Gottesdienst
heute mit Ihrem Bruder verabredet, um eine Lösung für die Probleme mit dem Sorgerecht zu finden.«
»Das ist doch absurd.«
»Das Treffen sollte um zehn Uhr abends stattfinden, im Haus Ihres Bruders.«
»Sie lügt.«
Er lehnte den Kopf zurück und betrachtete mich seltsam betroffen. »Sie haben ein Problem damit, Leuten zu vertrauen, oder?«
Als ich nicht antwortete, fragte er: »Warum sollte uns Mrs Wyoming anlügen?«
»Weil Wyoming nicht die Sorgerechtsangelegenheit klären wollte. Er wollte Luke kidnappen. Brian hätte den Mann niemals in sein Haus gelassen.«
»Und wie erklären Sie sich dann Wyomings Anwesenheit auf dem Grundstück?«
»Vielleicht versuchte er einzubrechen. Brian war nicht zu Hause.«
Er rieb sich das Kinn. »Nun, die Sache ist die: Gegen zehn Uhr wurde der rote Mustang, den Ihr Bruder fährt, noch in seiner Einfahrt gesehen. Ein paar Minuten später raste der Wagen mit quietschenden Reifen davon.«
Der Magen sank mir in die Kniekehlen. »Wer hat ihn gesehen?«
Er baute sich etwas breiter vor mir auf. Die Zeit des verbalen Schlagabtauschs war eindeutig vorbei. »Wollen Sie gerichtsmedizinische Beweise? Die Kugel, die Peter Wyoming tötete, war ein Neun-Millimeter-Kaliber.« Er neigte den Kopf, um zu sehen, ob ich ihm folgen konnte.
Mir wurde ganz schlecht. Beretta-Neun-Millimeter-Pistolen waren die Standardbewaffnung der Nato-Truppen, einschließlich der amerikanischen Marineoffiziere.
»Selbst ein Haufen Hinterwäldler-Cops aus China Lake kann da eins und eins zusammenzählen«, sagte McCracken.
»Sie liegen falsch. Meinem Bruder ist irgendwas zugestoßen. Sie müssen ihn finden.«
»Oh, keine Sorge«, antwortete er. »Das werden wir.«
Ich setzte mich ins Auto und drosch den Gang rein. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Es stimmte einfach nicht. McCracken hatte alles falsch ausgelegt. Mit quietschenden Reifen bog ich von der Polizeiwache auf den China Lake Boulevard. Innerlich kochte ich noch wegen McCrackens Arroganz, seiner Leichtgläubigkeit, seiner kleinstädtischen Kurzsichtigkeit. Er hatte sich für die naheliegende Lösung entschieden und sich einfach geweigert, die schreckliche Komplexität der Situation zu erkennen. Anscheinend hatte nur ich eine Vorstellung davon, wie es wirklich gewesen sein konnte. Ich musste die Konfrontation mit den Standhaften suchen. Ich musste Chenille Wyoming finden und sie zwingen, ihre Lügen zu widerrufen. Ich musste es versuchen, egal, wie. Wenn McCracken innerhalb der letzten Stunden mit ihr gesprochen hatte, musste sie noch irgendwo in der Nähe sein.
Und ich musste Brian und Luke finden.
Ich fuhr zum Haus zurück. Es wirkte verlassen, dunkel und angsteinflößend. Ich fand ein Stück Schmierpapier, schrieb eine Nachricht und versteckte sie unter einem Stein in der Einfahrt. B – Ich bin o.k. Ruf an. E.
Ich suchte mir ein Zimmer in einem Hotel mit ausgelatschten rotbraunen Teppichen und einer Wanduhr, die die Zeit in Rio und Neu-Delhi anzeigte. Der schwammigen jungen Frau an der Rezeption kam ein Nachtgast, der kein Gepäck bei sich hatte und nach verbranntem Müll roch, offenbar etwas seltsam vor. Sie holte den Manager. »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er ohne jeden Anflug von Freundlichkeit.
»Ich brauche ein Zimmer. In meinem Haus hat es gebrannt.«
Die Empfangsdame begleitete mich tatsächlich bis zu meinem Zimmer. »Haben Sie einen Wäscheservice?«, fragte ich. Sie antwortete, dass ich meine Sachen am Morgen abgeben könne. Mir war nicht nach Schachern zumute. »Ich gebe Ihnen 20 Dollar, wenn Sie meine Sachen sofort in eine Waschmaschine stecken.« Als sie meine Klamotten weggebracht hatte, stellte ich mich unter die heiße Dusche und schrubbte mir die Haut, bis es wehtat. Danach wickelte ich mich nackt in die Bettdecke ein. Ich ließ alle Lichter an und stellte den Fernseher auf CNN.
Mein Kopf stand kurz vor der Explosion. Peter Wyoming war erst erschossen und dann verbrannt worden. Was steckte dahinter? Hatte es was mit den an die Wände gesprühten Botschaften zu tun? Merkwürdigerweise konnte ich mich noch genau an die Bibelstellen erinnern. Auf dem Nachttisch lag eine Gideon-Bibel.
Matthäus 4,8-9. Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.
Offenbarung 13,1.4. Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen … und sie beteten das Tier an
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