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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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zischend in die Keramiktassen, die er unter die Hähne gestellt hatte.
    «La Pavoni», klärte er sie auf und reichte ihnen die Tassen. «Der Rolls-Royce unter den Espressomaschinen. Habe sie günstig einem Lokal in Malmö abgekauft, das in Konkurs gegangen ist. Hab sogar noch eine Ladung Kaffee dazubekommen. Himmlisches Aroma.»
    Sie begannen nahezu gleichzeitig zu schlürfen.
    «Sehr lecker», sagte Joel höflich.
    Månzon streckte seinen Körper wieder im Sessel aus und wies einladend auf die Couch. «Setzen Sie sich doch bitte. Es geht also um Mårten Lindgren. Woher wussten Sie denn, dass wir miteinander in Kontakt standen?»
    «Wir haben Ihren Namen in seinem Telefonverzeichnis gefunden», antwortete Fatima.
    «Und in seinem Testament», ergänzte Joel.
    Der Kunsthändler zog seine dünnen Augenbrauen hoch.
    «Im Testament? Das ist ja ’n Ding! Er hat mir doch wohl nicht noch eines seiner Meisterwerke verehrt?»
    «Noch eins?» Fatima stellte ihre Tasse auf dem Tisch ab. «Wie meinen Sie das?»
    «Ich habe ihm ein Bild abgekauft.»
    «Das müssen Sie mir näher erklären.»
    Joel nahm eine gewisse Ungeduld in ihrer Stimme wahr. Sowie eine irritierte Falte auf ihrer Stirn. Sie zog einen Notizblock und einen Stift aus der Tasche und warf dem hochgewachsenen Mann einen auffordernden Blick zu. Månzon lachte leise. Dann wurde er wieder ernst.
    «Er hat mich vor ein paar Monaten angerufen und gefragt, ob ich ihm nicht ein Angebot für seine Bilder machen wollte. Ich kannte ihn vage von … ja, es wurde ja in den Zeitungen einiges über diese Drohungen geschrieben. Ich habe ihm gesagt, dass ich kein Interesse hätte, aber er ließ nicht locker und rief noch mehrmals an. Und irgendwann habe ich gedacht, tja, was zum Teufel hab ich denn zu verlieren, wenn ich mich mit ihm treffe?»
    Er hielt inne und schraubte sich mit derselben schlangenartigen Bewegung aus dem Sessel hoch wie zuvor.
    «Verdammt, wie mich dieser Duft anmacht!»
    Mit flinken Fingern füllte er erneut Kaffee in seine Luxusmaschine und betrachtete liebevoll den Apparat, während es zu zischen begann.
    «Mein Magen verträgt eigentlich keinen Kaffee. Er reizt die Schleimhäute. Aber manche Laster muss man sich eben gönnen.»
    «Sie sind also zu ihm gefahren?», fragte Fatima.
    «Nein, er ist hierhergekommen.»
    «Mit einem Bild?»
    «Genau …»
    Månzon ergriff seine Kaffeetasse mit Daumen und Zeigefinger und kippte den Inhalt hinunter, woraufhin er das Gesicht zu einer Grimasse verzog, die ebenso viel Schmerz wie Genuss widerspiegelte.
    «Aahh», stöhnte er und rieb sich den Bauch.
    Dann glitt er durch eine Tür hinaus und war kurz darauf mit einem gerahmten Ölgemälde in der Hand wieder zurück. Das Motiv war nahezu identisch mit dem auf Goran Djelics Bild. Ein Schwein mit Turban und schwarzem Bart, das auf den Hinterbeinen stand. Dieselben rastlosen Pinselstriche, ohne jede Finesse. Die Signatur war hingeschmiert und nahezu unleserlich.
    «Tausend Kröten hab ich ihm dafür gegeben», erklärte Månzon.
    «Und Sie wollen Kunsthändler sein», murmelte Joel.
    «Man kann nie wissen. Es können Perlen vor die Säue sein. Oder aber ich habe den Deal meines Lebens gemacht. Das wird die Zukunft erweisen.»
    Månzon lehnte das Bild vorsichtig an die Wand. Dann trat er ein paar Schritte zurück und legte den Kopf schräg.
    «Wir hatten wirklich eine interessante Diskussion, Mårten und ich.»
    «Worüber? Über selbstgebrannten Schnaps und Pornofilme?», brummte Joel missmutig.
    Fatima stieß ihm mit dem Ellenbogen in die Seite.
    «Ich glaube, dass Sie Ihren Vater möglicherweise unterschätzen», entgegnete Månzon, ohne besonders pikiert auszusehen. «Wir haben uns über Konzeptkunst unterhalten.»
    Er zog ein golden glänzendes Etui aus der Innentasche seines Jacketts und nahm einen langen schmalen Zigarillo heraus, den er sodann mit einem Ronson-Feuerzeug entzündete. Schließlich blinzelte er durch den Rauch hindurch.
    «Ich nehme an, Sie kennen Marcel Duchamp? Er hat einmal ein Pissoir aus Porzellan ausgestellt. Doch das Wichtige für ihn war nicht der Gegenstand selbst oder das Motiv eines Bildes, sondern die Idee. Der Gedanke, der im menschlichen Gehirn entsteht. Eine Menge Künstler sprangen darauf an. Christo, ein Bulgare, verhüllte zum Beispiel den Reichstag in Berlin zu einem einzigen Riesenpaket. Mårten war ziemlich fasziniert davon. Er selbst hatte zwar keine ansprechende Pinselführung, darin gebe ich Ihnen recht. Aber das ist auch

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