Gottesdienst
und sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kämpfen?
Offenbarung 13,18. Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist 666.
Mir standen die Haare zu Berge. Teufelsanbetung? Diese Passagen waren mit Bedacht von jemandem ausgewählt worden, der seine Botschaft verbreiten wollte – in roter Sprühfarbe, in Blut und Flammen. Ich klappte die Bibel zu.
Wo steckten nur Brian und Luke? Wenn es ihnen gut ginge, hätte Brian mich längst angerufen. Er hatte meine Mobilnummer. Ich nahm das Handy aus meiner Handtasche, als ob ich es dadurch zum Klingeln bringen könnte.
Der Akku war leer.
Ich warf das Telefon auf den Nachttisch und ließ mich in die Kissen sinken. Das ergab alles keinen Sinn. Lauter Widersprüche, völliges Chaos. Ganz tief drinnen konnte ich die Stimme eines Toten hören. Das Böse … es ist da draußen, und es ist hungrig.
Ich schreckte hoch. Dann schnappte ich mir das Hoteltelefon und rief Jesse an.
Seine Stimme klang noch ganz schlaftrunken. Ohne lange Vorrede sagte ich: »Baby, es sieht schlecht aus. Pastor Pete ist tot.« Dann erzählte ich ihm den Rest. Es dauerte nicht lange, bis er völlig wach war und klarer denken konnte als ich. Er unterbrach mich.
»Brian wird einen Strafverteidiger brauchen.«
Ich gab keine Antwort.
»Jemand, der die ganz schweren Geschütze auffährt«, fügte er hinzu. »Das ist absolut erforderlich. Die Cops werden sich auf ihn stürzen wie die Hyänen. Er muss sich dagegen schützen.«
Ich starrte an die Decke. »Stimmt.«
»Ist Luke bei dir?«, fragte er.
»Nein.« Ich gewährte ihm einen weiteren kleinen Einblick in das Chaos. »Ich weiß nicht, wo Luke ist.«
Lange Sekunden blieb es still am anderen Ende der Leitung. Dann räusperte er sich. »Ich komm zu dir.«
Die Empfangsdame brachte mir meine gewaschene Kleidung gegen vier Uhr nachts zurück. Trotz allem war ich eingenickt. In Laken eingewickelt stolperte ich zur Tür. Ich dankte ihr, warf die Sachen auf einen Stuhl und ließ mich sofort wieder ins Bett fallen.
Nur wenig später weckte mich ein Geräusch an der Tür. Es klang wie ein Schlüssel, der ins Schloss gesteckt wird. Ich war mit einem Schlag wach.
Der Schlüssel drehte sich. Ein Lichtstreif fiel durch den Spalt. Ich hatte die Sperrkette eingelegt. Jemand stieß eine leise Unmutsäußerung aus. Ich warf die Bettdecke ab und zog mich so schnell an, wie ich konnte.
Ein Flüstern. »Evan, lass uns rein.«
»Brian?«
»Nein, Bugs Bunny. Jetzt mach schon auf.«
Ich hätte ihm eine reinhauen können. Aber als ich die Kette aushängte, verebbte mein Groll so schnell, wie er aufgeflammt war. Brian sah um zehn Jahre gealtert aus. Luke schlief in seinen Armen.
»Wo hast du gesteckt?«, fragte ich.
»Bei Marc Dupree. Ich konnte dich nicht übers Handy erreichen. Ich hab bei jedem Hotel in China Lake angerufen, bis ich dich endlich gefunden habe.«
»Wie bist du an den Schlüssel gekommen?«
»Du heißt Delaney, ich heiße Delaney. Die Frau an der Rezeption hat keine Fragen gestellt.«
Vorsichtig legte er Luke aufs Bett. Sein schwarzes Haar war zerzaust, und sein Shirt hatte Schokoladeneisflecken. Ich deckte ihn zu und löschte das Licht.
»Was war das von wegen Feuer bei mir im Haus?«
Ich zog ihn ins Badezimmer und schloss die Tür. Ich konnte kaum meine Stimme beherrschen. »Peter Wyoming ist tot. Hast du das gewusst?«
Natürlich wusste er das. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Die Polizei sucht nach dir. Hast du das gewusst?«
»Das passt doch.«
Ich versuchte langsamer zu atmen. »Was ist passiert?«
»Wyoming rief mich an, nachdem du weg warst. Er wollte sich mit mir treffen.«
»Bist du sicher, dass es Wyoming war?«
»Ich …« Ein ratloser Blick. »Ja, es war sein ländlicher Akzent. Er sagte, er müsse mit mir sprechen, es sei extrem dringend.«
»Und du warst einverstanden?«
»Ich hab ihm gesagt, dass er sich zum Teufel scheren soll. Und er darauf: ›Ich weiß, dass ich der Letzte bin, mit dem Sie sprechen wollen, aber es ist ein Notfall.‹ Er sagte, wir seien in großer Gefahr.«
»Wir?«
»Das war das Wort, das er verwendet hat. Ich weiß nicht, ob er sich und mich gemeint hat oder seine Kirche oder ob er von sich in der Mehrzahl gesprochen hat. Er sagte, er hätte rausgefunden, was los ist. Ich fragte ihn, was er damit meint, aber er wollte sich am Telefon nicht näher dazu äußern. Und dann sagte er noch: Sie sind der Einzige,
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