Gottes Zorn (German Edition)
Schwierigkeiten, sich Goran Djelic in einer der Mörderbanden vorzustellen, von denen behauptet wird, dass sie während des Bosnienkrieges herumzogen und Schrecken verbreiteten.
«Was kann ich für die Damen tun?», fragte er und wischte sich die Handflächen an den Hosenbeinen ab.
Zögerlich, als wäre sie nicht ganz überzeugt, sicherte Eva Ström ihre Waffe und steckte sie zurück ins Halfter. Sie atmete noch immer schwer.
«Sie können damit anfangen, ihr lächerliches Grinsen abzulegen», zischte sie wütend.
Obwohl es kaum mehr notwendig war, zeigten sie ihm ihre Polizeiausweise. Goran ignorierte sie. Stattdessen ließ er seinen Blick über Fatimas Körper schweifen, als versuchte er ihr mit den Augen jedes einzelne Kleidungsstück abzustreifen. Zum Schluss schaute er ihr direkt in die Augen.
«Ein Schlitzauge und eine Araberin», sagte er gedehnt. «Die schwedische Polizei muss wirklich ein Problem haben.»
Fatima ballte die Hände zu Fäusten.
Dann sah sie Eva Ström höhnisch grinsen. «Sie scheinen schlechte Laune zu haben, Goran. Haben Sie vielleicht selbst ein Problem mit Frauen? Wir sind nämlich auf dem Weg hierher Tatjana begegnet. Sie hatte ein Irrsinnstempo drauf. Hat sie etwa schon wieder einen Neuen zum Ficken aufgetan?»
Djelic spuckte auf den Boden und blickte sie dann mit wutverzerrtem Gesicht an.
«Tja», meinte Eva Ström gleichgültig. «In dem Fall wäre es ja nicht das erste Mal, dass sie Sie betrügen würde … oder?»
Als Fatima sah, wie sich die Nasenlöcher des hünenhaften Mannes weiteten, glaubte sie einen Augenblick lang, er würde explodieren. Es zischte regelrecht, als er mit intensiven tiefen Atemzügen die Luft einsog.
Ohne ein Wort nahm er ein Plastikdöschen aus der Innentasche und warf sich einige Pillen in den Mund.
«Haben Sie eigentlich ein Rezept dafür?», fragte Eva Ström höhnisch.
«Da können Sie aber Gift drauf nehmen», brummte er.
Irgendetwas signalisierte Fatima, dass es höchste Zeit war, den Machtkampf abzubrechen.
«Wir sind hier, um ein Bild abzuholen», warf sie rasch ein.
Es dauerte eine Weile, bis Goran es schaffte, seinen Blick von Eva Ström loszureißen, und es war deutlich, dass er es als Niederlage betrachtete.
Als er sich Fatima zuwandte, wirkte er leicht verwirrt. «Wie bitte?»
«Ein Bild, das Sie von Mårten Lindgren bekommen haben.»
«Woher wissen Sie das?»
«Das spielt keine Rolle. Würden Sie uns das Bild bitte übergeben?»
Goran rieb sich das Kinn, als überlegte er, welche Möglichkeiten ihm blieben, sie loszuwerden.
«Haben Sie denn einen Hausdurchsuchungsbefehl?»
«Nein.»
«Dann können Sie gleich wieder Leine ziehen.»
Er machte auf dem Absatz kehrt und hatte die Treppe zum Wohnhaus halbwegs erreicht, als Eva Ström ihn zurückhielt.
«Verdammt, Goran. Müssen wir unbedingt dieses Theater spielen? Sie wissen doch, dass wir innerhalb von ein paar Stunden ein Schreiben der Staatsanwältin bekommen, und dann haben Sie die Einsatzkräfte mit Blaulicht und eine Menge Bullen hier, die Ihr Haus komplett auf den Kopf stellen. Ist es das, was Sie wollen?»
Djelic blieb mit dem Rücken zu ihnen im Schnee stehen. Fatima hielt die Luft an. Die Hunde in den Zwingern winselten nervös.
«Okay, warten Sie hier», sagte er schließlich und verschwand im Haus.
Sie warteten ungeduldig. Eva Ström schob ihre rechte Hand tastend unter die Jacke.
«Hoffentlich kommt er nicht mit der Schrotflinte zurück», murmelte sie. «Oder mit ’ner Kalaschnikow.»
Doch als sich Goran Djelic erneut zeigte, hatte er ein Ölgemälde in der Hand, das auf einen Holzrahmen gespannt war. Er gab es ihnen ohne großes Aufhebens.
Fatima betrachtete die plumpen Pinselstriche, die ein Schwein mit Turban auf dem Kopf darstellten. Verdammt lächerlich, war ihr erster Gedanke. Es sah ja aus wie ein Bild, das von einem Kind gemalt worden war. Wie konnte es nur irgendwen aufregen?
«Ich habe es nie jemandem gezeigt», sagte Goran langsam. «Außer einer Person, die neulich vorbeikam.» Er spuckte zur Seite aus. «Ich weiß also, wer es ausgeplaudert hat …»
Fatima musterte ihn, konnte aber nicht herausfinden, ob er gerade eine Drohung ausgesprochen hatte. «Sie kannten Mårten Lindgren, nicht wahr?»
Er zuckte gleichgültig mit den Achseln. «Nicht näher …»
«Aber Ihr Bruder?»
«Mårten kannte meinen Bruder. Und er hat ihn auch getötet. Alle wissen, dass es so war.»
«Wer, ‹alle›?»
«Alle eben …»
«Und Sie wollen ihn
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