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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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Leben.
    Was ich für dünne Baumstämme gehalten hatte, waren zwei Cowboystiefel, die umgedreht aus der Tonne ragten. In den verbrannten Schuhen steckten zwei Beine. Plötzlich wusste ich, warum es so nach gegrilltem Fleisch gerochen hatte.
    Ich ließ den Feuerlöscher fallen, stolperte rückwärts und hielt mir die Hand vor den Mund. Wenn ich jetzt nicht rannte, würde ich umkippen. Ich floh zurück ins Haus, schoss durch die Eingangstür und stieß gegen eine Frau, die auf der Treppe stand. Sie schrie »Polizei!«, aber ich konnte nicht stehen bleiben, sondern stürzte auf die Büsche zu, wo ich zusammenbrach und mich übergab, bis ich dachte, ich ersticke.
     
    Es dauerte ziemlich lange, aber schließlich trugen sie den schwarzen Leichensack auf einer Bahre heraus. Die Streifenwagen hatten längst ihr Blaulicht ausgeschaltet und das Dröhnen der Feuerwehrpumpe hatte aufgehört. Feuerwehrmänner wickelten ihre Schläuche wieder auf. Selbst die Nachbarn zogen sich langsam wieder in ihre Häuser zurück. Nur ein paar kleine Grüppchen waren zurückgeblieben, Menschen in Schlafanzügen unter ihren Jacken, die die Geschehnisse beobachteten und Spekulationen anstellten.
    Ich saß eingehüllt in eine Decke auf dem Rücksitz eines Streifenwagens. Mir war kalt, und ich fühlte mich entsetzlich einsam.
    Brian und Luke waren nicht nach Hause gekommen.
    Jetzt näherte sich eine Beamtin, die Frau, die ich vor dem Haus angerempelt hatte. Gestern hatte sie mir auf dem Highway gegenübergestanden. Auf ihrem Namensschild las ich Laura Yeltow. Neben ihr ging Detective McCracken. Sein massiger Oberkörper verdeckte mir die Sicht.
    »Wissen Sie, wer der Verstorbene ist, Ms. Delaney?«
    Etwas in mir riss auf, und ein kalter Windstoß durchfuhr mich. »Nein, ich hab nicht nachgeschaut.« Ich hatte zu viel Angst davor, dass es mein Bruder sein könnte.
    Die Sanitäter schoben die Bahre über die Einfahrt bis zur Ambulanz, die an der Straße wartete. »Warten Sie«, rief ich. »Ich muss sehen, wer es ist.«
    Ich stieg aus dem Wagen. Zögerte. »Ist es … ich meine. Das Feuer …«
    »Das Gesicht wird man identifizieren können«, sagte McCracken. »So weit sind die Flammen nicht gekommen.«
    Ich nickte und trat zur Ambulanz. »Öffnen Sie den Leichensack«, befahl McCracken.
    Der Reißverschluss schnurrte. Der Geruch stieg mir in die Nase, die Nacht wurde ganz hell, und in meinen Ohren begann es zu dröhnen. Ich hatte das Gesicht erkannt, und als Nächstes saß ich mit ausgestreckten Beinen auf dem Bürgersteig. Yeltows Hand lag auf meiner Schulter, die Straßenlampen verliehen ihrem Gesicht einen stechenden Gelbton.
    Ihre Stimme bahnte sich durch das Dröhnen in meinem Kopf. »Können Sie den Verstorbenen identifizieren?«
    Vielleicht habe ich genickt, vielleicht auch nicht. »Es ist Peter Wyoming.«
     
    Um ein Uhr nachts saß ich mit einem kalten Kaffee vor mir in einem Verhörraum der Polizeiwache. Noch immer beantwortete ich die Fragen von Detective McCracken.
    Ich erklärte ihm, dass ich um sieben aus dem Haus gegangen war. Brian war zurückgeblieben, wollte aber mit Luke um halb acht ins Kino. Ich wusste nicht, ob sie das tatsächlich getan hatten. Das Lobo hatte ich gegen 22.30 Uhr verlassen, nachdem dort eine ganz andere Show gelaufen war: eine mit lebenden Raubtieren.
    »Dass Sie um 22.30 Uhr im Lobo waren, ist kein Alibi«, sagte McCracken.
    Ich wurde genauer: Ich war den ganzen Abend im Lobo gewesen. In Begleitung von Abbie Hankins und ihrem Ehemann Dr. Wally, Chet, dem Ingenieur, zwei Raketenforschern und der halben Einwohnerschaft von China Lake. Und ich wusste nicht, was Peter Wyoming beim Haus meines Bruders zu suchen hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Brian ihn auf das Grundstück gelassen hatte.
    McCracken stützte seine dicken Arme auf den Tisch, sein rötliches Haar glänzte im Neonlicht. »Haben Sie einen Verdacht, wer das getan haben könnte?«
    Ich starrte ihn an. »Die Standhaften natürlich«, sagte ich.
    »Sie glauben, die Kirche hatte etwas mit dem Mord zu tun?«
    »Aber ja.«
    »Wyomings eigene Schäfchen. Diese Leute haben ihn praktisch wie einen Gott verehrt.«
    »Sie haben das Haus gesehen. Die Wände waren mit Quellenangaben aus der Bibel übersät.«
    Er faltete ein Blatt Papier auf dem Tisch und falzte eine scharfe Kante hinein. »Sie sind ja eine sehr gute Beobachterin. Was Ihnen alles auffällt, wenn Sie auf der Suche nach dem Feuerlöscher durch die Wohnung hetzen.«
    Brian hatte den Mann

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