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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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nehmen sollen.«
    »Akzeptiert. Danke, Abbie.«
    Sie umarmte mich. »Warte bloß nicht noch mal fünfzehn Jahre, bis du China Lake wieder besuchst.«
    Anscheinend brachte die Nostalgie nicht nur unangenehme Tatsachen ans Tageslicht, sie konnte auch die Geister der Vergangenheit vertreiben. Ich sah ihr nach, wie sie zurück in die Bar ging. Ich war froh, dass ich heute Abend hergekommen war. Zwei Frauen torkelten wild lachend aus der Tür. Sie überschütteten Abbie mit überschwänglichen Begrüßungen. Lächelnd wandte ich mich ab und schaltete mit der Fernbedienung die Alarmanlage an meinem Wagen aus.
    Dann blieb ich ruckartig stehen. Der Explorer war von vorne bis hinten mit Farbe vollgeschmiert. In sechzig Zentimeter großen roten Buchstaben war zu lesen: Schlampe. Hure. Lügnerin. Spitzel.
    Mir stieg die Galle in den Hals. Auf der hinteren Tür leuchtete mir Blowjob entgegen. Auf der Heckklappe stand Doggy Sty. Entweder war der Vandale gestört worden, bevor er das -le hinzufügen konnte, oder es handelte sich um eine besonders obskure Beschimpfung, die ich nicht verstand.
    Irgendwo in der Dunkelheit wurde ein Motor angelassen. Ich fuhr herum und stolperte fast über eine Sprühdose. Auf der anderen Straßenseite raste ein Fahrzeug davon, die Rücklichter glühten wie rote Stecknadelköpfe. Behutsam hob ich die nach frischer Farbe riechende Sprühdose auf und legte sie in meinen Wagen. Als Beweismittel – nur für den Fall, dass sich die Polizei dafür interessieren würde. Ich schaute mich auf dem Parkplatz um, ob jemand etwas gesehen haben könnte. Die einzigen weiteren Menschen hier draußen waren Abbie und die beiden Frauen, die gerade ins Gespräch vertieft hinter einer Reihe von parkenden Trucks zurück zur Bar schlenderten.
    Plötzlich blieben sie stehen. Ich hörte nur: »Oh Gott!«
    »Abbie, halt still, beweg dich nicht.«
    »Schau mal, mit dem stimmt was nicht.«
    Dann hörte ich ein Fauchen.
    »Abbie, der merkt, wenn du Angst hast. Halt still.«
    Dann ging alles sehr schnell. Abbie drehte sich weg, rannte los und wurde plötzlich von hinten umgerissen. Sie verschwand aus meinem Blickfeld. Ich hörte nur noch ihre Schreie.
    Ich sprintete durch die parkenden Autos. Dann blieb ich erschrocken stehen. Abbie lag auf dem Boden und hatte die Fäuste vor dem Gesicht geballt. Ein Coyote zerrte am Ärmel ihres Shirts.
    »Er bringt sie um!«, schrie eine der Frauen.
    Und ich hatte die verdammte Pistole bei Brian gelassen.
    »Holt schnell Hilfe in der Bar«, brüllte ich.
    Dann hob ich einen Stein auf, warf ihn nach dem Tier – und verfehlte. Der Coyote hatte sich in Abbies Arm verbissen. Sie schrie immer noch. Ich hob einen weiteren Stein auf, zielte diesmal besser und traf den Coyoten an der Schnauze. Er schreckte zurück und ließ Abbies Arm los. Jetzt schaute er mich mit geducktem und zur Seite gelegtem Kopf an, in seinen Augen spiegelte sich der psychedelisch goldene Schein der Markisenbeleuchtung. Ich war kurz davor, mir in die Hose zu machen. Er hatte Schaum vor dem Mund.
    Abbie versuchte davonzukriechen, aber der Coyote knurrte sie an. Sie erstarrte.
    Mein Mund war ganz trocken. Ich zwang mich dem Tier zuzunicken. »Fein, schau mich an. Hierher.« Ich drehte mich zur Bar um. Die Band spielte »Hollywood Nights« in voller Lautstärke. Wo zum Teufel blieben die anderen? »So ist es gut, du dummer Hund. Schau mich an.«
    Und das tat er. Er hob den Kopf und kam auf mich zugetrabt. Ich wich einen Schritt zurück.
    »Nein. Sitz. Sitz!«
    Ein Schuss fiel. Ich zuckte zusammen. Der Coyote brach zusammen. Ein Mann ging an mir vorbei auf den Coyoten zu und zielte mit der Pistole auf ihn. Die Leute begannen aus der Bar zu strömen. Abbie stand auf und hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht ihren Arm.
    Wally bahnte sich einen Weg durch die Menge. »Oh, Abbie …«
    Zwischen ihren Fingern quoll Blut hervor. Ihr Blick flatterte über mein Gesicht. Sie stand unter Schock. Wally geleitete sie nach drinnen. »Vorsicht, sie ist verletzt.«
    Die Leute drängten sich um den toten Coyoten. Der Schütze trat zurück, und ich erkannte ihn an seinem markigen Kinn und der überlegenen Selbstsicherheit: Es war Garrett, der Pilot, der an der Tankstelle in Mojave mit mir geflirtet hatte.
    »Ist er tot?«, fragte ich.
    Er nickte abwesend. »Das ist kein normaler Coyote.« Dann blickte er mich an. »Ich hab gesehen, wie Sie ihn von ihr abgelenkt haben. Das war ganz schön mutig.«
    »Er hat Tollwut«, sagte ich.
    Männer griffen jetzt

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