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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Sandra. »Wenn er dir nicht gesagt hat, wie du ihn finden kannst, taugt er sowieso nichts.« Melony hatte (seit Mrs. Grogan in der Mädchenabteilung von St. Cloud’s) niemand mehr über die Schläfen gestrichen; sie merkte, daß sie Mrs. Grogan sehr vermißte, und für eine Weile lenkte dies ihre Gedanken von Homer Wells ab.
    Als alle anderen schliefen, knipste Melony ihr Leselicht wieder an; welch ein Fehlschlag Jane Eyre für die anderen auch sein mochte, für Melony hatte sie stets ihren Zweck erfüllt – sie hatte ihr stets geholfen – und jetzt brauchte sie ihre Hilfe. Sie las etwa zwanzig Seiten weiter, aber Homer Wells wollte ihr nicht aus dem Sinn. »Für mein ganzes Leben muß ich von dir scheiden«, las sie mit Entsetzen. »›Eine neue Existenz muß ich beginnen zwischen fremden Gesichtern und fremden Schauplätzen.‹« Die Wahrheit dieser Worte schloß das Buch für sie, für immer. Sie ließ das Buch unter ihr Bett im Schlafraum des Ciderhauses auf der York-Farm gleiten, wo sie es zurücklassen sollte. Und hätte sie nur jenen Abschnitt aus David Copperfield gelesen, den Homer Wells so sehr liebte und sich immer wieder vorsagte, als sei es ein hoffnungsvolles Gebet, sie hätte auch David Copperfield beiseite gelegt. »Ich bin stehengeblieben, um die Traumbilder jener Tage vorübereilen zu lassen.« Aussichtslos! hätte Melony gedacht. Sie wußte, daß alle Traumbilder jener Tage an Homer und ihr hafteten, fester als Schatten, und darum weinte sich Melony in den Schlaf – sie war nicht hoffnungsvoll, aber sie war entschlossen, und ihr inneres Auge suchte in der Dunkelheit nach Homer Wells.
    Sie hätte ihn in dieser Nacht nicht entdeckt, denn er stand unsichtbar außerhalb des Kreises der Lichter, die aus dem Preßraum von Ocean View strahlten. Selbst wenn er geniest hätte oder wenn er hingefallen wäre, hätte man ihn bei dem Lärm des Quetschwerks und der Pumpe nicht gehört. Er beobachtete die rote Glut der Zigaretten, die oben auf dem Ciderhausdach irrlichterte. Als ihm kalt wurde, ging er hinein und beobachtete die anderen beim Pressen und trank ein wenig Cider mit Rum.
    Mr. Rose schien erfreut, ihn zu sehen; er gab Homer einen Becher mit sehr wenig Cider, und zusammen beobachteten sie das Orchester von Pumpe und Quetschwerk. Ein Mann namens Jack mit einer schrecklichen Narbe, die sich quer über die Kehle zog und die er bestimmt nur knapp überlebt hatte, zielte mit der Schütte. Ein Mann namens Orange klopfte die Körbe zurecht und fing stolz die spritzende Masse auf; sein Name war Orange, weil er einmal versucht hatte, sein Haar zu färben, und was herauskam, war Orange – jetzt gab es keine Spur von dieser Farbe mehr an ihm. Der Rum machte Jack und Orange ungestüm, und sie achteten absichtlich nicht auf die herumfliegende Schweinerei. Trotzdem spürte Homer, daß Mr. Rose, der nüchtern wirkte, immer noch die Kontrolle hatte – die Männer wie auch die Maschine beherrschte und beide mit Volldampf antrieb.
    »Wir wollen versuchen, bis Mitternacht hier herauszukommen«, sagte Mr. Rose ruhig. Jack drosselte den Fluß des Tresters in den obersten Korb; Orange hebelte die Presse an Ort und Stelle.
    In der anderen Ecke des Preßraumes füllten zwei Männer, die Homer Wells nicht kannte, behende die Flaschen ab. Einer der Männer fing an zu lachen, und sein Partner lachte so laut mit, daß Mr. Rose zu ihnen hinüberrief: »Was ist da so spaßig?«
    Einer der Männer erklärte, daß ihm seine Zigarette aus dem Mund und in den Bottich gefallen sei; bei dieser Erklärung begannen sogar Jack und Orange zu lachen, und Homer Wells lächelte, aber Mr. Rose sagte ruhig: »Dann fische sie besser wieder heraus; niemand wünscht so eine Verschmutzung des Ciders.«
    Die Männer waren ruhig jetzt; nur die Maschine plätscherte und kreischte weiter. »Geh schon«, wiederholte Mr. Rose. »Geh fischen.«
    Der Mann, der die Zigarette verloren hatte, starrte in den 1000-Gallonen-Bottich; er war nur halb voll, und doch war es ein wahrer Swimmingpool. Er zog seine Gummistiefel aus, doch Mr. Rose sagte: »Nicht nur die Stiefel. Zieh dich ganz aus, und dann geh unter die Dusche – und mach schnell. Wir haben noch Arbeit vor uns.«
    »Was?« sagte der Mann. »Ich werde mich nicht nackt ausziehen und mich waschen, nur um dort drin schwimmen zu gehen!«
    »Du bist dreckig von oben bis unten«, sagte Mr. Rose. »Mach schnell.«
    »He, Sie können schnell machen«, sagte der Mann zu Mr. Rose. »Wenn Sie den Stummel

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