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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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ich hörte, dass Mårten Lindgren den Propheten geschmäht hat, habe ich Gott versprochen, ihn zu töten.»
    Dann bat er sie erneut: «Ich werde nicht mehr als das sagen. Seien Sie so nett und gehen Sie. Ich möchte beten.»
    Fatima schaute ihn an. Als sie von ihrem Stuhl aufstand, wurde ihr schwindelig und schwarz vor Augen, sodass sie lauter dunkelrote Sonnen vor einem glühenden Himmelsgewölbe herumwirbeln sah. Erst als sie wieder klar sehen konnte, öffnete sie die Tür und überließ ihn sich selbst. Allerdings wusste sie nicht, ob er aus Angst oder aufgrund der Demütigung geweint hatte.

Kapitel  12
    S eit der Morgendämmerung saß Joel mit dem Laptop auf dem Schoß in dem schäbigen Sessel vom Flohmarkt. Hin und wieder hatte er einige Gedanken über die Sekte niedergeschrieben. Er hatte die Sätze gedreht und gewendet. Sie erneut durchgelesen und gestöhnt. Und dann jeden einzelnen Buchstaben wieder gelöscht.
    Missmutig blinzelte er durch die Blätter des Ficus auf der Fensterbank hindurch auf die Äcker hinaus. Auf einer Anhöhe in der Ferne sah er, wie sich Rehe durch den Tiefschnee bewegten. Es muss doch hoffnungslos für sie sein, etwas zu fressen zu finden, ging es ihm durch den Kopf. Eigentlich müsste man sie füttern. Aber dann käme bestimmt Gunnar mit seiner Schrotflinte.
    Dass es aber auch so schwer sein musste!
    Ein ganzes Jahr hatte Joel bei diesen Leuten zugebracht. Natürlich war es inzwischen eine ganze Weile her. Zwanzig Jahre. Aber dennoch, warum war sein Kopf so leer? Wie sehr er sich auch konzentrierte, er konnte sich noch nicht einmal mehr an ihre Gesichter erinnern. Mein Gedächtnis ist wie ausgelöscht, dachte er. Sie haben es ausgelöscht. Deswegen erinnere ich mich nur noch so vage an die Zeit.
    Er schrieb den Gedanken nieder, löschte die Worte jedoch wieder und seufzte erneut. Es erschien ihm so sinnlos. Vielleicht war es schon von Beginn an eine idiotische Idee gewesen, sich hier draußen auf dem Land zu isolieren, um einen Roman zu schreiben.
    Die Sekte ist in meiner Erinnerung verblasst. Sie ist in meinem Inneren nicht mehr existent. Sie ist … bedeutungslos geworden.
    Mit einem Mal begriff Joel, dass es genau so war: Er hatte sich wie eine Schmetterlingslarve eingesponnen. In seinem Kokon geschlummert. Eingehüllt. Geborgen. Leer.
    Nach einem Jahr war er aufgewacht und geflüchtet, um nicht zu ersticken. Der Kokon hatte seine Aufgabe erfüllt und war mittlerweile verbraucht und bedeutungslos geworden. Und jetzt, so viele Jahre später, gab es ganz einfach nichts mehr zu berichten. Wie sehr Joel sich auch anstrengte, ihm fiel einfach nichts ein, das erinnerungswürdig gewesen wäre. Und nach den Ereignissen der vergangenen Tage drängten sich ihm ganz andere Gedanken auf.
    Mårten, dachte Joel. Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich für immer mit ihm abgeschlossen hätte.
    Widerstrebend begann er zu begreifen, dass es nicht ganz so einfach war.
    In seinem Unterbewusstsein waren bestimmte Worte hängen geblieben, die ihn irritierten wie eine Blase am großen Zeh.
    Diese Polizistin, die in Mårtens Haus auftauchte und ihre Pistole auf ihn richtete, hatte sie ausgesprochen. Ihr Inhalt war ihm nicht sofort bewusst geworden, sondern erst hinterher, als Joel in seinem alten Jugendzimmer eingeschlafen und von der Kreuzspinne im Fenster geträumt hatte. Der Mann von der Säpo hatte ihn ausgefragt. Doch es war die Frau mit dem arabischen Namen gewesen, die die Worte ausgesprochen hatte, die ihn jetzt beschäftigten. In den vergangenen Tagen hatte Joel sich mehrfach selbst gefragt, warum zum Teufel er sich ausgerechnet mit einer Schrotflinte und einer Axt bewaffnet in den Schneesturm hinausgestürzt hatte. Jetzt hallten ihre Worte in seinem Kopf nach: «Möglicherweise wollten Sie ihn trotz allem retten.»
    Fatima, dachte er. So hieß sie. Er sah ihr Gesicht deutlich vor sich. Blasse Haut. Vereinzelte Sommersprossen auf der Nase. Schwarze Augen, die funkelten, als fühlte sie sich bedroht. Joel hatte ihr erklären wollen, dass von ihm keine Gefahr ausginge, doch die Worte waren sozusagen verklumpt, genau wie die Ölfarbe auf Mårtens Bildern. Sie war sich mit der Zunge unruhig über die Lippen gefahren.
    Ich muss zu ihr und mit ihr reden, dachte Joel. Sie muss ja denken, dass ich komplett verrückt bin. Ich muss … aber wie zum Teufel soll es funktionieren, wenn ich es selbst nicht einmal begreife?
    Bevor er seinen Laptop zuklappte, öffnete er ein neues leeres Dokument und schrieb

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