiter entfernt seine Notdurft verrichtet und kam jetzt im Dunkeln zurück zu der Gruppe gestolpert, die Kaffee kochte.
    Insgesamt waren es also sechs Mann, jeweils drei gegen einen. Aber er und Khadidja würden den Vorteil der Überraschung auf ihrer Seite haben, und nur der einsame Wachmann und möglicherweise auch der im Auto Radio hörende Mann hielten eine Waffe in den Händen. Die Waffen der anderen waren am Boden zu einem kleinen Haufen gestapelt, mehrere Schritte entfernt. Die Entfernung war nicht groß, aber sie war entscheidend.
    Trotz des Mondscheins konnte Lauri Khadidja nur gerade eben noch als einen dunklen Schatten im Halbdunkel erkennen.
    »Geh du zuerst«, flüsterte Khadidja. »Ich komme von der anderen Seite, sobald sie dich sehen. Aber lass uns nur dann schießen, wenn es sein muss.«
    Lauri schlich sich an den einzelnen Wachmann heran. Der Mann blickte sehnsüchtig in die Richtung der kleinen Flamme des Gaskochers und der dort kauernden Gruppe und bemerkte Lauri erst, als er schon ganz nahe war. In letzter Sekunde witterte der Mann etwas und wandte sich Lauri zu, aber da war es schon zu spät. Lauris Gewehrkolben krachte ihm gegen die Schläfe, und ohne einen Laut sank der Mann zu Boden. Hoffentlich habe ich nicht zu stark geschlagen, dachte Lauri finster. Der Schädel des Menschen war an manchen Stellen so dünn wie eine Eierschale und ging allzu leicht kaputt.
    Die um den Gaskocher herum hockenden Männer hatten den Schlag gehört. Aber sie waren von der Flamme geblendet und konnten nicht ordentlich sehen. Von allen Seiten umgab sie die Nacht wie eine undurchdringliche, schwarze Wand.
    »Paul?«, fragte jemand von ihnen. »Ist alles in Ordnung?«
    Lauri schlich sich auf die andere Seite des Lkw, wo die Männer vom Gaskocher ihn nicht sehen konnten. Ohne Vorwarnung riss er die Autotür auf. Am Autodach ging sofort das Licht an, und der Mann wandte sich Lauri zu. Sein Gesicht spiegelte seine Erschütterung. Neben ihm lag eine Maschinenpistole, aber Lauri stieß ihm den Lauf seines Gewehrs in die Rippen und schüttelte warnend den Kopf. Der Mann schluckte und nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte.
    »Gib mir die Waffe, mit dem Kolben voran«, flüsterte Lauri.
    Der Mann gehorchte. Lauri nahm sie und legte sie beiseite.
    »Komm raus«, kommandierte Lauri.
    Der Mann gehorchte.
    »Du wirst doch ... Du wirst doch nicht ...«
    Lauri hörte, dass der Mann von Panik erfasst wurde.
    »Nein«, sagte Lauri.
    Er schlug den Mann in einer Weise auf den Kopf, von der er wusste, dass es die sicherste Art war, eine kurzfristige Bewusstlosigkeit zu erzeugen. Die Knie des Mannes gaben nach, und er sackte zu Boden. Allerdings war es niemals auch nur annähernd ungefährlich, einen Menschen durch einen Schlag zu betäuben. Obwohl Lauri sich bemüht hatte, die schweren Risiken zu minimieren, war es doch durchaus möglich, dass der Mann an einer Hirnblutung oder einer anderen Komplikation starb.
    Ich sollte die Branche wechseln, dachte Lauri, ich mache das hier schon viel zu lange. Abgesehen davon, dass ... Verdammt, ich bin doch schon in Rente, was tue ich also hier? Ich hatte geglaubt, ich hätte all diesen Mist schon für immer hinter mir gelassen.
    Lauri schloss die Autotür, und die Deckenbeleuchtung erlosch. Er hielt inne, um zu horchen.
    »Aber ich bin ganz sicher, dass ich etwas gehört habe«, sagte einer der Männer.
    »Ich glaube, das bildest du dir nur ein«, sagte eine andere Männerstimme. »Bestimmt ist er nur pinkeln gegangen oder so was.«
    Lauri nahm die Maschinenpistole und näherte sich der Gruppe schnell und entschlossen, ohne das

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