Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
Vom Netzwerk:
ihr.) Es würde schwerfallen, wieder fortzugehen, wenn die Zeit gekommen wäre, gestand Homer Olive; sie beide machten sich so nützlich – sie würden so sehr gebraucht. Und die unentwegten Anforderungen – »Ach, selbst ein freier Tag, wie dieser, läßt sich schwer einschieben«, sagte Homer.
    »Du meinst, du wirst nicht über Nacht bleiben?« fragte Olive.
    »Zu beschäftigt«, sagte Homer, »aber wir beide werden rechtzeitig wieder hier sein, um die Bienen auszusetzen.«
    »Das wird um den Muttertag sein«, stellte Olive fest.
    »Richtig«, sagte Homer Wells; er küßte Olive, deren Haut kühl war und nach Zigarettenasche roch.
    Meany Hyde und Herb Fowler halfen ihm, den Lieferwagen zu beladen.
    »Du willst ganz allein ein Vierzig-mal-Vierzig anpflanzen?« fragte ihn Meany. »Da kannst du nur hoffen, daß die Erde auftaut.«
    »Da kannst du nur hoffen, daß dein Rücken was aushält«, sagte Herb Fowler. »Da kannst du nur hoffen, daß dir nicht der Schwanz abfällt.«
    »Wie geht’s Candy?« fragte die dicke Dot Taft. Beinah so dick wie du, dachte Homer.
    »Ganz gut«, sagte er. »Aber sehr beschäftigt.«
    »Möchte ich wetten«, sagte Debra Pettigrew.
    In dem Heizkeller unter dem Hummerbassin baute Ray Kendall seinen eigenen Torpedo.
    »Wofür?« fragte Homer.
    »Nur um zu sehen, ob ich es kann«, sagte Ray.
    »Aber worauf wirst du ihn abfeuern?« fragte Homer. »Und von wo aus wirst du ihn abfeuern?«
    »Der schwierige Teil ist das Gyroskop«, sagte Ray. »Es ist nicht schwierig, ihn abzufeuern – was schwierig ist, ist, ihn zu steuern.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Homer Wells.
    »Na, schau dich selbst an«, sagte Ray. »Du pflanzt einen Apfelgarten bei einem Waisenhaus. Du bist seit fünf Monaten dort, meine Tochter ist zu beschäftigt, um mich für einen Tag zu besuchen. Auch ich verstehe nicht alles.«
    Auf der Fahrt zurück nach St. Cloud’s fragte sich Homer, ob Rays kühles oder ausweichendes Verhalten Absicht gewesen sei. Er kam zu dem Schluß, daß Rays Botschaft klar war: Wenn ihr mir Dinge verheimlicht, werde ich euch auch nichts erklären.
    »Einen Torpedo!« sagte Candy zu Homer, als er mit den jungen Bäumchen eintraf. »Wofür?«
    »Wart’s ab«, sagte Homer Wells.
    Dr. Larch half ihm, die Bäumchen abzuladen.
    »Sie sind ein bißchen dürr, nicht wahr?« fragte Larch.
    »Sie werden nicht viel Früchte tragen, acht bis zehn Jahre lang«, sagte Homer.
    »Dann zweifle ich, ob ich davon welche essen werde«, sagte Wilbur Larch.
    »Ach«, sagte Homer, »auch bevor es Äpfel gibt an den Bäumen – denken Sie doch, wie die Bäume aussehen werden auf dem Hügel.«
    »Sie werden dürr aussehen«, sagte Wilbur Larch.
    In der Nähe der Hügelkuppe war der Boden immer noch gefroren; Homer konnte seinen Spaten nicht weit genug hineintreiben. Und weiter unten füllten sich die Löcher, die er grub, mit Wasser, das von dem Schnee abfloß, der im Wald immer noch schmolz. Weil er warten mußte, bis er die Bäumchen pflanzen konnte, befürchtete er, die Wurzeln könnten verschimmeln oder von Mäusen verwüstet werden – doch hauptsächlich war er gereizt, weil er den Kalender seines Lebens nicht genau kontrollieren konnte. Er hatte die Bäumchen pflanzen wollen, bevor Candy niederkam. Er wollte die ganze Hügelflanke bepflanzt haben, wenn das Baby geboren wurde.
    »Was habe ich dir nur angetan, daß du so zwanghaft ordentlich geworden bist?« fragte Wilbur Larch.
    »Chirurgie ist eine ordentliche Angelegenheit«, sagte Homer Wells.
    Es wurde Mitte April, bis Homer die Löcher graben und den Vierzig-mal-Vierzig-Obstgarten anpflanzen konnte – was er in drei Tagen tat –, sein Rücken war so steif am Abend, daß er so unruhig und unbequem schlief wie Candy und sich herumwälzte und drehte wie sie.
    Es war die erste warme Frühlingsnacht; sie hatten es viel zu warm unter der schweren Winterbettdecke; als Candys Fruchtwasser abging, verwechselten sie beide die Pfütze für einen Moment mit ihrem Schweiß.
    Homer half ihr zur Spitalpforte der Knabenabteilung. Schwester Edna bereitete Candy vor, während Homer lief, um mit Dr. Larch zu sprechen, der in Schwester Angelas Büro wartete.
    »Dieses Kind werde ich entbinden«, sagte Larch. »Unparteilichkeit hat gewisse Vorteile. Väter sind eine Plage im Entbindungssaal. Wenn du dabeisein willst, kümmere dich nur um deine eigenen Angelegenheiten.«
    »Richtig«, sagte Homer Wells. Er war ganz untypisch zappelig, und Dr. Larch lächelte über

Weitere Kostenlose Bücher