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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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wir aus dem Restaurant kamen, meinte er zu mir: ›Halt dich nur an mich, dann kriegst du die besten Parkplätze. ‹« Ich musste ein Lachen unterdrücken. »Ja, ja, er ist echt zum Kaputtlachen«, sagte Brian. »Aber pass bloß auf, dass sich sein Groll nicht eines Tages mal gegen dich richtet.«
    Jetzt stand er am Spülbecken und scheuerte eine Pfanne, die schon längst sauber war. Das heiße Wasser hatte seine Hände gerötet.
    »Brian, niemand will hier deinen Platz in Lukes Leben einnehmen. Das kann doch auch keiner.«
    »Ich weiß, dass du’s ernst meinst. Aber du machst dir keine Vorstellung davon, wie schwer es ist. Du hast keine Ahnung, wie es für mich ist, das Jahr zehn Zeitzonen entfernt von meinem kleinen Jungen zu verbringen.« Er trocknete sich die Hände ab und warf das Handtuch auf die Spüle. »Du hast keine Ahnung.«
    Luke legte den Hörer auf und kam in die Küche gehüpft. »Ihr wisst doch von dem toten Wal. Jesse hat erzählt, dass sie ihn mit einem Boot vom Strand weggeschleppt haben, aber dann kamen diese beiden Männer mit Jet-Skis angefahren und wollten sich das Ganze aus der Nähe ansehen. Sie sind voll reingerauscht.« Die Augen quollen ihm vor Lachen fast aus dem Kopf. »Die waren von Kopf bis Fuß voll mit Walschleim.«
    Ohne Zweifel war es das Lustigste, was er je gehört hatte. »Ist ja großartig«, meinte Brian. Er scheuchte Luke aus der Küche, damit er sich fürs Kino fertig machte.
    »Ev, ich kann dir das niemals zurückzahlen, dass du dich dieses Jahr um ihn gekümmert hast. Ohne dich wäre ich völlig verloren gewesen. Aber jetzt bin ich da, und ich muss mich dieser Situation stellen. Also erledigen wir die Dinge auf meine Art.«
    Er versicherte sich, dass Luke außer Sichtweite war und ging dann zum Mustang. Er kehrte mit einem braunen Päckchen zurück. »Das ist für dich.«
    Es war eine Pistole.
    »Wo hast du die her?«
    »Komm, nimm sie schon.«
    »Vergiss es. Die ist nicht legal.«
    Er schob sie mir zu. »Du wolltest Schutz. Das hier beschützt dich.«
    Ich hob ablehnend meine Hände, schüttelte den Kopf und kehrte ihm den Rücken zu. »Evan, sei doch nicht dumm.«
    Das gab mir den Rest. Ich machte mich auf den Weg zur Tür.
    »Vergiss den Film, ich komm nicht mit.« Ich warf die Tür hinter mir zu. Er riss sie wieder auf und folgte mir nach draußen.
    »Brian, ich nehm die Pistole nicht.«
    »Evan!«
    In dem Moment ertastete meine Hand die Autoschlüssel in meiner Tasche. Ohne ein weiteres Wort stieg ich in den Explorer und stieß rückwärts aus der Einfahrt.
    Was passiert wäre, wenn ich geblieben wäre, bleibt Spekulation.
     
    Das Radio voll aufgedreht und mit hämmerndem Kopf steuerte ich die Boulevards an. Sei doch nicht dumm. Ich gab Gas. Über mir erstreckte sich der mit zahllosen Sternen übersäte Nachthimmel. Sie waren erschreckend hell und so deutlich zu erkennen, wie es nur in der Wüste möglich ist. Wie konnte er es wagen? Wie konnte Brian es wagen, sich mein Leben so hinzubiegen, dass es zu seinen Ansichten passt? Dabei ging gerade sein eigenes Leben den Bach runter.
    Plötzlich fand ich mich vor dem Lobo wieder, der Bar, von der Abbie Hankins mir erzählt hatte. Der ganze Kiesparkplatz stand voller Pickups. Die Markise über dem Laden versprach GUTE STEAKS UND LIVEMUSIK. Durch die Tür dröhnte Rockmusik. Ich stellte den Wagen ab und ging hinein.
    Der Laden war voll, und auf der Tanzfläche brodelte es. Der ganze Raum roch nach Eau de Budweiser. Harley-Davidson-T-Shirts und Westernklamotten bestimmten den Dresscode, abgerundet durch silberne Gürtelschnallen, so groß wie Landminen. Billardkugeln klackerten an den Pooltischen. Die Band hämmerte eine aufreizend grobe Version von »Brown Sugar« runter.
    Die guten Steaks existierten wohl bloß in der Fantasie der Lokalbetreiber. Stattdessen bot das Lobo den Nervenkitzel einer Kleinstadt-Freitagnacht: den Krug Bier für 99 Cent und dazu einen unablässig pulsierenden Beat.
    Genau das brauchte ich jetzt.
    Von den Billardtischen ertönte ein Ruf. »Hey, hierher!«
    Durch den Zigarettenrauch konnte ich in einem neonpinkfarbenes T-Shirt Abbie erkennen, die den Queue wie eine Streitaxt durch die Luft schwang. Ich drängte mich zu ihr durch. Neben ihr beugte sich ein kräftiger Mann mit braunem Haar und dicken Brillengläsern über den Tisch. Mit einem Stoß versenkte er die Kugel in einer Seitentasche.
    Abbie überschrie die Musik. »Das ist mein Mann Wally.«
    Er schüttelte meine Hand. Er hatte ein

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