Gottesfluch: Thriller (German Edition)
dass wir sie haben, sind wir nicht in Gefahr … ebenso wenig wie meine dürftige Pension.«
Angela legte ein Handtuch auf den Kaffeetisch und stellte vorsichtig die Tafel darauf.
»Sieht nicht gerade nach viel aus«, meinte Bronson.
»Das stimmt«, erwiderte sie, »aber wichtiger als das Relikt selbst ist die Bedeutung der Inschrift.« Sie strich mit ihrer behandschuhten Fingerspitze über die Inschrift auf der Tafel und sah dann ihren Exmann an. »Vergiss nicht, wie viele Menschen deswegen schon gestorben sind. Der Besitzer der Bude im Souk, die O’Connors, wahrscheinlich Kirsty Philips, und sogar Yacoub und seine Schläger in Rabat … der Tod all dieser Leute hat etwas mit diesem eher langweilig aussehenden Lehmklumpen zu tun, der vor zweitausend Jahren zu Ton gebrannt wurde.«
Bronson nickte. »Wenn du es so ausdrückst, sieht er schon ein bisschen anders aus. Also, was jetzt?«
Angela betrachtete wieder die Tontafel. »Das könnte der Durchbruch in meiner Karriere werden, Chris. Falls Yacoub recht hat, könnte uns diese Inschrift zum Versteck der Silbernen Schriftrolle und der Tafeln von Moses führen. Selbst wenn nur die geringste Chance besteht, eines dieser Artefakte zu finden, werde ich der Spur folgen, wohin auch immer sie mich führt.«
»Und was willst du machen? Dem Museum vorschlagen, eine archäologische Expedition auszurüsten?«
»Niemals«, sagte Angela entschieden. »Vergiss nicht, dass ich noch nicht lange dort angestellt bin. Wenn ich jetzt in Roger Halliwells Büro spaziere und ihm sage, was ich gefunden habe, wird er absolut entzückt sein und mir zweifellos herzlich gratulieren. Dann wird er mich höflich zur Seite schieben, und in zwei Wochen wird die Halliwell-Baverstock-Expedition in Israel ankommen und der Spur der verschollenen Artefakte folgen. Falls sie mich überhaupt auf diese Expedition mitnehmen, dann lassen sie mich wahrscheinlich alle möglichen Scherben untersuchen, die sie finden.«
Bronson sah sie skeptisch an. »Ich dachte, ihr alle wärt Waffenbrüder und -schwestern in den akademischen Hallen – und im gemeinsamen Streben nach Vermehrung des Wissens und dem besseren Verständnis der menschlichen Geschichte?«
»Glaub das ja nicht. Wann immer die Chance auf eine größere Entdeckung besteht, kämpft jeder nur darum, dass sie mit seinem Namen verknüpft wird. All diese ›brüderliche Hilfe‹ löst sich dann in Luft auf, und die ganze Angelegenheit wird zu einem hochgradigen Prestigekampf. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe es schon erlebt. Also werde ich Roger einfach nur sagen, dass ich einen kurzen Urlaub in Israel mache, um einige aramäische Texte zu studieren. Dabei belasse ich es.«
Angela deutete auf die Tontafel, die vor ihr auf dem Kaffeetisch lag. »Nachdem wir jetzt diese Tafel haben, können wir mehr als die Hälfte des Originaltextes entziffern. Das ist eine ausgezeichnete Ausgangsposition, um die Bedeutung der ganzen Inschrift zu entschlüsseln. Ich habe noch Anspruch auf eine Woche Urlaub, und ich wüsste nicht, warum ich den nicht in Israel verbringen sollte, was meinst du?«
»Ich glaube kaum, dass etwas dagegen spricht. Bist du denn sicher, dass Israel der richtige Ort ist, um mit der Suche zu beginnen?«
»Ja, wegen der Anspielung auf Qumran. Wie es dann weitergeht … wer weiß das schon?«
»Also gut«, meinte Bronson und nickte. »Ich komme mit.«
»Das kannst du nicht, Chris. Du steckst mitten in einer Mordermittlung.«
»Nein, keineswegs. Den Bericht über Marokko habe ich bereits fertiggestellt, und mit den Ermittlungen im Mordfall von Kirsty Philips habe ich nichts zu tun. Außerdem habe ich noch Anspruch auf mindestens zehn Urlaubstage. Es wird Dickie Byrd zwar nicht gefallen, aber das ist nicht mein Problem.« Bronson nahm Angelas Hand. »Hör zu, ich will nicht, dass du ganz allein nach Israel reist. Ich möchte gern bei dir sein, damit ich auf dich aufpassen kann.«
Angela drückte seine Hand. »Bist du sicher? Das wäre wundervoll, Chris. Ehrlich gesagt hatte ich keine große Lust, so ganz allein weiterzumachen. Und außerdem sind wir ein ziemlich gutes Team, findest du nicht?«
Bronson lächelte sie an. »Darauf kannst du wetten«, erwiderte er. Das sind wir wirklich, dachte er zufrieden, und nicht nur als leidenschaftliches Schatzjägerpärchen. Aber er wusste, dass er die Dinge nicht überstürzen durfte …
»Genau«, sagte Angela energisch. »Ich suche im Internet Flüge nach Tel Aviv heraus. Danach konzentriere
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