Gottesfluch: Thriller (German Edition)
tun, wenn sie mit Beweisen konfrontiert werden, die ihnen nicht in den Kram passen. Er erklärte, diese Kupferne Schriftrolle wäre eine Fälschung, ein Streich oder nur ein schlechter Witz.
Aber keine dieser Behauptungen war besonders überzeugend. Wenn es kein echtes Dokument wäre, musste man sich die Frage stellen, warum die Hersteller dieser Schriftrolle sich so viel Mühe gemacht hatten, als sie sie schufen. Ich meine, wozu der ganze Aufstand? Und obwohl wir nicht sehr viel von den Gemeinschaften wissen, die während dieser Periode in Judäa existierten, gibt es bisher keinerlei Hinweise darauf, dass unter ihnen besonders einfallsreiche Scherzbolde gewesen wären. Selbst wenn, warum sollten sie sich so viel Mühe machen, eine Schriftrolle herzustellen und sie dann in einer entlegenen Höhle zu verstecken, wo sie niemand die nächsten hundert oder vielleicht sogar tausend Jahre finden konnte? Vergiss nicht, die Schriftrollen vom Toten Meer wurden rein zufällig gefunden!
Aber der entscheidende Punkt ist, dass die Liste auf der Kupfernen Schriftrolle genau das ist: eine Liste. Jeder Gegenstand wird aufgeführt mit seiner Lage, aber ohne jegliche Ausschmückung. Das Ganze liest sich wie die Inventarliste eines Warenlagers, nicht mehr, und das gibt dieser ganzen Geschichte etwas sehr Authentisches.«
»Und die Leute in Manchester haben dieses Ding einfach aufgeschnitten?«, erkundigte sich Bronson.
»Ganz genau. Sie haben nicht erkannt, dass der Ton genauso wichtig war wie das Kupfer, und haben ihn erst einmal entfernt. Ich weiß nicht, wie sie das gemacht haben, aber welche Technik auch immer sie benutzten, sie hat auch das Kupfer beschädigt, sodass es eine Art vernichtender Doppelschlag war. Wahrscheinlich hätten sie besser daran getan, den Ton in Ruhe zu lassen und das Metall Stück für Stück zu entfernen. Stattdessen haben sie die Außenseite der Rolle mit einem starken Kleber bestrichen und sie dann längs mit einer sehr dünnen Säge aufgeschnitten. Das Resultat waren einige Dutzend gebogene Abschnitte der Kupfernen Schriftrolle, welche die Forscher übersetzen konnten, aber natürlich hat allein die Tatsache, dass sie das Metall zerschnitten, einen Teil des Textes zerstört.«
»Wurden denn schon Schätze gefunden?«, erkundigte sich Bronson. »Ich meine, das würde doch den Wert der Schriftrolle bestätigen, oder nicht? Es würde beweisen, dass diese Listen echt sind.«
Angela seufzte. »Wenn es nur so einfach wäre. Die Ortsangaben auf der Schriftrolle bedeuteten vermutlich am Anfang des ersten Jahrtausends noch etwas, heutzutage sind sie jedoch kaum noch zu gebrauchen. Auf der Liste stehen solche Sachen wie: ›in der Höhle neben dem Brunnen, der dem Haus von Hakkoz gehört; grabe sechs Ellen tief: sechs Goldbarren.‹ Das alles ist schön und gut, wenn man weiß, wer Hakkoz gewesen ist und wo sein Brunnen lag. Aber nach zweitausend Jahren sind die Chancen, den Schatz mit einer so vagen Beschreibung zu finden, ausgesprochen gering. Dabei wissen wir sogar etwas über diese besondere Familie, was mehr ist, als man über die meisten anderen Namen sagen kann, die in der Kupfernen Schriftrolle aufgeführt sind. Und zwar deshalb, weil ›Hakkoz‹ in der Geschichte aufgezeichnet ist. Eine Familie dieses Namens waren die Schatzmeister des Zweiten Tempels in Jerusalem. Aber ehrlich gesagt hilft das nicht sonderlich weiter, weil wir nicht wissen, wo sie lebten, und selbstverständlich könnte dieser Name in der Schriftrolle auch eine vollkommen andere Familie Hakkoz meinen.«
Bronson stand auf, streckte seinen schmerzenden Rücken und ging zur Minibar, um sich noch einen Drink zu holen.
»Trotzdem verstehe ich nicht, was das mit der Silbernen Schriftrolle und den Steintafeln von Moses zu tun haben soll.«
Angela nahm das Glas, das er ihr hinhielt. »Sieh dir an, was die Inschrift als Nächstes sagt. Die Erwähnung der Silbernen Schriftrolle impliziert, dass sie irgendwo in einer Zisterne versteckt wurde, und später im Text steht, dass irgendwo einige Tafeln verborgen wurden. Aber nicht nur irgendwelche alten Tafeln – es waren die ›Tafeln des Tempels von Jerusalem‹, und das ist ziemlich aufregend. Außerdem bedeutet es, dass Yacoub vielleicht recht hatte; es besteht zumindest die Möglichkeit, dass diese Tafeln die Gebote beinhalten. Also ist der aramäische Text, von dem sich einiges auf der Tontafel fand, die Margaret O’Connor in die Hände gefallen ist, eine Beschreibung von drei
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