Gottesdienst
Lenkrad, und trat auf die Bremse, dann spürte ich auch schon den nächsten Stich in meinem Nacken. Sie waren überall. Es kitzelte unter meinem Hemd, dann bohrte sich ein Stachel in meine Brust. Der Wagen schlitterte quer über den Bordstein in eine Baulücke und prallte gegen eine Yuccapalme. Ich riss die Tür auf und sprang nach draußen.
Wie von Sinnen schlug ich auf mein Hemd ein, auf meine Haare, warf die Arme in die Luft, drehte mich, ließ mich schließlich auf den Boden fallen und wälzte mich wieder und wieder im Dreck. Ich fühlte, wie etwas in meinen Shorts auf meinen Schritt zukrabbelte. Ich zerrte den Reißverschluss auf, riss mir die Hose herunter und schlug auf meinen Slip ein.
Ein Auge war bereits am Zuschwellen. Es war, als ob ich in Flammen stünde. Mittlerweile hatten die Wespen aufgehört zu stechen, aber ich schlug immer noch um mich, spuckte, schrie und wedelte mit den Armen. Erst als ich heiße Auspuffgase an meiner Schulter spürte, wurde mir bewusst, dass der Motor noch lief und ich gefährlich nah an den Auspuff gerollt war. Über meinem Kopf las ich Doggy Sty.
Dann hörte ich, wie eine Wagentür zugeworfen wurde. Ich musste an meinen angegrauten Slip denken und wie mich meine Mutter immer dazu angehalten hatte, alte Unterwäsche wegzuwerfen, weil man nie wissen konnte, ob man nicht einen Unfall haben würde, bei dem einem der Rock hochrutscht. Ich hasse es, wenn sie das letzte Wort hat – und dabei auch noch Recht behält.
Die Silhouette eines Mannes erschien in der gnadenlosen Mittagssonne. Er ging neben mir auf die Knie. »Bewegen Sie sich nicht.«
Ich hatte aufgehört, mich zu wehren, aber jetzt fröstelte mich trotz der Sonne und des heißen Sands. Vorsichtig klaubte der Mann tote Wespen von meinem Hemd. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen.
»Anscheinend haben Sie Dutzende von Stichen abbekommen. Verdammt. Sind Sie allergisch? Wir müssen Sie sofort in die Notaufnahme bringen.«
Ich schielte ihn an. »Sind Sie Arzt?«
»Nein, Lady.« Er beugte sich etwas zur Seite. Jetzt konnte ich sein Gesicht erkennen. Der Kampfpilot mit dem energischen Kinn. »Garrett Holt, U.S. Navy, stets zu Ihren Diensten.«
11. Kapitel
Holt wartete auf mich, bis die Behandlung beendet war. Die Arme in die Hüften gestemmt, stand er im Empfangsbereich. Betroffenheit spiegelte sich in seinem Gesicht. Ich hatte mir ein rosa Strandhandtuch wie einen Sarong um die Hüften geschlungen. Er hatte es in meinem Wagen gefunden und mich darin eingewickelt, bevor er mich in seinen schwarzen Jeep verfrachtet hatte.
»Was haben sie gesagt?«
Er trug seine Khaki-Uniform mit Leutnantsstreifen am Kragen; sein Hemd und die Hosen hatten messerscharfe Bügelfalten. Er war nicht sehr groß, eher von meiner Körpergröße, aber er hatte die kompakte muskulöse Statur eines Terriers. Sein drahtiges braunes Haar war kurz geschoren, und seine dunklen Augenbrauen bildeten einen guten Ausgleich zu seinem großen Kinn.
Ich winkte mit den Benylin-Tabletten und der Salbe, die mir der Arzt gegen die Schwellungen und den Juckreiz gegeben hatte. »Ich habe keinen Allergieschock, sonst wäre ich schon längst tot. Für die Ärzte war das kein Notfall, nur ein leichtes Ärgernis.«
Mir war heiß, ich fühlte mich verkrampft. Als wir ins Sonnenlicht traten, schloss ich kurz die Lider.
»Kann ich Sie irgendwo hinbringen? Nach Hause?«, fragte er.
»Nur zurück zu meinem Wagen, Leutnant.«
»Mein Name ist Garrett.« Er öffnete die Tür seines Jeeps und hielt sie für mich auf. »Sie sehen wirklich fertig aus. Soll ich Ihnen vorher noch einen Kaffee besorgen? Vielleicht ein Sandwich oder ein Stück Kuchen?«
Mir war eher nach einem Single-Malt-Scotch. »Vielen Dank. Sie sind sehr freundlich, aber ich muss nach Hause.«
Er schaute mich prüfend an. »Müssen Sie Ihren kleinen Jungen abholen?«
»Er ist mein Neffe.«
Seine Schultern entspannten sich, in seinen Augen blitzte das Verlangen auf. Er hatte den Nachbrenner eingeschaltet. Es ist gar nicht ihr Kind. Ein kurzer Blick auf meine linke Hand – kein Ehering. Ich konnte förmlich hören, was er dachte: Dieser Kampfeinsatz würde leichter werden, als er es für möglich gehalten hatte. Kein Gegner würde am Horizont aufsteigen, um sich mit ihm anzulegen. Kein Ehemann, kein Kind, nichts.
Ich fühlte mich miserabel. Warum hatte ich nur an der Tankstelle mit ihm geflirtet? Da hätte ich ihm ja gleich ein rohes Steak zuwerfen können. Oder Spitzenwäsche. Die Sache war mir
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