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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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Davidshallstorg betrat, war sie spät dran. Bill Lundström wartete bereits am Empfang.
    Er begrüßte sie kurz und bündig, ohne seine Irritation zu verbergen. «Viel Verkehr?»
    «Nein, es war ganz in Ordnung. Ich bin … tja, ich bin unterwegs aufgehalten worden.»
    «Folgen Sie mir!»
    Er wies ihr den Weg über sechs Stockwerke die Treppe hinauf, ohne im Geringsten kurzatmig zu werden, und ging dann weiter durch Korridore und Türen mit Panzerglas, bis sie zu einem Konferenzraum gelangten. Darin stand ein runder Tisch, an den Wänden hingen zwei nichtssagende Landschaftsgemälde. Auf einem Whiteboard hatte jemand mit einem Filzstift Pfeile und ein Diagramm eingezeichnet.
    «Kaffee?»
    «Sie haben nicht zufällig Mineralwasser da?», fragte Fatima und räusperte sich geräuschvoll, um das Rumoren in ihrem Magen zu übertönen. Leylas Kaffee war wirklich stark gewesen.
    Als Bill Lundström zwei Flaschen geöffnet und sie vor ihnen auf den Tisch gestellt hatte, setzte er sich Fatima gegenüber.
    «Zuerst zu den Voraussetzungen», begann er. «Von nun an wird eine ganze Weile lang harte Arbeit auf Sie zukommen. Nahezu rund um die Uhr. Ist das für Sie in Ordnung? Ich meine, Sie haben keine Kinder, die Sie im Hort abholen müssen oder so?»
    «Nein», antwortete Fatima.
    Weiß er bereits alles über mich, oder rät er nur?, überlegte sie.
    «Keiner zweifelt an Ihrer Qualifikation. Denn Sie sind die erste Kriminalkommissarin mit arabischen Wurzeln. Und wir wissen beide, wie hart es mit diesem Hintergrund ist, sich hochzuarbeiten.»
    Wissen Sie es wirklich?, fragte Fatima sich im Stillen.
    «Ich denke, es ist das Beste, wenn ich Ihnen zunächst einige Hintergrundinformationen gebe», sagte Bill Lundström.
    Sie nickte und trank ein paar Schlucke Wasser aus der Flasche.
    «Im Hinblick auf die Säpo existieren nämlich eine Menge Missverständnisse. Die Leute denken, dass wir unendliche Ressourcen haben. Die Firma, die alles sieht und alles hört. Aber dem ist nicht so. Wenn Sie sich unser Budget ansehen, können Sie sich leicht ausrechnen, dass wir weniger als tausend Angestellte haben. Landesweit. Und die sollen als Leibwächter für den König und seine vergnügungssüchtigen Kinder und eine ganze Reihe von Politikern und anderen hohen Tieren ausreichen. Hinzu kommt noch die Spionageabwehr. Und all die Leute, die benötigt werden, um ein Auge auf diesen Abschaum aus der Neonazi-Szene zu haben. Und dann auch noch auf die Linksextremisten, diese verwöhnten Halbwüchsigen aus der Mittelschicht, die glauben, eine Revolution anzetteln zu können, indem sie pflichtbewusste Polizisten mit Steinen bewerfen. Tja, wenn Sie all die abziehen, werden Sie feststellen, dass unsere Ressourcen für die Abwehr und Bekämpfung des Terrorismus mit islamischen Vorzeichen gelinde gesagt begrenzt sind.»
    Er knöpfte sich den obersten Hemdknopf auf und lockerte seine Krawatte ein wenig.
    «Die Regierung hat allerdings entschieden, dass es sich um eine Aufgabe mit besonderer Priorität handelt», fuhr er fort. «Und dann ist es wohl auch so. Natürlich haben wir in der letzten Zeit auch eine Reihe von Leuten eingestellt. Analytiker und IT -Forensiker. Diverse neue Informanten ausgebildet. Aber es gilt, einen enorm großen Bereich abzudecken.»
    Er wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen. Ein junger Mann mit blondem Pony und dicken Brillengläsern steckte den Kopf ins Zimmer und betrachtete Fatima neugierig.
    «Entschuldigung, aber wie soll es heute weitergehen, Bill?»
    «Irgendetwas Neues?»
    «Nix.»
    «Was macht er für einen Eindruck?»
    Der Mann in der Türöffnung zuckte mit den Achseln.
    «Müde. Irgendwie leicht abwesend.»
    «Wir warten ab, Olof. Lass ihn eine Weile allein. Aber er darf nicht einschlafen. Jedenfalls noch nicht.»
    Als die Tür wieder geschlossen wurde, wandte sich Bill Lundström wieder Fatima zu. «Wo waren wir stehengeblieben?»
    «Sie haben von den Ressourcen gesprochen.»
    «Ja, genau. Was ich damit sagen will, ist, dass wir unser Bestes geben. Wir arbeiten professionell. Es geht um ein paar hundert Männer in unserem Land, die man als potenzielle Bedrohung ansehen kann. Gewaltbereite Islamisten. Wir versuchen sie im Blick zu behalten, auch wenn das nicht rund um die Uhr möglich ist. Jedenfalls nicht auf lange Sicht. Des Weiteren sind wir natürlich draußen vor Ort und reden mit den Leuten. Das Ziel ist, einer Radikalisierung unter den Jugendlichen vorzubeugen. Wir treffen uns mit Lehrern und Imamen

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