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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Ade gesagt, einen Zahnarzt geheiratet und angefangen, Babys zu bekommen. Sie sind die schnellsten kleinen Lümmel auf der Straße. Und ich gehe mittlerweile voll in meinen Bürgerpflichten auf. Mensch, nun schau mich doch nicht so ungläubig an.«
    Schlagartig fiel es mir alles wieder ein. Obwohl die Jahre ihr etwas fülligere Dimensionen verliehen hatten, sagte ich zu ihr: »Abbie, du hast dich kein Stück verändert.«
    Sie lachte. »Oh Mann, du dich aber auch nicht. Was hast du aus deinem Leben gemacht? Bist du verheiratet? Hast du Kinder? Ist das da deine Familie?«
    Brian hielt sich etwas abseits, aber als ich ihn vorstellte, kam er zu uns und nötigte sich ein Proforma-Lächeln ab. »Ich kann mich noch an dich erinnern«, sagte Abbie. Dann betrachtete sie Luke. »Das ist ja ein ganz Süßer. Deine Frau scheint auch nicht von schlechten Eltern zu sein.«
    Brians Lächeln gefror. »Wir lassen uns scheiden.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Tja, so geht’s.« Er wandte sich ab.
    Glücklicherweise klingelte gerade in dem Moment das Telefon an der Pforte. Abbie nahm den Hörer ab, und Brian zischte mir durch die Zähne zu: »Wir gehen.« Er nahm Luke an der Hand und ging zur Tür. Lukes Proteste ignorierte er einfach. Ich folgte ihm und winkte Abbie noch einmal zu.
    Bevor ich die Tür erreicht hatte, hielt sie die Hand über die Sprechmuschel. »Heute Abend. Es gibt da eine Bar am China Lake Boulevard, das Lobo. Komm doch vorbei.«
    Ich nickte vage und versuchte Brian wieder einzuholen. »Warum gehen wir denn schon?«, fragte Luke gerade, doch Brian befahl ihm nur, sich in den Wagen zu setzen. »Aber ich wollte doch noch bleiben«, jammerte Luke.
    Brian schüttelte den Kopf. »In den Wagen. Los jetzt.« Beim Ausparken ließ er den Motor aufheulen.
    »Na«, sagte er, »das war doch ein schöner Ausflug.«
    Er drehte sich zu mir und lächelte. Mir fiel das Herz in die Hose. Ich kannte dieses Lächeln nur zu gut. Es war dieses gespenstische Lächeln mit gebleckten Zähnen und säuerlichem Blick, das mir zeigte, dass seine Nerven wirklich blank lagen.
    Auf dem Rückweg zum Flugplatz und zu meinem Explorer kamen wir an der Grundschule im Stützpunkt vorbei. Feuerwehrautos parkten hinter gelben Polizei-Absperrbändern auf dem Schulhof. Daneben standen gut zwei Dutzend Leute, die von Kopf bis Fuß in grüne Schutzkleidung gehüllt waren und Sauerstoffflaschen auf dem Rücken trugen.
    »Was ist denn hier los?«, fragte ich Brian erstaunt.
    »Eine Gefahrgut-Übung.«
    »In einer Schule? Was in Gottes Namen kommt denn da in der Kantine auf den Tisch?«
    »Das hier ist Waffentestgelände. Was glaubst du, wie viel Gefahrgut ich jedes Mal mit mir herumschleppe, wenn ich von der Startbahn abhebe?« Er schnaubte. »Ich meine, was erwartest du von Luftkriegsführung; da geht’s ums Töten, um nichts sonst.«
    Mir fiel wieder ein, was Isaiah mir von Plutoniumversuchen und Anthrax erzählt hatte, und dass die Navy die Christen den Isotopen und Mikroben zum Fraß vorwarf.
    »Bist du gegen Anthrax geimpft worden?«
    »Sechs Impfungen in den letzten achtzehn Monaten. Du brauchst gar nicht so schockiert zu gucken. Es geht ziemlich fies zu in der Welt. Werd lieber mal erwachsen und gewöhn dich dran, Schwesterchen.«
    Ich warf ihm einen langen kühlen Blick zu. Soeben passierten wir den Schulzaun. Einer der Männer in den Schutzanzügen beobachtete uns, das Gesicht unkenntlich hinter der dicken Plastikscheibe.
    »Warum fangen wir nicht einfach noch mal von vorne an und versuchen das Ganze ein bisschen zu entwirren. Warum bist du so angespannt?«
    »Das fragst du noch, nach all dem, was in den letzten vierundzwanzig Stunden vorgefallen ist?«
    »Brian -«
    »Es ist eigentlich ganz simpel, Evan.« Er schlug mit der flachen Hand auf das Armaturenbrett. »Hier sind die Guten. Dort sind die Bösen. Es ist mein Job, dafür zu sorgen, dass es die Bösen sind, die in Flammen aufgehen.«
    Berühmte letzte Worte.

8. Kapitel
    Es ist nicht so, dass ich Waffen hasse. Wie die meisten Armeegören bin ich mit Feuerwaffen aufgewachsen. Mein Vater bewahrte seine 45er zu Hause auf, und seine Freunde kehrten aus Übersee oft mit Waffen-Souvenirs zurück, die sie auf dubiose Art in irgendwelchen dunklen Gassen erworben oder vom Feind erbeutet hatten. Sie ließen uns damit auf dem Schießstand üben. Ich weiß, wie man ein Ziel über Kimme und Korn eines Gewehrs anvisiert und wie ich mich gegen den Rückstoß einer halbautomatischen Pistole zu wappnen habe.

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