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Gottes Werk und Teufels Beitrag

Gottes Werk und Teufels Beitrag

Titel: Gottes Werk und Teufels Beitrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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überrascht wäre sie nicht gewesen. Schwanger zu werden, das wäre ganz und gar nicht überraschend gewesen für Wilbur Larch, der wußte, daß es passierte, und immer zufällig passierte. Doch Candy Kendall und Wally Worthington, so erfüllt von Schönheit und vom Augenblick und von ihrem Bestimmtsein füreinander, konnten es einfach nicht glauben. Sie waren nicht die Sorte von Leuten, die sich geschämt hätten oder unfähig gewesen wären, es ihren Eltern zu sagen; sie waren einfach niedergeschmettert bei der Aussicht, ihre perfekten Pläne entgleisen zu sehen – außerplanmäßig heiraten zu müssen.
    Brauchte Wally Worthington einen College-Abschluß, um die Apfelgärten seiner Eltern zu erben? Natürlich nicht. Mußte Candy Kendall überhaupt aufs College gehen? Sie mußte nicht. Würde sie sich etwa nicht vervollkommnen, sich bilden, wenn sie auf sich selbst angewiesen wäre? Natürlich würde sie! Und war Wally nicht ohnehin kein besonders guter Student? Natürlich nicht.
    Er studierte Botanik im Hauptfach, aber nur weil seine Mutter darauf bestanden hatte – Olive glaubte, das Studium der Pflanzen könnte ihrem Sohn mehr Begeisterung für die Apfelzucht und mehr Wissen darüber vermitteln.
    »Es ist nur so, daß wir nicht bereit dazu sind«, sagte Candy zu Wally. »Ich meine, das sind wir nicht, oder? Fühlst du dich bereit?«
    »Ich liebe dich«, sagte Wally. Er war ein tapferer Junge, und ein aufrichtiger, und Candy – die keine einzige Träne vergossen hatte bei der überraschenden Entdeckung, daß sie ein Kind erwartete –, sie liebte ihn auch.
    »Aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt für uns, oder, Wally?« fragte Candy ihn.
    »Ich möchte dich heiraten, jederzeit«, sagte er aufrichtig, aber er fügte noch etwas hinzu, woran sie nicht gedacht hatte. Er hatte an den Krieg in Europa gedacht, auch wenn seine Mutter dies versäumt hatte. Er sagte: »Wie, wenn es Krieg gibt – ich meine, was ist, wenn wir hineingezogen werden?«
    »Wenn was?« fragte Candy, aufrichtig schockiert.
    »Ich meine, wenn wir Krieg hätten, würde ich gehen, ich müßte, ich würde wollen«, sagte Wally. »Nur, wenn ein Kind da wäre, dann wär’s nicht richtig – in einen Krieg zu ziehen.«
    »Wann wäre es richtig, in einen Krieg zu ziehen, Wally?« fragte Candy ihn.
    »Na, ich meine, ich müßte einfach – wenn wir einen hätten«, sagte er. »Es ist doch unser Land, und außerdem, wegen dem Erlebnis – das möchte ich nicht verpassen.«
    Sie schlug ihn ins Gesicht, dann fing sie an zu weinen – vor Wut. »Wegen dem Erlebnis! Du willst wegen dem Erlebnis in den Krieg ziehen!«
    »Außer wenn wir ein Kind hätten – dann wäre es nicht richtig«, sagte Wally. »Oder?« Er war beinah so unschuldig wie der Regen und beinah so gedankenlos.
    »Was wird aus mir?« fragte Candy, immer noch schokkiert – und außerdem erschrocken darüber, daß sie ihn geschlagen hatte. Sacht legte sie ihre Hand dorthin, wo seine Wange ganz rot war. »Mit oder ohne Kind, wie wäre es für mich, wenn du in den Krieg ziehst?«
    »Nun, das ist doch alles nur wäre und wenn«, sagte Wally. »Wir müssen einfach darüber nachdenken«, fügte er hinzu. »Über die Sache mit dem Kind ganz besonders – glaube ich. Falls du verstehst, was ich meine«, sagte er.
    »Ich glaube, wir sollten versuchen, das Baby nicht zu bekommen«, sagte Candy zu ihm.
    »Ich möchte nicht, daß du in eines dieser Häuser gehst, wo es keinen richtigen Arzt gibt«, sagte Wally.
    »Natürlich nicht«, pflichtete sie ihm bei. »Aber es gibt doch keine Ärzte, die es machen?«
    »Nicht, daß ich davon wüßte«, gestand Wally ein. Er war zu sehr Gentleman, um ihr zu sagen, was er gehört hatte: daß es in Cape Kenneth einen Metzger gab, der es einem für fünfhundert Dollar machte. Man fuhr auf einen Parkplatz und legte sich eine Augenbinde um und wartete; man ging allein hin. Jemand holte einen ab und brachte einen zu dem Metzger; man wurde zurückgebracht, wenn der Metzger fertig war – man behielt die ganze Zeit die Augen verbunden. Und was noch schlimmer war, man mußte sich vor irgendeinem ziemlich würdigen Doktor aus der Gegend völlig hysterisch aufspielen, bevor der einem auch nur verraten wollte, wo der Parkplatz war und wie man sich mit dem Metzger in Verbindung setzte. Wenn man nicht verstört genug agierte, wenn man nicht völlig verrückt wurde, wollte der Doktor einen nicht mit dem Pfuscher in Verbindung bringen.
    Dies war die Geschichte, die Wally

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