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Gottes Tochter

Gottes Tochter

Titel: Gottes Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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aufgehört zu regnen.
    »Ist Rico bei Ihnen?«
    Noch einmal schlug er gegen die Tür. »Ich möchte mit ihm sprechen. Ich bin allein, ich höre mir seine Version an, dann entscheiden wir gemeinsam, was wir tun. Wenn es Notwehr war, werden wir es beweisen können. Ich werde so lange vor der Tür warten, bis Sie öffnen.«
    Er erhielt keine Antwort.
    »Rico! Geben Sie mir eine Nachricht für Ihre Mutter. Ich habe ihr versprochen, mit Ihnen zu reden. Ich bin nicht zuständig für das, was Sie getan haben. Sie brauchen sich nicht vor mir zu fürchten. Ich höre Ihnen nur zu, mehr nicht, ich verspreche es. Ihre Mutter macht Ihnen keine Vorwürfe, Sie wissen, wenn meine Kollegen herausfinden…«
    »Rico ist nicht hier«, hörte er Julika sagen.
    »Wo ist er?« Keine Antwort.
    »Wie geht es Ihnen, Julika?«
    »Gut.«
    »Ich warte auf Rico.«
    »Was machen Sie da?«, tönte eine Stimme aus der Dunkelheit. Ein Mann in einem grünen Anorak kam näher, einen Baseballschläger in der Hand.
    »Mein Name ist Tabor Süden, ich bin von der Polizei.«
    »Ausweis!«, rief der Mann, blieb in der Entfernung stehen und klatschte den Schläger in die offene Hand. Süden hielt seinen Ausweis hoch. »Und wer sind Sie?«
    »Der Hausmeister.«
    »Wie heißen Sie?«
    »Gottow.«
    »Der Vater von Juri«, sagte Süden.
    »Haben Sie eine Erlaubnis, hier rumzuschnüffeln?«
    »Ich habe mit Julika de Vries gesprochen«, sagte Süden.
    »Kenn ich nicht«, sagte Gottow. »Hier wohnt niemand.«
    »Julika de Vries und Rico Keel wohnen hier.«
    »Hauen Sie ab!«
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Worüber?«
    »Über Sie«, sagte Süden.
    Gottow zeigte mit dem Baseballschläger auf die Gaststube, von der im mageren Licht nur der verglaste Wintergarten zu sehen war. »Die Kneipe hat geöffnet, trinken Sie was, sind bezahlbare Ostpreise.«
    Süden klopfte wieder an die Tür. »Bis später, Julika.« Gottow folgte ihm in zwei Meter Abstand. Er ließ den Schlagstock über die Steinplatten klappern.
    Als der dicke Mann ihm das Schwarzweißfoto seines fünfjährigen Sohnes zeigte, auf dem dieser vor einem Porträt Honeckers salutiert, mit ernstem Gesichtsausdruck und einer Fahne in der Hand… als Gottow ihm Wodka einschenkte und mit ihm anstieß… als er das Geräusch eines aufheulenden Motors hörte, auf dem Parkplatz hinter dem Zaun… als er aufstand und zur Tür ging und dann stehen blieb… Jedes Mal wusste Süden, dass er nicht hier sein sollte und doch keine andere Wahl hatte.
    »Wenn die beiden da wären«, hatte Gottow gesagt, irgendwann während der vergangenen dreißig oder vierzig Minuten, »würd ich Sie eher niederschlagen als zu ihnen durchlassen, niederschlagen und festbinden.«
    Süden hatte nichts erwidert.
    Jetzt stand er bei der Tür. Gottow hockte auf der Bank, rauchte und trank die Wodkaflasche leer.
    »Was ich nicht verstanden habe«, sagte Süden. »Warum sind Sie nicht zurück zur Polizei?«
    »Hab ich doch versucht«, sagte Gottow mit belegter Stimme. Manchmal trank er drei Tage lang keinen Tropfen, rauchte trotzdem nicht mehr als sonst, und Mandy ermunterte ihn, länger nüchtern zu bleiben und auf seine Gesundheit zu achten. Dann verhöhnte er sie.
    Plötzlich lachte er. »Ich bin ja hingegangen, saß unten in der Kantine, wo der Mittagstisch für Auswärtige serviert wird, ich war ja dort!« Er lachte, ruckartig, trostlos. »Hab versehentlich eine Flasche Bier getrunken, zum Essen. Dann noch eine, gut, das Essen hat länger gedauert, mein Termin war erst um zwei, ich war zu früh dran, Jägermeister hinterher. Ich hatte einen Anzug an, hab mich gut gefühlt. Zurück zur Truppe. Juri hat gesagt, das ist eine kluge Entscheidung. Nicht klug genug, glaub ich. Ich bin wieder nach Hause. Ich hab mir gedacht, wenn mir das noch mal passiert, und bei Juri kann man nie wissen, ob der noch mal was anstellt, und ich bin wieder direkt dabei, als Polizist, als Staatsbeamter, zweimal kann man das nicht bringen. Damit das klar ist, ich wollt, dass die verschwinden damals, die Zigeuner und die Fidschis, die hatten hier nichts verloren, da haben die Behörden versagt, wir sind eine geschlossene Gesellschaft, wir verkraften nicht so viel fremdes Blut, wir sind keine ausländerfeindliche Stadt… Gesetzlich wollt ich, dass die verschwinden. Wir sind Polizei, wir mischen uns nicht ein, wir fuhren aus. Wenn Sie mich fragen, wo ich steh, sag ich Ihnen, ich bin neutral rechts, das bin ich immer gewesen, neutral rechts. Aber das braucht niemand zu

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