Gottes Werk und Teufels Beitrag
sollt lieber sagen, so ist es passiert. Laßt mich hören, wie ihr es sagt!« sagte er mit erhobener Stimme zu ihnen.
»So ist es passiert«, sagte Muddy.
»Sie haben sich umgebracht«, sagte Peaches zu ihm.
»So ist es passiert«, sagte Black Pan.
»Hörst du es richtig, Homer?« fragte ihn Mr. Rose.
So gab es Homer zu Protokoll, und so wurde Mr. Roses Tod zu Protokoll genommen – so, wie er es gewollt hatte, gemäß den Regeln im Ciderhaus. Rose Rose hatte die Regeln gebrochen – klar –, aber alle in Ocean View wußten, welche Regeln Mr. Rose mit ihr gebrochen hatte.
Am Ende der Ernte, an einem grauen Morgen, an dem ein ungestümer Wind vom Meer hereinwehte, blinkte die Glühbirne, die in der Küche des Ciderhauses hing, zweimal und erlosch; die verspritzte Apfelmaische an der Wand gegenüber, neben der Ciderpresse und dem Quetschwerk, war in so düstere Schatten gehüllt, daß die dunklen Tresterklumpen aussahen wie schwarze Blätter, die ein Unwetter hereingeweht und an die Wand geklatscht hatte.
Die Männer sammelten ihre wenigen Sachen zusammen. Homer Wells war da – mit den Prämienschecks –, und Angel war mit ihm gekommen, um Muddy, Peaches, Black Pan und all den andern Lebewohl zu sagen. Wally hatte fürs nächste Jahr mit Black Pan, der dann Mannschaftsboss werden sollte, ein paar Abmachungen getroffen. Wally hatte recht gehabt, als er meinte, daß Mr. Rose der einzige von ihnen gewesen war, der gut lesen und etwas schreiben konnte. Muddy erzählte Angel, daß er immer geglaubt habe, die Liste der an die Küchenwand gehefteten Regeln hätte etwas zu tun mit der Stromversorgung im Gebäude.
»Weil sie immer neben dem Lichtschalter hing«, erklärte Muddy. »Ich dachte, es wären Anweisungen wegen dem Licht.«
Die anderen Männer konnten überhaupt nicht lesen und hatten die Liste gar nicht wahrgenommen.
»Muddy, falls du sie zufällig siehst …«, sagte Angel beim Abschied.
»Ich werd sie nicht sehen, Angel«, sagte Muddy zu dem Jungen. »Sie ist längst verschwunden.«
Dann waren sie alle lange verschwunden. Angel sollte auch Muddy nie wiedersehen – oder Peaches oder irgendeinen von den anderen, außer Black Pan. Es sollte nicht klappen mit Black Pan als Mannschaftsboss, wie Wally feststellen sollte; der Mann war Koch, kein Pflücker, und ein Boss mußte im Garten sein bei den Männern. Black Pan brachte zwar eine anständige Pflückermannschaft zusammen, aber er hatte sie nie ganz unter Kontrolle – künftig sollte überhaupt keiner in Ocean View je wieder eine Pflückermannschaft so unter Kontrolle haben wie einstmals Mr. Rose. Für eine Weile sollte Wally es mit Frankokanadiern versuchen; sie waren immerhin näher bei Maine als North und South Carolina. Aber die frankokanadischen Mannschaften waren oft reizbar und ständig betrunken, und Wally war andauernd damit beschäftigt, die Leute wieder aus dem Gefängnis zu holen.
In einem Jahr heuerte Wally eine Kommune an, aber die Mannschaft kam mit zu vielen kleinen Kindern. Die schwangeren Frauen auf den Leitern machten alle nervös. Sie hatten den ganzen Tag etwas auf dem Herd stehen und verursachten einen kleinen Brand in der Küche. Und wenn die Männer die Presse bedienten, erlaubten sie ihren Kindern, im Bottich herumzuplanschen.
Wally sollte sich schließlich auf Jamaikaner einstellen. Sie waren freundlich, friedfertig und gute Arbeiter. Sie brachten eine interessante Musik mit und eine ehrliche, aber mäßige Leidenschaft für Bier (und für ein bißchen Marihuana). Sie verstanden es, mit dem Obst umzugehen, und taten einander nicht weh.
Doch auf dem Ciderhausdach würden die Pflücker – wer immer sie waren – nach Mr. Roses letztem Sommer auf Ocean View nie wieder sitzen. Es kam ihnen einfach nicht in den Sinn. Und keiner würde je wieder eine Liste mit Spielregeln aufhängen.
Der einzige, der in künftigen Jahren manchmal auf dem Dach des Ciderhauses saß, war Angel Wells. Er liebte den Blick von dort aufs Meer und die Erinnerung an diesen Novembertag 195–, nachdem Muddy und all die andern fortgegangen waren und sein Vater sich zu ihm umdrehte (sie waren allein beim Ciderhaus zurückgeblieben) und sagte: »Wie wär’s, wenn wir uns ein Weilchen zusammen aufs Dach setzen würden? Es wird Zeit, daß du die ganze Geschichte erfährst.«
»Wieder eine kleine Geschichte?« fragte Angel.
»Die ganze Geschichte, habe ich gesagt«, sagte Homer Wells.
Und obwohl es ein kalter Tag war in diesem November, und der Wind vom
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