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Gottes Zorn (German Edition)

Gottes Zorn (German Edition)

Titel: Gottes Zorn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olle Lönnaeus
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durch den tobenden Schneesturm zum Haus und wieder zurück zu gelangen. Vielleicht ja auf Skiern. Fatima versuchte sich Osama vorzustellen. Diesen asketischen Märtyrer mit den müden, aber dennoch funkelnden Augen. Es war schwer, nahezu unmöglich, sich vorzustellen, wie er dem Winterwetter trotzte.
    Sie beschloss, das letzte Stück nach Hause zu sprinten. Schritt für Schritt erhöhte sie die Frequenz, bis ihre Lungen zu brennen begannen. Dann erhöhte sie das Tempo noch ein wenig mehr, bis sie einen Blutgeschmack im Mund hatte und spürte, wie der Puls in ihren Schläfen hämmerte. Bald wurden ihre Beine schwer wie Blei. Keuchend wie eine Dampflok, mobilisierte sie ihre letzten Kräfte, umrundete die nächste Straßenecke und bremste vor Gunhilds Bäckerei ab, wo sie wie ein ausgewrungener Wischlappen mit dem Oberkörper über den Türgriff gebeugt hängen blieb. Die Tür öffnete sich wie von selbst mit einem fröhlichen Klingeln.
    «Mein liebes Mädchen! Was haben Sie denn gemacht!», rief die dralle Frau hinter dem Tresen aus und starrte sie erschrocken an.
    Fatima sank auf einen Stuhl und machte eine abwehrende Geste mit der Hand, während das Pfeifen in ihren Atemwegen langsam nachließ.
    «Ich hätte gern zwei Brötchen», japste sie schließlich.
    «Haben Sie es denn so eilig?»
    Die Verkäuferin, die einer aufgegangenen Hefeteigfigur nicht unähnlich sah, lächelte gutmütig und nahm eine Fanta aus dem Kühlschrank.
    «Hier, die schenke ich Ihnen. Schön zu sehen, dass die Polizei sich fit hält.»
    ***
    N achdem Fatima geduscht hatte und der Kaffee in der Maschine blubberte, schickte sie Bill Lundström eine SMS :
Routinevernehmung von Lindgrens Arzt. Will ein paar Fäden verknüpfen. Melde mich. Fatima.
    Sie trank einige Schlucke Grapefruitsaft direkt aus dem Tetrapak und fand ganz hinten im Kühlschrank noch einige Scheiben Salami, die an den Rändern bereits hart geworden waren. Schlang die Brötchen herunter und spülte mit Kaffee nach.
    Kurz darauf saß sie auf dem Weg hinauf nach Tomelilla im Wagen. Zwei Dinge hatte sie im Laptop gegoogelt. Die Medizin auf dem Rezept und die Adresse des ambulanten Behandlungszentrums. Doch am Ortseingang kam ihr plötzlich ein Gedanke, der sie kurzfristig umdisponieren ließ. Anders als geplant bog sie am Altersheim Byavången rechts ab, fuhr an der alten Schule vorbei und parkte vor den Mietshäusern direkt gegenüber vom Stadtpark.
    Nirgends war ein Mensch zu sehen.
    Wie still es ist, dachte Fatima und warf einen Blick in Richtung des Schulhofs.
    Um keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ließ sie die Wagentür vorsichtig zugleiten.
    In dem grau gestrichenen Haus war alles dunkel bis auf eine Lampe in einem Fenster im zweiten Stock.
    Jemand beobachtet mich, dachte sie.
    Im Treppenhaus roch es säuerlich nach Feuchtigkeit und etwas Angebranntem. An die Wand neben den Namensschildern hatte jemand ein Hakenkreuz gesprüht. Unmittelbar daneben stand ein rosafarbener Kinderwagen. Es war nicht schwer herauszufinden, welche Tür die richtige war. Der Holzrahmen um den Briefkasten herum war schwarz und verkohlt.
    Als Fatima gerade anklopfen wollte, wurde die Wohnungstür geöffnet. Die dunkelhäutige Frau hielt einen vollen Müllbeutel in der Hand. Als sie registrierte, dass eine fremde Person vor ihr stand und auf sie wartete, zuckte sie zusammen und gab einen erschrockenen Laut von sich. Ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge hielten sich an ihrem Mantelsaum fest.
    «Salaam aleikum», grüßte Fatima rasch und lächelte so freundlich, wie sie nur konnte.
    Die Frau schaute sie misstrauisch an und zog etwas verunsichert an einem Zipfel ihres Hidschab.
    «Sie sind doch bestimmt Amina, oder?», fragte Fatima auf Arabisch.
    Ein stummes Nicken war alles, was sie zur Antwort erhielt.
    Plötzlich war es in Fatimas Kopf absolut leer. Was hatte sie ihr eigentlich sagen wollen?
    «Ich bin Polizistin», brachte sie stammelnd hervor.
    Die Erklärung schien die Frau auch nicht zu beruhigen. Sie machte einen Schritt zurück in ihre Wohnung hinein und sah aus, als wollte sie die Tür schließen.
    «Warten Sie kurz!»
    Fatima sah, wie die Frau zögerte. Die zwei kleinen Kinder schauten sie mit großen Augen an.
    «Ich wollte Ihnen nur etwas erklären. Sie brauchen keine Angst zu haben. Hier in Schweden ist es nicht so.»
    Sie strich mit der Handfläche über das stark angebrannte Holz und zeigte ihr dann ihre schwarzen Finger.
    «Ich meine, diejenigen, die das getan

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