Gottes kleiner Finger - [Thriller]
Waren zwei Lastwagen zusammengestoßen und explodiert? Auch das erschien nicht wahrscheinlich.
Khadidja schüttelte verwundert den Kopf. Dann erschien auf ihrem Gesicht ein strahlendes Lächeln.
»Ai jai jai jai!«, lachte sie. »Das hätte ich nicht empfohlen!«
»Wovon redest du? Was ist passiert?«
»Ich glaube, sie haben getankt, obwohl ein Wind aufgekommen war.«
Lauri verstand sofort, was Khadidja meinte.
»Statische Elektrizität?«
Khadidja nickte.
»Ich glaube schon.«
Wenn Flugsand an der metallischen Karosserie eines Lastwagens oder eines Jeeps scheuerte, entstand dort manchmal eine starke elektrische Ladung. Die konnte die aus dem Brennstofftank aufsteigenden Dämpfe zur Explosion bringen, falls jemand im falschen Augenblick den Schraubverschluss öffnete.
»Aber hier ist doch überhaupt kein Wind!«, sagte Lauri, denn in der Wüste war es weiterhin ganz windstill.
Die Luft war heiß und stand, lange Zeit hatte es auch nicht den kleinsten Windhauch gegeben. Lauri sah, dass das Flugzeug sich entfernte. Dem ging sicherlich der Treibstoff aus, es hatte anscheinend schon lange über der Wüste gekreist.
»Wir könnten tatsächlich doch noch eine kleine Chance zu überleben haben«, sagte Khadidja. »Los, gehen wir!«
Sie stand auf, nahm die Kamele beim Zügel und führte sie aus der Höhle.
»Wenn wir Widerstand leisten wollen, ist dies dafür die beste Stelle im Umkreis von ein paar Dutzend Kilometern«, protestierte Lauri.
Khadidja schüttelte den Kopf.
»Nein, wir müssen den feinen Sand erreichen, bevor sie uns einholen.«
Khadidja stieg auf ihr Kamel, ohne auf Lauri zu warten. Sie warf einen Blick auf die Staubsäulen, die am Horizont aufstiegen. Sie waren schon deutlich höher geworden. Die ersten Autos würden bald in Sicht kommen.
Auf so hartem Kiesgrund erreichen sie uns in kürzester Zeit, dachte Lauri säuerlich, sie sind uns auf den Fersen, bevor wir die Sandwüste erreichen. Auf dem Sand können wir sie vielleicht wieder abschütteln, für ein Weilchen, wenn aber das Flugzeug zurückkehrt, können sie uns abknallen wie zahme Enten, ohne dass wir uns dazu äußern können.
»Jetzt sollten wir aber los«, sagte Khadidja.
Die Staubsäulen am Horizont wuchsen und kamen immer näher. Auch Lauri bestieg sein Kamel. Sie ließen ihre Meharis so schnell auf die Hammada traben, wie die Tiere nur laufen mochten. Aber nach gut einem Kilometer wurden die Steine scharfkantiger. Die Kamele wurden empfindlich und setzten die Füße viel überlegter und vorsichtiger, sodass sie langsamer vorankamen. Bevor sie wieder eine Fläche mit windgeschliffenen Steinen fanden, war die Reihe der sie verfolgenden Staubsäulen wesentlich näher an sie herangerückt.
»Sie werden uns vor der Sandwüste einholen«, rief Lauri der vorausreitenden Khadidja zu.
»Das ist noch nicht ganz sicher.«
Das Kiesfeld führte jetzt sanft bergan, sodass ihre Sicht nur zwei, drei Kilometer betrug und sie nicht ausmachen konnten, wie weit es noch bis zu dem Gebiet mit feinem Sand war.
»Wenn das Flugzeug zurückkommt, nietet es uns im Sandmeer um«, klagte Lauri.
»Ich glaube nicht, dass es so bald zurückkommt«, sagte Khadidja fest. »Wegen des Shahali.«
»Wegen des Shahali?«
»Das ist dasselbe wie der Harmattan. Oder der Khamsin. Wir Teda nennen ihn Shahali oder Shai-haladi.«
Sie erreichten den höchsten Punkt des Kiesfelds und sahen, dass das von Sanddünen bedeckte Gebiet nur noch gut einen Kilometer entfernt war.
»Wir haben wohl noch etwas Lebenszeit gewonnen«, sagte Khadidja und lächelte Lauri fröhlich an.
Lauri verstand nicht, warum Khadidja plötzlich so voller Hoffnung war. Als sie die nächste große Längsdüne hinaufritten, sahen sie die erste Kolonne. Dazu gehörten viele Dutzend Lastwagen. Sie fuhren breit aufgefächert, in Schlangen und Gruppen von mehreren Autos, und waren schon sehr nahe, viel näher, als sie geglaubt hatten, vielleicht fünf oder sechs Kilometer entfernt. Es waren große, robust und effizient wirkende Geländelastwagen, militärisches Gerät, und sie näherten sich ihnen erschreckend schnell. Es würde nur noch einen Augenblick dauern, bis die Fahrzeuge den Rand der Sandwüste erreicht hatten, und dann würde ihnen kein anderer Schutz mehr bleiben als die Landrücken aus feinem Sand. Nirgends waren Steinblöcke oder Felsen zu sehen. Sie hatten die starke Stellung in der Felsenhöhle nur verlassen, um im offenen Gelände überrascht zu werden. Wir haben keine
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