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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Parodontose und dass Amerika immer dümmer wird.«
    »Pastor Pete?«
    »Ja, das ist schon ein ganz besonderer Vogel. Mister Supersauber, der seine Tanzmäuse vor mir beschützt. Er ist einer von denen, die in Buchenwald die Öfen angeheizt hätten.«
    »Es tut mir leid, dass ich dich überredet habe, mich zu begleiten.«
    »Ah, da ist wieder das Schuldgefühl. Ich hab’s doch gewusst, du hast einen neuen Anfall. Schnell, ramm deinen Kopf ein paarmal gegen die Wand hier.«
    Ich knuffte ihn gegen den Arm.
    »Na ja, hätte schlimmer kommen können«, sagte er. »Er hätte versuchen können, mich zu heilen.«
    Ich berührte ihn an der Schulter, damit er aufhörte. Er war kein zorniger Mensch, aber der ganze Mist, mit dem er sich rumschlagen musste, ging ihm manchmal doch an die Nieren. Pastor Petes Sticheleien hatten das Fass zum Überlaufen gebracht. Die Leute auf dem Gehsteig wichen uns aus. Aus einem nahegelegenen Café drangen goldenes Licht und pulsierende lateinamerikanische Musik auf die Straße. Ich nahm sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn.
    »Das ist schon besser.« Er lächelte. »Mach dir keine Gedanken um mich. Fühl dich lieber wegen was anderem schuldig. Zum Beispiel wegen der Ozonschicht.«
    Nachdem wir in mein Haus zurückgekehrt waren, half ich Luke seinen Schulrucksack für den nächsten Tag zu packen.
    »Hast du alles?«, fragte ich ihn. »Hausaufgaben?«
    »Hab ich.«
    »Pausenbrot?«
    »Hab ich.«
    »Hundekekse?«
    »Wir haben keinen Hund in der Schule.«
    »Na gut. Lehrerkekse?«
    Luke lachte und drückte sich an Jesses Brust. Auf einmal machte er große Augen. »Warte, ich muss dir noch meine Erfindung zeigen.« Luke sauste in sein Zimmer. Kaum war der Junge weg, schien Jesses Energie nachzulassen. Ich konnte sehen, wie müde er war. »Ich hoffe, Brian weiß, wie gottverdammt glücklich er dran ist«, murmelte er.
    Kurz darauf rief Sally Shimada an. »In Ordnung, ich möchte den Rest Ihrer Geschichte hören.«
    »Sie haben rausgefunden, was Dr. Jorgensen gefehlt hat?«
    »Nein, ich habe rausgefunden, dass es niemand weiß. Sie warten noch auf die Ergebnisse der Autopsie. Der Gerichtsmediziner hat die Todesursache noch nicht festgestellt.«
    »In Ihrem Artikel stand, dass er an schweren Kopfverletzungen starb.«
    »Vielleicht habe ich diesen Schluss voreilig gezogen«, gab sie zu. »Anscheinend hat der untersuchende Arzt da eine andere Meinung. Es waren nicht die Verletzungen, die ihn getötet haben. Es war was anderes, irgendwas Mysteriöses.«
    Jetzt klang sie wie das kleine Mädchen aus einem Disney-Film, das zusammen mit seinem kleinen Hund das Rätsel der Geisterhöhle löst. »Wollen Sie wissen, was die Standhaften über Ihren Augenzeugenbericht sagen?«, fragte sie.
    »Otterngift ist unter meinen Lippen.«
    »Genau. Und ich bin eine Mediendirne, die unter denen, die noch nicht errettet sind, ihre Lügen verbreitet«, erläuterte sie. »Ich denke darüber nach, das in meinen Briefkopf zu übernehmen.«
    So langsam begann Sally mir zu gefallen.
    »Ein kleines Vögelchen hat mir zugezwitschert, dass Sie und Jesse Blackburn ein Paar sind. Glauben Sie, Sie könnten ihn dazu bringen, einen Kommentar zur heutigen Story über die Verhandlung abzugeben?«
    »Welche Story?«
    Bis auf den Artikel über Jorgensen hatte ich die Zeitung noch gar nicht gelesen. Im Lokalteil fand ich den Artikel. »Frettchenbissverhandlung: Verteidiger hat eigene Interessen.«
    »Ich rufe Sie zurück, Sally.«
    Ich legte auf und schaute Jesse an: hämisches Lächeln, aber müde Augen.
    Der Anwalt der Frau, deren Hand in der Beowulf-Buchhandlung von zwei Frettchen abgebissen wurde, behauptete gestern, dass Verteidiger Jesse Blackburn seiner Klientin gegenüber befangen sei. Skip Hinkel erklärte, dass Blackburn Priscilla Gaul im Zeugenstand in Misskredit gebracht habe, weil er eigene Interessen verfolge und Werbung für den Besitz von Frettchen treiben wolle.
    »Verdammt.«
    Hinkel weiter: »Ich möchte ja nicht behaupten, dass die Frettchenlobby ihn bezahlt, aber mir fällt kein anderer Grund ein, warum ausgerechnet er derartig grob mit einer behinderten Frau umspringt.«
    »Was für ein Trottel.« Ich warf die Zeitung hin. Hinkel war anscheinend bei der Recherche geschickter gewesen als ich. Er hatte drei Aspekte gefunden, den Fall anzupacken: Schädlinge, Hysterie und jetzt auch noch Verleumdung. »Richterin Rodriguez sollte ihm eine Strafe verpassen, dass ihm Hören und Sehen vergeht.«
    Jesse rieb sich die

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