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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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neugierig auf das, was Holgersson über den Alten zu berichten wusste.
    «Okay», sagte er kurz und bündig und beendete das Gespräch.
    In aller Eile schnitt er sich zwei Scheiben Brot ab und klemmte drei halb verbrannte Scheiben Fleischwurst dazwischen, die über Nacht in ihrem eigenen Fett in der Pfanne gelegen hatten, schob sie sich in den Mund, kaute und spülte sie mit Milch herunter. Dann putzte er sich ausgiebig die Zähne, um den ekligen Geschmack loszuwerden. Eine Viertelstunde später saß er in seinem Militärmantel und mit langen Unterhosen unter der Jeans im Wagen.
    Auf dem Weg hinunter zur Landstraße stieß er auf Gunnar, der mit seinem Radlader quer über der Kreuzung stand und Schnee zu gewaltigen Wällen auftürmte. Joel drückte auf die Hupe. Der Nachbar winkte freundlich. Erst als er weitere drei Baggerschaufeln Schnee auf seinen Berg geladen hatte, öffnete er die Tür des Führerhauses und nahm die Kopfhörer ab.
    «Hallo, Joel!», rief er durch den Motorenlärm hindurch. «Ich hab dich gar nicht kommen hören. Ich hab Christer Sjögren in den Kopfhörern. Teufel auch, wie der Kerl singen kann!»
    «Kann schon sein. Aber war es unbedingt notwendig, dem Reporter von der
Allehanda
meine Telefonnummer zu geben?»
    «Was? Ich kann dich nicht hören!»
    «Dann stell doch den Motor ab!»
    «Ich hör nicht …», rief Gunnar. «Verdammt, wie siehst du denn überhaupt aus? Was hast du denn mit deinem Kopf gemacht?»
    «Mich in einem Holzspalter geklemmt!»
    «Wie zum Teufel bist du denn mit dem Kopf da reingeraten?»
    «Scheiß drauf …»
    «Mit Holzspaltern ist wirklich nicht zu spaßen. Besonders, wenn man zwei linke Hände hat.» Gunnar grinste schadenfroh. «Was wolltest du?», brüllte er dann.
    «Ich habe gefragt, warum du diesem Journalisten meine Nummer gegeben hast!», rief Joel. «Ich hab euch doch gebeten, es nicht zu tun.»
    «Aber es war doch nur Roger! Ich dachte, dass du jetzt, wo alles klar ist, sicher mit ihm reden wolltest.»
    «Wieso klar?»
    «Hast du es denn nicht in den Nachrichten gehört? Die Polizei hat doch so ’nen Mohammedaner eingebuchtet! In Radio Kristianstad haben sie gesagt, dass die Staatsanwältin Anklage gegen ihn erhoben hat.»
    Joel sank auf seinem Sitz zurück.
    «Da hast du aber Schwein gehabt!», rief Gunnar und ließ den Dieselmotor aufheulen, sodass eine dicke schwarze Wolke aus dem Auspuff quoll. «Ich hab echt geglaubt, dass du Mårten umgebracht hast.»
    Noch bevor Joel etwas erwidern konnte, hatte der Nachbar einen Gang eingelegt, gewendet und war in Richtung Landstraße davongedonnert.
    ***
    D er See war von dichtem Birkengehölz sowie Fichten- und Buchenwäldchen gesäumt. Am Ufer ragte Schilf aus dem Eis. Eine schwache Brise ließ die Halme rascheln. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Spuren im Schnee deuteten darauf hin, dass ein Rudel Rehe vor kurzem eine Abkürzung zur anderen Seite hinüber genommen hatte. Unterhalb der Wolkendecke kreiste ein Mäusebussard.
    Als Holgersson auftauchte, hatte Joel bereits eine ganze Weile im Wagen auf ihn gewartet. Schon aus der Entfernung sah er, dass der alte Volvo Schlagseite hatte. Die Ursache wurde offenbar, als die Wagentür geöffnet wurde und der Fahrer hinauskletterte.
    Roger Holgersson war ein äußerst korpulenter Mann. Nicht viel größer als Joel, aber von enormer Leibesfülle. Sein massiger Körper war in einem Thermoanzug und wattierten Stiefeln verpackt. Auf dem Kopf trug er eine Pudelmütze mit Elchmuster. Unter den freundlich dreinblickenden Augen leuchteten rosige Wangen. Er begrüßte Joel mit Handschlag.
    «Ich liebe es, Interviews draußen in der Natur zu führen. Das schafft Vertrauen», versicherte er ihm munter.
    Ohne Zeit zu verschwenden, öffnete er die Kofferraumklappe und nahm die Angelruten, zwei Klappstühle, einen Schneeschieber und einen großen Eisbohrer heraus. Dann folgte noch eine grüne Kühltasche.
    «Eigentlich muss man eine Angellizenz erwerben», sagte er augenzwinkernd. «Aber wir pfeifen drauf. Ich kenne den Grafen hier im Schloss. Wir gehen hin und wieder gemeinsam auf Wildschweinjagd.»
    Er stapfte hinunter zum Steg und zielstrebig aufs Eis hinaus, als hätte er bereits im Voraus einen bestimmten Platz ausgeguckt. Joel folgte ihm etwas verhaltener. Nach einigen Metern blieb er stehen und horchte. Es war zwar über eine Woche lang extrem kalt gewesen, aber ganz sicher konnte man nie sein, ob das Eis tatsächlich trug. Doch das Einzige, was er hörte, waren

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