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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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hatte, daß sie nach beiden Seiten schwang – wie eine Saloontür. Wally konnte ohne Unterstützung kommen und gehen.
    Er ist der einzige Held hier, dachte Melony, als sie die Tür hinter dem Rollstuhl zuschwingen sah; sie konnte ihre Hände nicht beherrschen. Am liebsten hätte sie Angel angefaßt und an ihm gezupft – seit Jahren hatte sie Homer Wells zwischen ihre Finger bekommen wollen, doch jetzt wußte sie nicht, was sie mit ihm machen wollte. Wäre sie plötzlich auf alle viere gefallen oder hätte sie sich in Kampfbereitschaft geduckt, dann wäre Homer Wells, das wußte sie, gewappnet gewesen; sie merkte, daß auch er seine Hände nicht unter Kontrolle hatte; seine Finger trommelten auf seinen Schenkeln. Am schwersten fiel Melony die Einsicht, daß sie in seinen Augen keine Zuneigung für sie entdecken konnte; er schaute drein wie ein gefangenes Tier – ohne die geringste Neugier oder Begeisterung, sie wiederzusehen. Hätte sie den Mund aufgemacht und von dem Jungen angefangen – wie eindeutig er keine Waise war! –, dann wäre Homer Wells ihr an die Kehle gesprungen, bevor sie die Geschichte ausspucken konnte.
    Niemand schien sich zu erinnern, daß Melony – unter anderem – wegen Arbeit gekommen war. Angel sagte: »Möchten Sie vielleicht zuerst den Swimmingpool sehen?«
    »Nun, ich kann nicht schwimmen«, sagte Melony, »aber es wäre nett, ihn zu sehen.« Sie lächelte Homer an, mit einer so untypischen Wärme – die alles über ihre schlechten Zähne verriet –, daß Homer schauderte. Der Apfel, von dem nur ein einziger, unangenehmer Bissen abgebissen worden war, hing wie ein Bleigewicht am Ende von Candys erschlafftem Arm.
    »Ich werde Ihnen das Haus zeigen«, sagte Candy. »Nachdem Angel Ihnen den Swimmingpool gezeigt hat.« Sie ließ den angebissenen Apfel fallen, dann lachte sie über sich selbst.
    »Ich werde dir die Obstgärten zeigen«, murmelte Homer.
    »Du brauchst mir keine Obstgärten zu zeigen, Sonnenstrahl«, sagte Melony. »Ich habe schon jede Menge Obstgärten gesehen.«
    »Oh«, sagte er.
    »Sonnenstrahl«, sagte Candy ausdruckslos.
    Angel knuffte seinen Vater in den Rücken, während sie zum Haus und zum Swimmingpool schritten; für Angel war diese Überraschung immer noch ein großer und unerwarteter Spaß. Homer drehte sich kurz um und runzelte die Stirn über seinen Sohn, was Angel noch spaßiger fand. Während der Junge Melony den Swimmingpool zeigte – unter besonderem Hinweis auf die Rampe für Wallys Rollstuhl –, warteten Homer und Candy in der Küche auf sie.
    »Sie weiß Bescheid«, sagte Homer zu Candy.
    »Was?« sagte Candy. »Was weiß sie?«
    »Melony weiß alles«, sagte Homer Wells in einer Trance von beinah ätherischer Intensität.
    »Wie sollte sie?« fragte ihn Candy. »Hast du es ihr erzählt?«
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte Homer. »Sie weiß es einfach – sie weiß immer alles.«
    »Du machst dich lächerlich«, sagte Candy mürrisch.
    »Wally ist ein großartiger Schwimmer«, erklärte Angel Melony. »Im Meer muß man ihn nur über die Brecher hinaustragen. Ich kann ihn tragen.«
    »Du bist ein gutaussehender Bursche«, sagte Melony zu Angel. »Du siehst besser aus, als dein Daddy je ausgesehen hat.«
    Angel wurde verlegen; er prüfte die Temperatur im Bekken. »Es ist warm«, sagte er. »Schade, daß Sie nicht schwimmen können. Sie könnten am flachen Ende bleiben, oder ich könnte Ihnen zeigen, wie man dahinplätschert. Candy hat meinem Daddy schwimmen beigebracht.«
    »Unglaublich«, sagte Melony. Sie schritt auf das Sprungbrett hinaus und wippte ein wenig; sie brauchte nur sehr wenig zu wippen, damit das Brett sich weit zum Wasser hinunterbog. »Falls ich reinfalle, möchte ich wetten, du kannst mich retten«, sagte sie zu Angel, der nicht wußte, ob die große Frau flirtete oder drohte – oder ob sie nur müßig herumalberte. Das war so aufregend an ihr, dachte Angel: Sie machte den Eindruck, daß sie – von einem Moment zum nächsten – alles mögliche tun konnte.
    »Ich könnte Sie wahrscheinlich retten, falls Sie ertrinken würden«, brachte Angel vorsichtig hervor. Aber Melony zog sich vom Ende des Sprungbretts zurück, das ihrem Schritt jene federnde Kraft verlieh, die man von großen Raubkatzen kennt.
    »Unglaublich«, wiederholte sie, und ihre Augen versuchten, alles in sich aufzunehmen.
    »Woll’n Sie das Haus jetzt sehen?« fragte Angel. Sie machte ihn nervös.
    »Jemineh, das ist ein Haus, das ihr da habt«, sagte Melony

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