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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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die ich verspürt hatte, weiterzugeben. Ich berichtete bis zu dem Moment, als Isaiah Paxton und Curt Smollek mich zur Tür schleppen wollten und Jorgensen hereinplatzte. Sie lehnte sich mir über den Schreibtisch entgegen. Ich machte eine lange Pause. »Und dann hat Jorgensen angefangen herumzubrüllen.«
    »Was hat er gebrüllt?«
    Ich wartete darauf, dass sie, wie die meisten Reporter, selbst die Stille überbrücken würde.
    »Ich meine, hat er irgendwas Besonderes gesagt?«, fragte sie. »Hat er irgendwelche Namen erwähnt?«
    »Zum Beispiel?«
    »Mel Kalajian.«
    Weil ich mit dem Namen nichts anfangen konnte half sie mir: »Dr. med. Mel Kalajian. Er wurde letzten Sommer ermordet. Ein Homosexueller. Die Standhaften haben auf seiner Beerdigung demonstriert.«
    Jetzt konnte ich mich erinnern, dass ich davon gelesen hatte. »Jorgensen hat ihn nicht erwähnt. Warum sollte er?«
    »Er war Jorgensens Partner in der Praxis. Er wurde bei einem Überfall auf die Praxis getötet, anscheinend als er jemanden erwischte, der Medikamente stehlen wollte«, erklärte sie. »Und er war Jorgensens Liebhaber.«
    Die Überraschung stand mir ohne Zweifel ins Gesicht geschrieben.
    »Das war kein Geheimnis. Sie hielten sich nicht komplett bedeckt, sie banden es nur nicht jedem auf die Nase. Immerhin trugen sie Ralph Lauren und kauften zusammen Immobilien.«
    Ich dachte darüber nach. »Glauben Sie, dass Jorgensen von seinem Kummer übermannt wurde?«
    »So sehe ich das, ja. Er starb, weil er endlich die Kraft gefunden hatte, sich gegen die Standhaften zur Wehr zu setzen. Das ist tragisch.«
    Bestimmt hatte sie schon die Einleitung für ihren Nachfolgeartikel geschrieben. Sie würde das größtmögliche Pathos aus der Geschichte herausholen. Ich spielte meinen nächsten Trumpf aus.
    »Wie lange hatte Jorgensen noch zu leben? Ich meine, wenn er nicht von dem Laster überfahren worden wäre.«
    Ja, Pokerspielen wäre ein Desaster für sie. Mit ratlos geöffnetem Mund ließ sie sich gegen die Lehne sinken.
    »Das Hospital hat Ihnen nicht mitgeteilt, dass er krank war?«, fragte ich.
    Sie blinzelte, als hätte sie gerade entdeckt, dass ihr Rock oben in der Strumpfhose stecken geblieben war. Ich nahm an, dass sie nie mit jemandem gesprochen hatte, der an Jorgensens Behandlung beteiligt war. Sie hatte ihre Geschichte ganz einfach nach der Pressemeldung des Hospitals verfasst.
    »Was ist mit den Sanitätern?«, fragte ich. »Oder mit seinem Büro? Hat niemand was erwähnt?«
    Jetzt wurde ihre Verlegenheit spürbar. »Was hatte er denn?«, fragte sie.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und wie können Sie dann behaupten, dass es eine unheilbare Krankheit war?«
    »Sie haben es noch nie mit jemandem zu tun gehabt, der ernsthaft krank war, oder?«
    Zugegeben, das war ein wenig hart von mir, aber ich dachte, ein kleiner Tritt in den Hintern würde ihr guttun.
    Sie griff sich einen Stift und begann auf einem Notizblock herumzukritzeln. Schließlich fand sie die Sprache wieder. »Wissen Sie, nicht jeder Zeuge kommt hierher und drängt darauf, sich interviewen zu lassen. Was genau wollen Sie von mir?«
    »Was ich jetzt sage, bleibt unter uns«, begann ich. »Ich möchte wissen, was die Standhaften vorhaben, damit ich meinen Neffen vor ihnen schützen kann.« Sie nickte. »Hören Sie zu, Sally. Es geht hier um viel mehr, als es aussieht. Die Wyomings hat die Nachricht von Jorgensens Tod richtig durcheinandergebracht.«
    Sie hörte auf zu kritzeln. »Und woher wissen Sie das jetzt schon wieder?«
    Ich stand auf. »Überprüfen Sie, was ich Ihnen erzählt habe. Wenn Sie die Spur weiterverfolgen wollen, dann rufen Sie mich an. Meine Nummer steht im Telefonbuch.«
    Den Weg nach draußen fand ich von alleine. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich von ihr hören würde.
     
    Am Abend führten Jesse und ich Luke aus: zuerst Tamales essen am Playa Azul und später dann Eis in Paseo Nuevo. Luke zeigte sich von seiner geselligen Seite und erzählte aus der Schule. Der Gedanke schmerzte, dass ich mich bald von all dem verabschieden musste – von seinen detaillierten Berichten aus dem Klassenzimmer, den am Boden des Rucksacks zerdrückten Schreiben seiner Lehrer, von den zwanzig anderen Sechsjährigen, deren Namen ich mir nie ganz merken konnte. Auch Jesse hörte ihm zu, aber er wirkte abwesend. Als Luke mit seinen limonadenfeuchten Ärmeln uns voraus die State Street entlangrannte, fragte ich Jesse, was ihn bedrückte.
    Er zuckte mit den Schultern. »Die Arbeit,

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