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Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Gottesfluch: Thriller (German Edition)

Titel: Gottesfluch: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Becker
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Hätte es mehr als eine Zisterne an dem Ort gegeben, an dem die Sicarii das Relikt versteckt haben, wäre es da nicht sinnvoller gewesen zu schreiben: ›die Zisterne am Nordrand des Tempelbergs‹ oder dergleichen? Ich glaube, dass das, was hier aufgeschrieben wurde, bedingt, dass es nur eine einzige Zisterne an dem Ort, den sie ausgesucht haben, gab. Und dass es eine Zisterne war, die jeder kannte.«
    »Deshalb dachte ich ja, der Hiskija-Tunnel wäre die richtige Stelle. Er existierte damals ganz sicher, und er war die größte und berühmteste aller Zisternen in der Nähe von Jerusalem. Aber diese Information widerlegt meine Theorie.«
    »Dann bleibt nur noch eine einzige Schlussfolgerung übrig«, meinte Bronson.
    »Und die wäre?«
    »Dass wir an der vollkommen falschen Stelle gesucht haben. Wo auch immer die Sicarii die Relikte versteckten, es war wahrscheinlich nicht in Jerusalem.« Er gähnte; es war ein langer Tag gewesen. »Wir müssen uns die ganze Inschrift noch einmal sehr genau ansehen.«

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    »Ich war so felsenfest davon überzeugt, dass wir an der richtigen Stelle waren«, meinte Angela. »Es schien alles so gut zu passen, vor allem, weil der Hiskija-Tunnel die naheliegendste Zisterne von allen ist.«
    Es war früher Morgen in der heiligsten aller Städte, und ein lachsfarbener Himmel kündigte einen weiteren glühend heißen Tag an. Sie waren durch die elektronisch verstärkten Rufe der Muezzins geweckt worden, die die Gläubigen zum Gebet mahnten; ein misstönender und doch unvergesslicher Chor im Morgengrauen, der von den Moscheen Jerusalems durch die ruhige Luft schallte.
    Sie saßen wieder in Angelas Zimmer und tranken scheußlichen Instant-Kaffee, dessen Geschmack von dem Kaffeeweißer noch verschlimmert wurde. Bronson hatte geschlafen wie ein Stein, Angela dagegen wirkte blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Wahrscheinlich hatte sie den größten Teil der Nacht über der Bedeutung der Inschrift gebrütet und dem Rätsel, wo die verschwundene Schriftrolle versteckt war.
    Bronson nahm die Blätter, auf denen sie die Übersetzung der Inschrift notiert hatten, vom Tisch und überflog den unzusammenhängenden Text. Er hoffte auf eine Inspiration.
    »Dieser Satz mit ›Jüngster Tag‹ würde auch sehr gut zu dem Brunnen der Seelen passen, dieser Höhle auf dem Tempelberg, in der sich nach dem Glauben der Moslems die Toten versammeln, um auf Gottes Urteil zu warten, wenn die Welt endet.« Er machte eine kleine Pause. »Nein, Sekunde mal. Die Sicarii waren keine Moslems. Und wenn ich mich recht entsinne, ist der Islam als Religion erst ein halbes Jahrtausend nach dem Fall von Masada entstanden, also muss unsere Annahme über den Ort falsch sein.«
    Angela schüttelte den Kopf. »Ganz so einfach ist das nicht, Chris. Ich wollte nicht andeuten, dass das Versteck etwas mit diesem ›Brunnen der Seelen‹ zu tun hätte. Meine Interpretation des ›Jüngsten Tages‹ bezog sich darauf, dass dieser Ausdruck auf den jüdischen Glauben anspielt, was den Dritten Tempel angeht; die Juden glauben, das Ende der Welt zieht herauf, kurz nachdem er gebaut würde. Yosef Ben Halevi hat uns davon erzählt, falls du dich erinnerst. Wie die Moslems glauben auch die Juden, dass der ›Ort des Jüngsten Tages‹, also der Ort, an dem die Welt enden wird, der Tempelberg sein wird.«
    Bronson sah sie zerknirscht an. »Verdammt!«, knurrte er. »Und ich dachte, ich hätte den entscheidenden Fehler in deiner Argumentation gefunden. Wenn also dieses Armageddon ganz bestimmt hier in Jerusalem stattfindet, müssen die Sicarii die Silberne Schriftrolle auch irgendwo hier versteckt haben. Mit Sicherheit können wir nur davon ausgehen, dass sie sich dafür nicht den Hiskija-Tunnel ausgesucht haben.«
    Sekundenlang starrte Angela ihn mit versteinerter Miene an.
    »Was?«, fragte Bronson.
    »Habe ich dir schon mal gesagt, dass du ein Genie bist?« Angelas Augen glänzten.
    »Nicht annähernd oft genug«, erwiderte Bronson bescheiden. »Was habe ich denn diesmal richtig gemacht?«
    »Du hast gerade die Verbindung hergestellt, die ich übersehen habe. Ich war so sicher, was den Tempelberg angeht, dass ich Armageddon vollkommen vergessen hatte. Und das liegt ganz woanders.«
    »Ich dachte immer, Armageddon wäre ein Ereignis, kein Platz.«
    »Die meisten Leute, die davon reden, meinen damit auch das Ende der Welt. In Wirklichkeit jedoch ist es tatsächlich ein Ort. Er heißt Har Megiddo, der Hügel von Megiddo, und liegt etwa

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