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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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nach Fuzzy Stones Adresse ignorierte Larch. Er hielt den jungen Möbelkaufmann Robert Marsh für einen halsstarrigen Narren, der – sobald er die Adressen anderer Waisen hätte – sie alle mit der Idee behelligen würde, einen Waisen-Club oder eine Waisen-Gesellschaft zu gründen. Larch beklagte sich sogar bei Schwester Edna und bei Schwester Angela über Snowy Meadows: »Ich wünschte, den hätte jemand von außerhalb Maines adoptiert, jemand von weit weg. Dieser Snowy Meadows ist so dumm; seine Briefe klingen, als ob ich eine Privatschule leiten würde! Als nächstes wird er mir mit dem Vorschlag kommen, eine Ehemaligen-Zeitschrift herauszugeben!«
    Hinterher ging Larch auf, daß das eine etwas fühllose Bemerkung gegenüber Schwester Edna und Schwester Angela war. Diese beiden guten, doch sentimentalen Damen wären begeistert gewesen von einer Ehemaligen-Zeitschrift; sie vermißten jede Waise, die sie jemals fortgegeben hatten. Wäre es nach ihnen gegangen, dann hätte jedes Jahr ein Ehemaligentreffen stattgefunden. Jeden Monat, dachte Larch und stöhnte.
    Er legte sich in der Apotheke hin. Er dachte an eine geringfügige Änderung, die er in weiser Voraussicht an Homer Wells’ Geschichte vorgenommen hatte; eines Tages würde er Homer davon erzählen, wenn es die Situation verlangte. Er war sehr mit sich zufrieden – wegen der geringfügigen Abwandlung, die er so geschickt mit der tatsächlichen Geschichte von Homer Wells verwoben hatte. Natürlich hatte er die ärztliche Ausbildung nicht mit einem Wort erwähnt; sich selbst hatte er oft genug belastet durch das, was er über die Abtreibungen geschrieben hatte, aber Larch wußte genau, daß Homer Wells aus dieser schriftlich fixierten Historie herausgehalten werden mußte. Wilbur Larch hatte allerdings über Homer Wells geschrieben, daß der Junge einen Herzfehler habe, ein seit der Geburt geschädigtes und geschwächtes Herz. Larch hatte sich sogar die Mühe gemacht, das als ersten Eintrag über Homer einzufügen, und deshalb ein paar alt aussehende Bögen Papier auftreiben und alle vergangene und gegenwärtige Geschichte gewissenhaft korrigieren und neu tippen müssen. Es gelang ihm aber, den Herzfehler an den richtigen, belanglosen Stellen einzuarbeiten, ihn immer unbestimmt und – ganz untypisch für ihn – ohne medizinische Präzision zu erwähnen; die Wörter »Fehler« und »geschädigt« und »geschwächt« wären nicht überzeugend gewesen für einen guten Detektiv oder einen guten Arzt, den Larch vermutlich eines Tages würde überzeugen müssen. In Wirklichkeit machte er sich sogar ein wenig Sorgen, ob er Homer davon würde überzeugen können – in Anbetracht dessen, was der Junge gelernt hatte. Das wollte Larch aber erst in Angriff nehmen, wenn und falls die Situation sich ergab.
    Die Situation, an die Larch dachte, war der Krieg, der sogenannte Krieg in Europa; Larch und viele andere fürchteten, daß der Krieg nicht dort bleiben würde. (»Es tut mir leid, Homer«, hörte Larch sich schon zu dem Jungen sagen. »Ich möchte dich nicht beunruhigen, aber du hast ein schwaches Herz; einen Krieg würde es einfach nicht überstehen.«) Was Larch meinte, war, daß sein eigenes Herz es nicht überstehen würde, wenn Homer Wells in den Krieg zöge.
    Wilbur Larchs Liebe zu Homer Wells ging so weit, daß er sogar die Historie frisierte, ein Fach, in dem er zugegebenermaßen Amateur war, das er aber gleichwohl achtete und sogar liebte. (In einer früheren Eintragung in Homer Wells’ Krankengeschichte – eine Eintragung, die Dr. Larch beseitigt hatte, denn sie verriet einen falschen Tonfall, oder doch wenigstens einen für die Historie ungewöhnlichen Tonfall – hatte Dr. Larch geschrieben: »Nichts und niemanden liebe ich so sehr, wie ich Homer Wells liebe. Punktum.«)
    Also war Wilbur Larch besser als Olive Worthington darauf vorbereitet, daß ein Krieg wichtige Pläne verändern konnte. Die andere (wahrscheinlichere) Ursache für eine Änderung der Hochzeitspläne ihres Sohns und Candy Kendalls – eine andere Art und Weise, wie die Pläne der jungen Liebenden sich ändern konnten – war von Olive vorausgesehen worden. Es war eine unerwünschte Schwangerschaft. Ein Jammer, daß sie von Candy oder Wally nicht vorausgesehen worden war.
    Als Candy schwanger wurde (sie war natürlich Jungfrau gewesen), waren sie und Wally daher sehr bekümmert, aber sie waren auch überrascht. Olive wäre bekümmert gewesen (wenn sie es gewußt hätte), aber

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