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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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der jetzt noch helfen kann.«
    »Du?« Brian nickte. »Und dann hast du zugestimmt?«
    »Das hättest du auch, wenn du seine Stimme gehört hättest. Er klang so seltsam, so -«
    »Psychotisch?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Er …« Brian überlegte. »Hast du schon mal eine Bandaufnahme aus dem Cockpit gehört, von jemandem, der weiß, dass er nicht mehr lange zu leben hat? Sein Triebwerk brennt, oder er kommt aus dem Trudeln nicht mehr raus, und die Cockpithaube öffnet sich nicht, oder der Schleudersitz funktioniert nicht, und er spricht mit dieser ruhigen Stimme. Vielleicht hört man ihm den Beschleunigungsdruck an, aber er ist nicht in Panik. Ich habe jetzt dieses und jenes probiert und versuch es noch mal mit was anderem. Aber eigentlich weiß er, dass es das jetzt war. Dann bekommt eine Stimme diesen Tonfall, dem man die Ausweglosigkeit anmerkt. Er hat endgültig mit allem abgeschlossen.« Er blickte mich an. »Genau so hat sich Wyoming angehört.«
    Er begann in dem winzigen Badezimmer auf und ab zu traben. »Er wollte zu mir nach Hause kommen, aber ich habe gesagt, nie im Leben. Also haben wir uns darauf geeinigt, uns vor der Nazarenerkirche in der Innenstadt zu treffen. Er sagte, er könne es bis zehn schaffen. Ich war mit Luke im Kino, danach hab ich ihn bei Marc abgesetzt. Ich fuhr noch einmal bei mir vorbei und -«
    »Verdammt!« Ich starrte ihn an. »Du bist zurückgefahren, um die Pistole zu holen.«
    »Ja, aber darum geht’s jetzt nicht. Das Haus war zerstört. Die Möbel waren zerschlagen und alle Wände vollgesprüht.« Er blieb stehen. »Es war eine Falle. Ich bin zurück zu Marc gerast, weil ich dachte, sie hätten es wieder auf Luke abgesehen.«
    Unter der hellen Badbeleuchtung sah er noch bleicher aus. Seine Augen glänzten. Mir zog es den Magen zusammen.
    »Das ist doch nicht alles, Brian. Ich will alles wissen!«
    Er zögerte noch und atmete tief aus und ein.
    »Ich hab die Leiche gefunden, Brian.«
    »Oh Gott, Evan.«
    »Erzähl mir den Rest.«
    Er ließ die Schultern hängen und griff vorsichtig nach meinem Arm. »Es tut mir so leid. Ich hätte nie gedacht …« Er rieb sich die Stirn. »Ja, als ich nach Hause gekommen bin, lag Wyoming tot auf dem Boden.«
    »Was?«
    »Evan, ich entschuldige mich. Gott, ich hab nicht daran gedacht, dass du nach Hause kommst und so was vorfinden könntest. Aber als ich das sah, als ich gesehen habe, was sie mit ihm angestellt hatten, in meinem Haus – und das, nachdem er mir erzählt hatte, dass wir in Gefahr sind … Ich musste Luke schützen. Ich hab gedacht, sie wollen ihn entführen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken, also bin ich -«
    Ich hob die Hand. »Warte. Du hast Wyomings Leiche im Haus gefunden?«
    »Ja.« Ein fragender Blick.
    »Beschreib mir das genau.«
    Noch mehr Verwirrung. »Er lag auf dem Wohnzimmerboden. Sein Kopf lehnte an der Couch und er hatte einen großen roten Fleck auf der Brust.«
    »Du bist sicher, dass er tot war.«
    »Absolut.«
    Ich atmete tief durch. »Als ich ankam, steckte seine Leiche in einer brennenden Mülltonne im Garten.«
    Unsere Blicke trafen sich. Uns war gleichzeitig klar geworden, dass der Mörder im Haus gewesen sein musste, als Brian eintraf. Er musste sich versteckt und später sein Werk vollendet haben. Vor Entsetzen lief es mir kalt den Rücken hinunter. Brian wurde noch bleicher.
    »Ich hab dich in Gefahr gebracht«, stammelte er. »Du hättest ihm begegnen können, nachdem ich gegangen war …«
    »Du musst das der Polizei erzählen.«
    »Sie werden mir nicht glauben.«
    »Du musst es versuchen.«
    Aber ich konnte mich der in mir aufsteigenden Hoffnungslosigkeit nicht erwehren. Durch sein Verhalten hatte er sich wahrscheinlich selbst reingeritten. Er war vom Schauplatz eines Mordes geflohen – Polizei und Strafverfolgung würden das als Schuldeingeständnis auslegen.
    »Wo ist die Pistole, die du mir geben wolltest?«, fragte ich.
    »Weg.«
    Ich ging fast in die Luft. »Brian, erzähl mir jetzt bitte nicht, dass du sie weggeschafft hast.«
    »Zum Teufel, doch! Ich kann keine Anzeige wegen Besitzes einer nicht registrierten Feuerwaffe gebrauchen. Das könnte einen Eintrag wegen schlechter Führung geben.«
    »Sie hätten dann aber ballistische Tests damit durchführen und beweisen können, dass es nicht die Tatwaffe ist.«
    Er blinzelte. Daran hatte er nicht gedacht.
    »Wo ist deine Dienstpistole?«
    »Da, wo sie immer ist. Im Wandschrank.«
    »Bist du sicher?«
    Er öffnete den Mund und schloss

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