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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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musst mich verstehen. Ich kann sie nirgendwo sonst unterbringen.«
    »Nein. Du kannst deine Frettchen nicht hierlassen.«
    Ich marschierte in die Garage und schaltete das Licht an. Unter einer Plane in der hintersten Ecke polterte es.
    Anita folgte mir. »Es liegt an dieser Tollwut-Panikmache. Die Leute werden unberechenbar. Obwohl sie geimpft sind, will ihnen niemand Unterschlupf gewähren.«
    Ich hob die Plane an. Darunter verbarg sich ein Tragekäfig, aus dem mich zwei pelzige Gesichter anschauten. Die Tiere sahen aus wie kleine Wiesel, hatten die Farbe siamesischer Katzen, dunkle Pfoten und Schnauzen und aufmerksame schwarze Augen.
    »Hallo, Jungs«, sagte ich, »hattet ihr einen schweren Tag?«
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte Anita. »Mein Gott, die Leute stürzen sich mit ihren Rasenmähern schon auf Chihuahuas. Da draußen wären die beiden dem Pöbel ausgeliefert.« Sie gluckste ihren Frettchen zu. Ihr harter Ausdruck wurde wieder weicher. »Es ist ein absoluter Notfall. Und Notfälle müssen auch die Gerichte anerkennen.«
    »Das glaube ich in diesem Fall kaum.«
    »Ich fürchte, du hast keine andere Wahl.« Abrupt drehte sie sich um und ging zum Wagen.
    »Anita, das kannst du Jesse nicht antun.« Ich schnappte mir den Käfig und rannte hinter ihr her. Die Frettchen prallten gegen die Käfiggitter.
    Sie stieg in den Wagen und startete den Motor. »Ich habe ihr Klo und genug Futter in der Garage deponiert. Zum Spielen musst du sie rauslassen – es sind entzückende kleine Racker. Aber pass auf, sie können Schranktüren öffnen.«
    »Ich werde sie abgeben.«
    »Nein, das wirst du nicht.«
    Sie stieß schon mit dem Auto zurück, ich rannte neben dem Wagen her. Aus dem Tragekäfig, der gegen meinen Oberschenkel knallte, ertönte ein Quieken und Kratzen.
    »Wenn du sie abgibst, werden sie getötet«, sagte sie. »Ich weiß, dass du das nicht zulassen wirst.«
    Mit Vollgas schoss sie rückwärts aus der Einfahrt und verschwand schleudernd außer Sichtweite. Schwer atmend setzte ich den Käfig ab.
    Vielleicht muss man erst das gesegnete Alter von siebzig erreichen, um derart rabiat zu werden.
    Luke kam die Einfahrt hochgerannt. »Wer war das denn?«
    »Eine Frau, die Jesse und ich kennen.«
    Er kniete vor dem Käfig nieder. »Wow.«
    »Nicht anfassen. Finger weg vom Gitter.«
    Er drückte ängstlich die Hände gegen die Brust. »Was ist das denn? Gehören die uns?«
    »Das ist ein Käfig voller Ärger. Und der gehört ganz allein uns.«

20. Kapitel
    Der ganze Himmel schimmerte rosa über einem silbrigen Ozean, als die Sonne an diesem Abend unterging. Ich wusste nicht, wie ich Jesse die Sache mit seinen beiden neuen Hausgästen beibringen sollte, die gerade in der Küche ihr Katzenfutter verspeisten. Ich hatte es nicht fertiggebracht, sie über Nacht in der kalten Garage zu lassen. Die Fütterung hatte mich einige Nerven gekostet – die Käfigtür aufreißen, Futter und Wasser reinschieben und schnell die Hand zurückziehen, bevor sie bis auf die Knochen abgenagt wurde -, aber Pip und Oliver hatten nur gequiekt und waren freudig in ihrem Käfig herumgesprungen. Sie wirkten so putzig wie Disney-Figuren, aber ich traute ihnen keine Sekunde über den Weg.
    Gegen halb acht, Luke spielte gerade auf dem Wohnzimmerboden mit seinen Legomännchen, sah ich durch die schmalen Scheiben neben der Tür Autoscheinwerfer in der Einfahrt auftauchen. Das Motorengeräusch sagte mir, dass es nicht Jesse sein konnte. Es klingelte. Draußen unter der Türbeleuchtung stand eine blasse Frau. Ich konnte einen schlanken Arm erkennen, eine ärmellose weiße Bluse und grüne Cargohosen. Darüber kastanienfarbene Locken.
    Es war Tabitha. Mein Herz begann zu hämmern.
    Durch die verschlossene Tür sagte sie: »Ich muss mit dir reden. Bitte. Es ist wichtig.«
    Was hatte sie hier zu suchen? War das wieder ein Versuch,
    Luke zu entführen? Ich versuchte zu erkennen, ob sich vielleicht noch jemand im unbeleuchteten Bereich der Einfahrt verbarg. Es war unmöglich zu sagen.
    Sie blinzelte mich durch die Scheibe an. Sie zitterte und wirkte elend.
    »Ich verlasse die Standhaften«, sagte sie.
    Ich rührte mich nicht.
    »Ich verlasse die Kirche. Ich brauche Hilfe.«
    Tausend Gedanken auf einmal schossen mir durch den Kopf. Das konnte nur ein Trick sein.
    »Um Himmels willen, ich bin am Ende.« Sie legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Bitte.«
    Luke stellte die Explosionsgeräusche ein. »Ist das meine Mami?«
    »Ja, Tiger. Ich werd

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