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Gottesdienst

Titel: Gottesdienst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Gardiner
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»Wir haben noch nicht einmal zu kämpfen begonnen, noch nicht eine einzige Faust erhoben.«
    Sie stand auf. Langsam griff sie in ihren rechten Stiefelschaft und zog ein Jagdmesser heraus. Sie blickte mir direkt in die Augen, dann rief sie nach Shiloh.
    Das Mädchen eilte zu ihr.
    »Mein Hut«, befahl Chenille.
    Vorsichtig, als ob sie einen Brautschleier lüftete, hob Shiloh den Stetson von Chenilles Kopf. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Chenille fuhr mit einer Hand über ihren langen lehmfarbenen Zopf.
    »Die Heilige Schrift erklärt uns, dass ihr Haar der ganze Stolz einer Frau ist. Sie trägt es lang, um ihren Ehemann zu preisen, und als Zeichen seiner Autorität.«
    Ihr verächtlicher Blick auf meine Kurzhaarfrisur ging mir durch und durch.
    »Aber mein Mann hat uns verlassen. Von heute an geben wir unsere körperliche Pracht auf. Geschoren ziehen wir in die Schlacht.«
    Mit einer einzigen flüssigen Bewegung schnitt sie den Zopf mit dem Messer ab.
    »Erzählen Sie den Lakaien des Satans, dass wir bereit sind zum Kampf. Hier, zeigen Sie ihnen, dass ich keine Witze mache.«
    Schnell wie eine Klapperschlange schleuderte sie den abgetrennten Zopf in meine Richtung. Reflexartig fing ich ihn auf. Seine Wärme und sein Gewicht überraschten mich – erschrocken ließ ich ihn fallen.
    Chenille richtete ihr Messer auf meinen Bauch. »Und jetzt raus.«
    Aber gern. Ich zwang mich, nicht zu rennen, um mir wenigstens einen Teil meiner Selbstachtung zu bewahren.
    Curt Smollek lehnte draußen an der vorderen Stoßstange meines Explorers. Er warf mir ein behäbiges gelbes Lächeln zu und deutete auf die Worte Blow Job. »Machen Sie Reklame für sich, oder was?«
    Er hatte die Aufblaspuppe auf mein Bett gelegt, da war ich mir sicher. »Weg da«, fauchte ich ihn an.
    Dann sah ich, dass er sein Gewehr gegen mein Auto gelehnt hatte. In den Händen hatte er meine Wagenpapiere und ein paar andere Dinge, die in meinem Handschuhfach gelegen hatten – eine CD der Mavericks und Michael Crichtons Timeline.
    »Geben Sie das wieder her, Sie armseliger Möchtegern-Schläger!«
    Er wich mir aus, hielt mir die Sachen hin und zog sie wieder zurück. Dabei fiel sein Gewehr um.
    Hinter mir hörte ich Paxtons eisige Stimme. »Heb das auf!«
    Smollek griff eilig nach der Waffe. »Sorry, Ice, aber sie trägt Schmuggelware bei sich. Gottlose Musik und satanistische Bücher.«
    Ich griff nach der CD, aber Paxton stoppte mich. »Dieses Gebiet untersteht der Hoheitsgewalt der Standhaften, und Sie haben sich unserer Gesetzgebung zu unterwerfen, wenn Sie es betreten.«
    Er nickte Smollek zu. »Konfisziere die verbotenen Artikel.«
    Nichts bringt so sehr das Blut in Wallung wie die Einsicht, dass man sich auf verlorenem Posten befindet. Ich stieg in den Wagen. Als ich den Motor startete, klopfte Paxton ans Fenster. Ich ließ es nicht herunter.
    Er drückte sich näher an die Scheibe. »Kennen Sie die Schilder, die die Regierung im Hinterland des Stützpunkts aufgestellt hat?«
    Natürlich kannte ich sie: Betreten verboten! Vorsicht Schusswaffengebrauch!
    »Von nun an gilt das auch für hier.« Die Scheibe beschlug von seinem Atem. »Ich habe Sie gewarnt.«
    Ich machte, dass ich wegkam.
     
    Der Explorer zog eine Staubfahne hinter sich her, als ich zurück in die Stadt raste. Mit kreidebleichen Händen umklammerte ich das Lenkrad. Auf der asphaltierten Straße gab ich noch mehr Gas, die merkwürdigen Geräusche im Fond des Wagens ignorierte ich. Das war ein sinnloses Unterfangen gewesen. Sinnlos und dumm. Alles, was ich erreicht hatte, war das Feuer der Antipathie und die Herrschsucht der Standhaften noch mehr anzufachen. Hoheitsgewalt? Ohne mich.
    Eine Frage ging mir nicht aus dem Kopf. Wem gehörte Angel’s Landing eigentlich? Den Standhaften? Oder hatte die Kirche Anhänger in China Lake? Ich konnte im Grundbuch nachsehen und es herausfinden. Es war nur ein winziges Detail, aber viel mehr hatte ich nicht in der Hand. Ich donnerte am Stadtschild von China Lake vorbei.
    Da war wieder dieses seltsame Geräusch. Eine Art tiefes Brummen. Endlich blickte ich in den Rückspiegel und schrak zusammen. Hinter mir kreiste ein Tornado aus winzigen braunen Körpern. Der Wagen war voller Wespen.
    Und dann waren sie plötzlich überall um mich herum. Ein Summen wie bei einer gekappten Stromleitung. Wütende Insekten prallten gegen die Windschutzscheibe und das Armaturenbrett und verfingen sich in meinem Haar. Ein Brennen durchzog meinen Arm. Ich riss den Arm vom

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