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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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nach dem Kadaver und gaben ihre Kommentare ab. Schau dir an, wie groß der ist. Da steckt bestimmt ein Wolf mit drin. Sie griffen nach den Pfoten des Tieres und drehten es, um zu sehen, wo die Kugel gelandet war.
    »Nicht anfassen«, warnte ich.
    Gelächter brach aus. Ein Mann sagte: »Süße, Hunde beißen nicht mehr, wenn sie erst mal tot sind.« Um es zu beweisen, packte er das Tier am Kopf und hob ihn hoch. Als er den Schaum entdeckte, ließ er ihn sofort fallen und zuckte zurück. Er wischte sich die Hände an seinen Jeans ab. Und das taten dann alle.

9. Kapitel
    Als ich zu Brians Haus zurückkehrte, heulte der Wind in den Bäumen, und Schatten tanzten im gelblichen Schein der Straßenbeleuchtung auf seinem Rasen. Wally hatte Abbie in die Notaufnahme gebracht. Ich war direkt nach Hause gefahren und beschloss, die Anzeige wegen Vandalismus an meinem Explorer am nächsten Morgen aufzugeben, wenn das Tageslicht die Furcht vertrieben hatte, die an meinem tiefsten Inneren nagte.
    Das Licht im Haus war aus. Brian und Luke waren wohl nach dem Film noch ein Eis essen gegangen. Ich atmete tief durch. Ich wusste, dass ich Frieden mit Brian schließen musste, um die Lage etwas zu beruhigen.
    Dann blieb ich plötzlich stehen. Die Eingangstür stand weit offen. »Hallo?«
    Keine Antwort. Das Innere des Hauses lag als stockdunkle Leere vor mir. Ich kramte mein Handy heraus, um die Polizei zu rufen, zögerte dann aber, weil ich keinen falschen Alarm auslösen wollte. Mein Pulsschlag dröhnte mir in den Ohren.
    Auf einmal blitzte im Dunkel des Hauses ein Licht auf. Eine Taschenlampe? Ich wählte die Nummer des Notrufs.
    »Ich habe hier einen Einbrecher.« Woher kam das Licht? Nicht von einer Taschenlampe. Der Schein einer Taschenlampe wäre weiß und gleichmäßig gewesen, aber dieses Licht flackerte gelblich.
    »Ein Feuer! Schicken Sie einen Löschwagen, das Haus brennt.« Ich rannte auf die Tür zu. »Brian! Luke!«
    Am dunklen Eingangsbereich verharrte ich erneut. Was sagte mein Bauchgefühl? In jedem Selbstverteidigungskurs hatte man mir beigebracht, in solchen Situationen bloß nicht das Haus zu betreten. Ich hielt den Atem an und tastete um die Ecke nach dem Lichtschalter.
    »Ist da jemand?« Ich fand den Schalter. Im Flur und im Wohnzimmer ging das Licht an. Die Wände schienen mich geradezu anzuspringen. Sie waren mit roter Farbe besprüht worden. Das Wohnzimmer war verwüstet. Alles war umgeworfen, verstreut und kaputtgeschlagen worden. An den Wänden setzten sich die Schmierereien von meinem Auto fort: Schwuchtel. Faschist. Teufel. Neu waren allerdings die Bibelverweise an den Wänden: Matthäus 4,8-9. Offenbarung 13,1.4. Offenbarung 13,18.
    Mein Atem kam stoßweise. Meine Muskeln waren bis zum Äußersten angespannt. Eine orangefarbene Reflexion tanzte über die hintere Wand. Ich trat fest gegen die Tür, um sicherzugehen, dass sich niemand dahinter versteckte. Die Tür krachte gegen die Wand, und ich stürmte ins Zimmer. »Brian!«
    Durch den Flur hetzte ich in die Küche und schaltete das Licht an. Niemand da. Kein Feuer. Die Flammen waren draußen, hinter dem Haus. Ich schnappte mir den Feuerlöscher, rannte zur Schiebetür, die zum Garten führte, und fummelte am Schloss herum. Die Flammen züngelten jetzt heller. Verdammt, wie geht diese Scheißtür auf? Durch die Vorhänge konnte ich den Feuerschein sehen, der sich am Gartenzaun spiegelte. Dann hörte ich ein lautes Prasseln. Die Tür, die Tür! Endlich konnte ich sie aufschieben. Ich jagte nach draußen, riss den Feuerlöscher hoch und zielte.
    Der Rauch umnebelte mich sofort, und dann erfasste mich die Hitze. Und ein fürchterlicher Gestank – Abfall, Plastik, alte Lebensmittel. Flammen schlugen aus der Mülltonne in der Ecke des Gartens. Rauch stieg in der Dunkelheit hoch, Zweige zuckten gelbrot glühend im Feuer. Die Mülltonne war bis obenhin mit Ästen vollgestopft, und schon leckten die Flammen an zwei über den Rand ragenden dünnen Baumstämmen. Für mich sah es aus wie der brennende Busch. Ich hielt mit dem Feuerlöscher drauf. Eine kalte weiße Pulverwolke legte sich über alles.
    Die Flammen zogen sich zurück, die Hitze kam nur noch in Wellen. Der Gestank hingegen wurde schlimmer – heißes Leder, verdorbenes Fleisch. Ich hielt den Atem an und rückte dem Feuer näher. Der Feuerlöscher blies den Rauch beiseite, und dann konnte ich sehen, was da brannte. Mein Verstand sagte mir: Das kann unmöglich das sein, wofür du es hältst. Nie im

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