Gottesdienst
sollte nicht geschwächt werden.«
Als der Teller leer war, feuchtete sie einen Finger an, stippte die Krümel auf und leckte sie ab.
»Kommt denn ein Krieg?«, fragte Luke.
»Nein.«
Er sah mich an. »Dad ist im Gefängnis. Was würde mit dem Flugzeugträger passieren, und was tut sein Geschwader?«
Ich ergriff seine Hand. »Es gibt keinen Krieg. Die Leute, von denen wir reden, benutzen gerne solche Worte, aber das ist alles völliger Unsinn.«
Tabithas Wangen hatten rote Flecken. »Sorry«, sagte sie. »Luke, wie wär’s, ich leg ein Video für dich ein, während ich mit Tante Evan rede?«
»Na gut.«
Er führte sie ins Wohnzimmer und zeigte ihr den Videorekorder. Beide verhielten sich äußerst zaghaft. Sie schaltete den Film an und kehrte dann an den Küchentisch zurück.
»Wie kannst du beweisen, dass Brian unschuldig ist?«, fragte ich sie.
»Ice Paxton hat es mir erzählt.« Sie fuhr sich mit der Hand durch die Locken. »Lass mich vorne anfangen, okay?«
»Ich werd dich nicht davon abhalten.«
Sie stieß einen Schwall Luft aus und lehnte sich vertraulich vor. »Chenille kann mich nicht ausstehen. Das liegt daran, dass sie Brian hasst. Sie hasst ihn abgrundtief. Und ich war seine Frau.« Sie lächelte säuerlich. »Natürlich war das alles noch ganz anders, als ich der Kirche beigetreten bin. Da mochte sie mich, weil ich ihn verlassen hatte.« Sie neigte den Kopf. »Du weißt, dass sie aus China Lake stammt, oder? Dass sie Brian noch aus der Highschool kennt.«
Ich nickte.
»Das war fast das Erste, was sie sagte, als sie und Shiloh an meine Tür klopften. »Ihr Name ist Delaney? Ich bin mit einem Delaney in die Schule gegangen.« Als ich ihr erzählte, dass wir uns gerade scheiden ließen, meinte sie, dass er schon immer ein Trottel gewesen sei – ganz als ob sie mit mir mitfühlen konnte.«
»Sagtest du, sie hat an deine Tür geklopft?«
»Sie sind durch die Nachbarschaft gezogen und wollten Leute bekehren.«
Evangelisierungsversuche in der hinterletzten Berggegend? Das hörte sich unwahrscheinlich an. Einmal mehr bekam ich das Gefühl, dass Chenille vollendete Tatsachen schaffen wollte. Sie hatte meine Familie umkreist wie ein Raubtier.
»Aber jetzt, wo er verhaftet wurde, hasst sie mich auch.«
Ihre Abneigung gegen Brian war allerdings nur die halbe Wahrheit. »Kann es sein, dass sie eifersüchtig war, weil Pastor Pete dir so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht hat?«
Sie senkte den Blick.
»Tabitha, hattest du eine Affäre mit Pastor Pete?«
»Nein.« Sie riss die Augen auf. »Absolut nicht. Wie kannst du so was nur denken? Er war mein Pastor.«
Sie war zurückgewichen. Ich nahm ihr nicht ab, dass sie wirklich so blind gewesen war. Entweder log sie mich an, oder es war ihr peinlich, dass ich die Spannung zwischen den beiden bemerkt hatte. Aber wenn Wyoming sich mit Tollwut infiziert hatte und sie mit ihm intim gewesen war, dann war sie in Gefahr. »Du musst mir die Wahrheit sagen.«
»Nein. War es das, was die Leute gedacht haben? Hat Chenille das auch geglaubt?« Sie legte die Hand über den Mund und stieß einen langgezogenen Seufzer aus. »Deshalb also.«
»Was?«
»Letzte Nacht.« Sie rieb sich mit den Händen übers Gesicht, als ob sie es sauber wischen wollte. »Sie wollte mich als Preis aussetzen. Sie hat Ice gesagt, dass er mich als Belohnung für die Vertreibung des Antichrist haben kann.« Tabitha presste die Finger gegen die Lider. »Sie meinte zu ihm: ›Wenn du alles richtig machst, dann gehört sie ganz dir, Ice.‹ Er hat mich von oben bis unten mit diesen kalten Augen gemustert und gesagt -« Sie musste sich erst fassen und senkte die Stimme. »Er sagte, ich hätte ein ›gebärfreudiges Becken‹. Für ihn war ich nur ein Stück Fleisch.«
Ich lehnte mich zurück. Ihre Entrüstung überzeugte mich mehr als alles andere davon, dass sie sich wirklich von der Kirche abgewandt hatte.
»Chenille erklärte ihm, dass er die Ware noch nicht antasten darf. Sie hat diese Regel aufgestellt: Kein Sex, bis die Drangsal beendet ist. Aber sie hat ihm gestattet, mich zu inspizieren.«
Ihre Hände begannen wieder zu zittern. »Er nahm mich mit in seinen Wohnwagen, zog mich aus und hat mich untersucht – bis auf den letzten Zentimeter. Ihm war egal, was Chenille gesagt hatte, er wollte …« Tränen schossen ihr in die Augen. »Ich versuchte ihn davon abzuhalten, aber er hat sich auf mich geworfen und versucht seinen Reißverschluss zu öffnen. Ich hab ihm gesagt, dass es
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