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Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Gottes kleiner Finger - [Thriller]

Titel: Gottes kleiner Finger - [Thriller] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zu husten.
    »Hoffentlich ist das nicht ansteckend«, kommentierte Khadidja. »Die Imohagh waren seinerzeit nicht bereit, während der Malariazeit weißen Europäern Zutritt zu ihrem Gebiet zu gewähren. Ihr wart ja so schwach, dass ihr euch sofort alle möglichen Malariaansteckungen zugezogen habt und dazu noch viele andere Erkrankungen.«
    »Das sollte bestimmt ein Kompliment sein!«
    »Der Teil, der die Malaria betrifft, war es nicht, aber das Übrige kannst du als Kompliment betrachten.«
    »Abu Hassan hat mich vor den Tuaregfrauen gewarnt«, bemerkte Lauri.
    Khadidja lachte.
    »Er hat sicherlich ein wenig übertrieben, das solltest du bedenken. Die Beziehungen zwischen den Imohagh und den Arabern sind nicht immer sonderlich herzlich. Aber obwohl du so krankhaft blass bist, tut es mir doch fast leid, dass du dir einbildest, Jesus sei der Sohn Gottes gewesen, anstatt einzugestehen, dass Gott nun einmal existiert und dass alle Menschen, zu denen er spricht, wie zum Beispiel Jesus und Mohammed, nur seine Propheten sind. Was nun vom Standpunkt eines auch nur ein wenig nachdenkenden Menschen völlig plausibel und unumstritten sein sollte. Wenn du nicht an solchen kindischen und abergläubischen Unsinn glauben würdest, dann könnten wir wenigstens für eine Weile heiraten und zusammen sein wie Mann und Frau.«
    Lauri schnappte nach Luft, denn Khadidjas Art zu sprechen war für Frauen in arabischen Ländern nicht gerade typisch. Khadidja packte den restlichen Proviant in ihre Satteltasche und bestieg ihr Kamel.
    »Aber ich kenne dich doch gar nicht«, protestierte Lauri.
    »Auf diese Art und Weise lernt man sich doch kennen! Und ich habe sehr wohl gesehen, wie du mich dort im Zelt meines Vaters angesehen hast.«
    Khadidja lenkte ihr Kamel auf den Sand. Lauri bestieg sein eigenes Reittier und folgte ihr.
    »Aber ich war doch nur neugierig«, verteidigte sich Lauri. »Verzeihung, das war wohl jetzt unhöflich. Aber du bist doch wohl daran gewöhnt, dass die Männer sich nach dir umdrehen?«
    Khadidja sah Lauri von ihrem Kamel her an.
    »Allerdings ist der Blick mancher Männer sengender als der von anderen. Obwohl du, ehrlich gesagt, für meinen Geschmack etwas zu blass bist. Hab ich das schon gesagt?«
    »Das weiß ich nicht mehr«, sagt Lauri ziemlich säuerlich.
    »Habt ihr Bewohner des Nordens alle die Tuberkulose, oder wohnt ihr in finsteren Höhlen, sodass ihr nicht genug Sonne bekommt? So wie die Würmer und die Grottenolme?«
    Lauri konnte immer noch nicht durchschauen, wann Khadidja es ernst meinte und wann sie sich auf seine Kosten lustig machte. Im Grunde wusste er nicht, ob Abu Hassan wirklich übertrieben hatte, als er von den Tuaregfrauen erzählt hatte. Friede seiner Asche!
    Lauri richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den überraschenden Formenreichtum der Landschaft. Bei ihrem Eintreffen in der Sandwüste waren sie nur auf halbmondförmige Dünen gestoßen. Lauri wusste, dass sie Barchane oder Bogendünen hießen. Ihre Hörner zeigten in die Windrichtung, und sie wanderten meistens in eine bestimmte Richtung. Ihre Windseite war sanft abfallend, die dem Wind abgewandte Seite dagegen oft steil, was sie für unvorsichtige Wanderer lebensgefährlich machte. Besonders ein Auto, das bei Sandsturm oder im Dunkeln unterwegs war, konnte plötzlich mit den Vorderrädern in der Luft hängen, wenn es aus Versehen mit zu hoher Geschwindigkeit auf den Grat einer Bogendüne geraten war.
    Lauri wusste, dass die Bogendünen niemals sehr groß waren. Dort, wo er und Khadidja das Sandmeer erreicht hatten, waren sie zwanzig oder dreißig Meter hoch und höchstens einige hundert Meter lang gewesen. Aber stellenweise waren sie zu komplizierten Netzwerken zusammengewachsen, und Lauri und Khadidja hatten immer wieder lange Strecken zurücklegen können, indem sie vom Grat einer Bogendüne zur nächsten balancierten, ohne auch nur ein einziges Mal in die Täler zwischen den Dünen hinabsteigen zu müssen.
    Als sie aber weiter in die Wüste hineingekommen waren, wo die Winde mit noch viel größeren Sandmassen spielen konnten, waren die einheitlichen Reihen von Barchanen erstaunlich verschiedenartigen Dünengebilden gewichen. Immer wieder waren sie auf gewaltige Längsdünen gestoßen, die sich nach Norden wie nach Süden anscheinend bis zum Horizont erstreckten.
    Außerdem hatten sie solche Barchane gesehen, die sich gewissermaßen an einer Stelle festgesetzt hatten und aus denen in einem Winkel von neunzig Grad lang

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